Kronacher Polizist testet die neue Uniform
Autor: Friedwald Schedel
Kronach, Freitag, 01. August 2014
Einer der Kronacher Polizisten sieht seit Freitag anders aus: Statt sandfarbenem Hemd und khakifarbener Hose trägt er marineblau: Gerhard Anders macht mit beim achtmonatigen Trageversuch von 500 bayerischen Polizisten.
"Das fühlt sich ganz gut an", sagt Polizeikommissar Anders zu den neuen, blauen Klamotten aus Baumwolle. Die Uniformteile werden umfassend getestet. Ende 2016 soll dann Schluss sein mit polizeigrün. Obwohl, so grün sind die Polizisten bis jetzt ja gar nicht angezogen: Nur Jacke, Schulterklappen, Wappen und Mütze sind grün, die hellen Hemden sind sandfarben, die dunklen Hosen dazu khakibraun. Mit diesen Grün-Gelb-Brauntönen sind die Ordnungshüter im Freistaat so gut wie allein auf weiter Flur. In den Bundesländern ringsum und auch im Ausland tragen die Polizisten inzwischen blau. Das soll auch in Bayern endlich so sein.
Ein Sammelsurium geworden
Heinrich Weiß, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Kronach, kann sich in seiner langen Polizisten-Laufbahn nicht erinnern, dass er etwas Anderes getragen hat als Grün- und Brauntöne.
Die österreichische Variante
Bayern könnte, wenn man schon auf Blau umstellt, auf die Erfahrungen anderer Länder zurückgreifen, tut man aber nicht. Eine Kommission wählte zunächst aus elf Uniformen die für die Ordnungshüter des Freistaats passende aus. Mit breiter Mehrheit von 78 Prozent gewann die österreichische Variante, jedoch soll auch die Uniform aus Baden-Württemberg von 50 Beamten getestet werden. 500 bayerische Polizisten - 25 Prozent davon Frauen - stellten sich für den am 1. August begonnenen und acht Monate dauernden Trageversuch zur Verfügung. 35 kommen aus Oberfranken, einer aus Kronach - und das ist Gerhard Anders. Der 42-Jährige ist seit zwei Jahren in der Inspektion Kronach tätig. Vorher war er in Coburg und Erlangen eingesetzt. Alle zwei Monate muss Gerhard Anders zusammen mit den anderen Probanden Bericht erstatten. Mit dem achtmonatigen Trageversuch will man alle Jahreszeiten abdecken.
Nicht nur Gerhard Anders, auch Heinrich Weiß ist von der neuen Uniform begeistert. "Der Polizei-Schriftzug ist bei der neuen Uniform besser erkennbar", lobt Weiß. Von Wachleuten oder Sicherheitsdiensten werde man trotzdem gut zu unterscheiden sein.
1000 Euro für eine Person
Die neuen Klamotten haben einen stolzen Preis: Alles zusammen kostet etwa 1000 Euro für eine Person. Wenn Ende 2016 alle bayerischen Polizisten auf Blau umstellen, egal, ob man bei der österreichischen Linie bleibt oder sie abändert, oder gar Teile aus dem Schwabenländle einbindet, wird das dem Hersteller etwa 30 Millionen Euro Umsatz bringen. Und Folgeaufträge, denn es kommen neue Beamte, welche wachsen aus ihren Sachen raus oder es geht etwas kaputt. Bei einer Entscheidung dieses Ausmaßes müsse schon alles passen, meint Heinrich Weiß. Deshalb auch der Trageversuch.
Eine kleine Unzulänglichkeit an den österreichischen Klamotten ist Gerhard Anders schon am ersten Tag aufgefallen: Die Ecken der Beintaschen an den Hosen klappen nach oben. Da müsste der Klettverschluss breiter aufgebracht sein. Anders und seine 499 Kollegen werden sicher noch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag einbringen, der die bayerischen Ordnungshüter noch fescher aussehen lässt als die österreichischen. Dazu sei der Trageversuch ja schließlich da, sagt Weiß.