Kronacher Schüler bereiten Festbankett zu
Autor: Marco Meißner
Kronach, Sonntag, 05. Juli 2015
Tina Vadász-Hain von der Renaissance-Gruppe "Flores Artium" des Historischen Vereins Kronach lädt zu einem Festschmaus der besonderen Art ein. Unterstützung erhält sie von Schülern der Tourismusschule Kronach. Ab Montag gibt es Karten für das Bankett.
Tina Vadász-Hain schmunzelt, als sie durch ihre Rezepte blättert. Über 400 Jahre haben sie schon auf dem Buckel. Die daraus kreierten Speisen schmecken heute aber noch genau so gut wie früher. Und die Sprüche der damaligen Schreiber sorgen bei der historisch interessierten Weißenbrunnerin für gute Laune. So zum Beispiel bei den überzogenen Möhren nach Platina, die bei einem Festbankett auf der Festung bald auf den Tisch kommen sollen.
"Wenn man eine Rübe mit Käse überzieht, geradeso, wie man einem Mann den Harnisch anlegt, so heißt man das eine ,überzogene Möhre‘", liest Tina Vadász-Hain vor.
"So weit ist die Schleckerei gekommen, dass man alles zur Wollust erfunden und erdichtet hat."
Viele weitere Rezepte
Neben den überzogenen Möhren hat sich die Leiterin der historischen Gruppe "Flores Artium" noch viele weitere Rezepte ausgeguckt, die am 25. Oktober bei einem Festbankett auf der Festung Rosenberg aufgetischt werden und die Esskultur zur Zeit Lucas Cranachs aufleben lassen sollen. 60 Genießer können dann einen Einblick in die Küche zu Zeiten der Renaissance gewinnen. Alleine wäre das für die Weißenbrunnerin und ihre Helfer aus den Reihen des Historischen Vereins Kronach jedoch nicht zu stemmen. Die Suche nach weiteren Helfern war jedoch erfolgreich.
Die 20 Schülerinnen und Schüler der Tourismusschule in Kronach nahmen die große Herausforderung an. "Die endgültige Planung ist noch nicht festgelegt, der Rahmen aber schon", erklärt Jörg Oßwald. Das heißt, die Aufgabengebiete stehen weitgehend fest, wer wo im Einsatz sein wird, muss aber noch geklärt werden. Klar ist aber, dass die Schüler des ersten Jahrgangs der noch jungen Tourismusschule von den Vorbereitungen bis zur Nachbearbeitung einbezogen werden. So haben sie schon einen Text für einen Flyer erstellt oder sich mit der Kalkulation für ein solches Event befasst. Und am Stichtag selbst werden sie unter anderem auch als Servicekräfte im Einsatz sein.
"Es ist jedem freigestellt, zum Beispiel in der Küche mitzuhelfen oder in anderen Bereichen, die uns interessieren. Auf jeden Fall werden wir am 25. Oktober vor Ort sein", erklärt Lena Reiß.
Eine ideale Übung
Ihre Klassenlehrerin Anja Schlund sieht darin eine ideale Übung für ihre Schüler. "Sie sollen Marketing, Management und praktische Tätigkeiten vereinen können", blickt sie auf das Ziel der Ausbildung. Das Bankett ermögliche noch mehr als der Unterricht an der Schule, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen.
Die Schüler freuen sich, für dieses ungewöhnliche Thema mit Tina Vadász-Hain eine kompetente "Chefin" an ihrer Seite zu haben. "Sie ist da eine Expertin", weiß Lena Reiß. Doch die Schüler haben sich auch selbst mit der Epoche befasst. Angst haben sie vor dieser Aufgabe jedenfalls nicht. "Wir müssen uns auf verschiedene Anlässe einlassen. Das wird später auch so sein."
Rund 20 Speisen sind zuzubereiten
Tina Vadász-Hain ist ihrerseits froh, die Schüler mit an Bord zu haben. Schließlich müssen vier Gänge - rund 20 Speisen - zubereitet und mit einem Rahmenprogramm versehen werden. "Fischsuppe, Salat mit Senf-Eiern, Zunge auf dem Rost gebraten, Lamm in Zitronensoße, Gemüsegerichte, überzogene Möhren, Pasteten und Süßspeisen", nennt die Organisatorin einen Auszug aus der Speisekarte. Dazu gibt es Wein, Bier und Wasser - eben die authentischen Getränke der damaligen Zeit. Jetzt hofft Tina Vadász-Hain, dass die Leute für dieses Bankett aufgeschlossen sind. Doch ihre Erfahrungen, unter anderem aus VHS-Kursen, sind in dieser Hinsicht gut: "Die Leute sind für etwas Neues offen, denke ich. Auch Leute, die mit dieser Epoche nichts zu tun haben, sind erstaunt darüber."
Fachpraxis-Lehrerin Ina Bätz ergänzt: "Das heutige Essen ist auf die Grundlagen der damaligen Küche zurückzuführen." Es komme alles irgendwann wieder. Sogar die heutige Gastronomie habe ihre Wurzeln in dieser vergangenen Epoche. Angst vor den ungewohnten Gerichten muss also niemand haben.