Kronacher Schüler üben sich im Journalismus
Autor: Heike Schülein
Kronach, Montag, 29. Juli 2013
Die Klasse 6 d hat sich bei den Projekttagen des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums mit journalistischem Arbeiten beschäftigt. Für eine Reportage testeten die Schüler Kronacher und Erlangener Eisdielen.
Wassereis oder Milcheis, in der Waffel oder im Becher, süß oder sauer - kann man sich angesichts der Temperaturen in diesem Monat einen "cooleren" Job als den eines Eistesters vorstellen? Genau darin erprobte sich die Klasse 6 d - aber nicht etwa aus reinem Privatvergnügen oder um den "Eishunger" zu befriedigen, sondern für einen Selbstversuch. Das Resultat sollte ein richtig guter Artikel werden.
Die Leckermäuler entwickelten schnell ein feines Gespür für kleine Unterschiede und gingen ihrer Aufgabe sehr gewissenhaft nach. Dabei stellten sie fest, dass das Recherchieren, das Führen von Interviews und das Umsetzen der gesammelten Infos in eine interessante und spannende Reportage durchaus mit viel Arbeit verbunden sind.
"Natürlich geht es beim Eis zunächst einmal um den Geschmack - ob es künstlich oder natürlich, intensiv oder eher langweilig schmeckt, ob es aromatisch ist und so weiter.
Teurer, aber auch größer
"Wir hatten eine kleine Waage dabei. Damit haben wir das Eis mit dem Becher gewogen und anschließend den leeren Becher. Anhand der Differenz haben wir das Gewicht der Kugeln ermittelt", erklärt Simon, der in Haßlach bei Teuschnitz wohnt. Hierbei gab es deutliche Unterschiede zwischen Erlangen und Kronach - mit dem Ergebnis, dass die Kugeln in Erlangen zwar teurer, aber auch wesentlich größer sind. Ein Beleg für das Verwenden chemischer Zusätze sei beispielsweise, wie schnell es schmilzt. "Wenn das Eis in der Sonne langsamer schmilzt, ist mehr Chemie drin", weiß der Reichenbacher Julian. Die Schüler testeten sowohl in Erlangen als auch in Kronach die "typischen" Eissorten Vanille, Schokolade oder Erdbeere - und dazu noch weitere Eissorten nach Wahl.
In die Gesamtwertung wurden auch die Hygiene und Ausstattung der Eisdiele einbezogen sowie das Anrichten der Eissorten und die Größe des Angebots. Dazu gehören auch Spezialsorten, so genannte Eis-Aliens, die es nicht überall gibt - von Whiskey Cream bis zum blauen Kaugummi-Eis. Wichtig war den Schülern auch die Freundlichkeit des Personals. "Manche haben ein wenig mit uns geredet und waren nett. Manche haben einfach nur genickt, als wir bestellt haben, und nicht mal dabei gelächelt. Das gab Punktabzug", sind die beiden "Eis-Fachmänner" eisern.
Simon und Julian gefällt das Projekt und das nicht nur wegen des Eis-Testens. Schließlich sei es wichtig, sich gut ausdrücken und schreiben zu können - jetzt in der Schule, aber auch später im Berufsleben. "Das Projekt ist interessant und macht Spaß" - so ihr Tenor.
Im Schulalltag keine Zeit dafür
"An den Projekttagen wollen wir unsere Schüler mit Themen vertraut machen, für die im Schulalltag keine Zeit bleibt. Journalistisches Schreiben und Recherchieren an zwei verschiedenen Orten und über mehrere Tage hinweg wäre im normalen Schulalltag einfach nicht möglich", erklärt Studienrätin Katja Jungkunz den Sinn der Projekttage. Auf die Idee für das Thema war man auf Grund des Wunsches der Schüler, eine Lehrerin in Erlangen zu besuchen, gekommen.
Nachdem die Schüler alle Ergebnisse in einem vorher festgelegten Kriterienkatalog eingetragen hatten, machte sich die Klasse gemeinsam an die Umsetzung des Artikels. Dabei merkten die Schüler, dass ihnen etwas ganz Wichtiges für eine gute Reportage fehlt: schöne Bilder. Also raus aus dem Klasssenzimmer und zur Eisdiele "Raffaello", gleich um die Ecke. Dort erzählen die Schüler und ihre Lehrerin dem Inhaber, Eros Carrera, von ihrem Projekt. Dieser ist sichtlich beeindruckt. Spontan dürfen alle das Labor seiner Eisdiele besichtigen, wo er und Lebensmitteltechniker Peter Carrera den Herstellungsprozess erklären und Erdbeereis für die Schüler zubereiten.
Beim Schlecken wird klar, dass man selbst nach mehreren Tagen des Eis-Testens einfach nicht genug bekommen kann von dieser "coolen" Köstlichkeit. Wer möchte da nicht noch einmal Schüler sein?
Ob es den Schülern gelungen ist, eine interessante Reportage zu schreiben, davon können sich unsere Leser selbst ein Bild machen. Hier ist der Artikel, den die Klasse 6 d verfasst hat:
Gerührt, nicht geschüttelt
Sommerfrisches Gelb, beerige Rottöne und leuchtendes Grün - uns läuft das Wasser im Mund zusammen. Ein freundliches "Was darf es sein?" führt uns ans Ziel unserer Wünsche. Mit einem erwartungsvollen Strahlen nehmen wir die erfrischenden Eiskreationen in die Hand und sofort schleckt unsere Zunge darüber. "Mmmmhhhhhh, wie lecker!". Wie wird aus verschiedenen Zutaten Speiseeis und welche Unterschiede lassen sich feststellen, wenn man Eisdielen in Kronach und Erlangen testet?
So stellt Eros Carrera sein Eis her. "Wir legen Wert darauf, frische und natürliche Zutaten zu verwenden. Fruchteis stellen wir aus Zucker, Wasser und frischen Früchten her. Milchspeiseeis besteht aus Milch und Eiern. Daher muss es gekocht werden, ehe es in die Eismaschine kommt", erklärt Eros Carrera von der Eisdiele "Raffaello" in Kronach.
Dicht gedrängt stehen die Schüler um die Eismaschine in seinem "Labor", der Küche. Sein Schwager Peter Carrera, ein Lebensmitteltechniker, ergänzt: "Darin drehen sich in einem zylindrischen Gefäß fünf Messer, die die gefrorene Eismasse vom Rand kratzen. Durch das ständige Rühren entstehen keine Klümpchen, sondern die Rohzutaten vermengen sich zu einer cremigen Masse. Das dauert 18 Minuten, bis wir das Ganze in Edelstahlwännchen umfüllen können." Danach kommt die Wanne in den Schockfroster, ehe sie in die Theke gelangt.
Die Rezepte sind seit Jahrzehnten im Besitz der Familie Carrera und werden natürlich nicht verraten. Zuschauen durften wir, wie der Eiskonditor aus Wasser, Zucker und Fruchtmasse den fruchtigen Dauerbrenner Erdbeereis zaubert. "Und weil da frische Früchte drin sind, sieht man also die kleinen grünen Nüsschen", meint Sophia. Beim späteren Verkosten stand für die Eistester vom Kaspar-Zeuß-Gymnasium fest: Eros und Peter verstehen ihr Handwerk und servieren eine aromatische, nicht zu süße Kugel Erdbeereis.
Warum zerläuft Eis schnell oder langsam?
Dann erklärt der Eisspezialist, warum Eis schnell oder langsam zerläuft. Schokoladeneis beispielsweise wird bei 85 Grad pasteurisiert und nach dem Conchieren bei minus 18 Grad im Schockfroster auf minus 40 Grad abgekühlt. Aufgrund dieses hohen Temperaturunterschieds innerhalb kurzer Zeit gewinnt das Eis seine Festigkeit und schmilzt nicht so schnell. Man könnte dem Eis Protektoren zufügen, chemische Zusätze, die dafür sorgen, dass das Eis länger seine Konsistenz behält. Davon nimmt die Eisdiele "Raffaello" jedoch Abstand, weil ihnen natürliches Eis lieber ist.
Eis in verschiedenen Eisdielen und Städten
Eiscreme ist in deutschen Groß- und Kleinstädten zu Hause und wird in zahlreichen Varianten angeboten. Zu den beliebten Klassikern wie Vanille, Schokolade, Stracciatella und Erdbeer gesellen sich Modesorten wie Kokos, Engelblau, Whiskey Cream oder Litschi.
Großen Wert legen die Eisdielen auf Sauberkeit an den Theken. Die Verkaufsflächen werden regelmäßig gewischt, die Portionierer vor dem Eintauchen in eine neue Eissorte ausgespült. "Das ist echt wichtig", meint Nicolas, "schließlich will ich ja in meinem Kirscheis keine Reste von Malaga oder Tiramisu."
Vergleicht man Eisdielen, so stellt man diverse Unterschiede bei Beschaffenheit und Geschmack fest. Nicht in jedem Vanilleeis finden sich die kleinen schwarzen Krümel der Vanilleschote. Stracciatella wartet mit vielen kleinen Schokosplittern auf oder mit wenigen, größeren Brocken Schokolade. Im Schokoeis versteckt sich manchmal ein kräftiger Kakaogeschmack, der in Erlangen Elenas Geschmacksnerven nicht begeistern konnte. "Lecker finde ich die Schokosauce in der Kugel beim Raffaello", so Raphael. "Und ich finde das cremige Vanilleeis in der Fontana spitze", äußert Joane. Letztlich entscheidet jede Zunge selbst darüber, welche Eisdiele und Eissorte sie favorisiert.
Puncto Kundenfreundlichkeit. Verständnis zeigen die Jugendlichen für gestresste Eisverkäufer, wenn sich die Kunden vor dem Tresen drängen. Doch am liebsten kaufen sie Eis bei freundlichem Personal, das gerne ein paar nette Worte mit ihnen wechselt. Und das finden sie sowohl in der Großstadt als auch in ihrer Heimatstadt Kronach.
Höherer Preis, mehr im Becher
Interessant für gerade junge Kunden ist natürlich der Preis. "Wenn ich auf dem Weg zum Bahnhof bin, lockt mich das Eis. Aber so viel Taschengeld hat man eben nicht, dass man sich neben den anderen Wünschen jeden Tag ein Eis kaufen kann", verrät eine Schülerin. In Kronach bezahlt man pro Kugel 80 Cent, bei einem durchschnittlichen Gewicht von 70 Gramm (laut Wiegeergebnis), in Erlangen landen im Schnitt mit einem Preis von 1 Euro 110 Gramm im Becher. Wie werten die Eistester diesen Befund aus? "Ja, in Erlangen gibt es doch viel mehr Eisdielen, da muss man sich gegen die Konkurrenz behaupten."
Ob die Erlanger Eisdielen deshalb auch einen vielfältigeren Dekorationsaufwand betreiben, um Kunden zu locken? Frische Früchte, knackige Nüsse und Kokosraspeln, aparte Schokoplättchen und opulent angerichtete Früchte schmeicheln dem Auge des Betrachters. Als etwas weniger üppig, aber nicht minder verlockend stufen die Schülerinnen und Schüler die Eisauslagen in Kronach ein. Der Qualität des Eises tut das keinen Abbruch. Steht erst ein adrett zurecht gemachter Fruchteisbecher mit Johannisbeeren, Kirschen und Erdbeeren auf dem Tisch, greifen schnell mehrere Hände an die Löffel und der Zuschauer könnte glauben, die Meute hätte seit Tagen nichts zu essen bekommen. Daumen hoch für den Eisverkäufer, denn so macht man Kunden glücklich.
Fazit der Eistester
Zwar ist das Kilo Eis in Kronach etwas teurer, doch kann man sich mit einem durchschnittlichen Taschengeld häufiger die kühle Köstlichkeit gönnen - und isst etwas figurbewusster, schließlich nimmt man ja bei 70 g weniger Kalorien zu sich. "Ist den Kronacher Eisläden wohl wichtig, dass wir nicht zu dick werden?", schmunzelt Elena.