Kronacher Landwirte fahren mit dem Trecker nach Berlin
Autor: Sandra Hackenberg
Kronach, Dienstag, 26. November 2019
Deutschlands Landwirte haben genug von immer strengeren Verordnungen und machten ihrem Ärger am Dienstag in der Hauptstadt Luft. 16 Bauern aus dem Kreis Kronach kamen mit ihren Treckern - und klaren Botschaften.
Trecker sind in Deutschlands Hauptstadt eine Seltenheit. Doch am Dienstag haben sie zu tausenden Berlins Straßen bevölkert und den Verkehr zum Erliegen gebracht - mittendrin auch 16 Landwirte mit ihren Schleppern aus dem Kreis Kronach.
Jörg Limmer ist einer von Ihnen. "Ich war vorher noch nie in Berlin und jetzt stehe ich mit meinem Trecker unter dem Brandenburger Tor mit Blick auf die Siegessäule", berichtet der Kronacher Rinderwirt via Handy. "Das ist ein emotionaler Moment für mich."
Dabei ist der Anlass seines Besuchs ein unerfreulicher: Etwa 40 000 Landwirte aus ganz Deutschland sind in die Hauptstadt gepilgert, um gegen die Pläne der Bundesregierung für mehr Natur- und Tierschutz zu demonstrieren - etwa 8600 von ihnen kamen mit dem Traktor.
Ständig neue Verordnungen und immer strengere Regeln: Die deutschen Bauern haben genug. Nachdem sie in den vergangenen Wochen bereits als eine Art stiller Protest grüne Holzkreuze auf ihren Äckern aufgestellt haben, machten sie ihrem Ärger über die aktuelle Agrarpolitik in Person von Umweltministerin Svenja Schulze nun im Herzen der Hauptstadt Luft.
350 Kilometer mit dem Trecker
Limmer und seine Berufskollegen aus dem Kreis Kronach haben dafür 350 Kilometer zurückgelegt. "Am Montagmorgen um 6.30 Uhr ging es los", erzählt der Landwirt. "Auf dem Weg zum Treffpunkt in Triptis (Ostthüringen) kamen aus den Seitenstraßen immer mehr Trecker hinzu." Auf der Autobahn sei der Konvoi 15 Kilometer lang gewesen, der mit 20 Kilometern pro Stunde Richtung Berlin gerollt ist.
"Die Landwirtschaft ist am Tiefpunkt angelangt", fasst Limmer seine Beweggründe für die Teilnahme an der Sternfahrt ernüchtert zusammen. "In Deutschland werden Maßstäbe gesetzt, die uns in Konkurrenz zum Ausland nicht mehr wettbewerbsfähig sein lassen." Egal ob Nitratbelastung, Insektensterben oder CO2- Ausstoß: "Es gibt nichts, woran die Landwirte angeblich keine Schuld haben - und irgendwann kocht das Fass eben über."
Die Bauern kritisieren nicht nur die fehlende Wertschätzung. Sie fürchten um ihre Existenz. "Ich habe den Rinderzuchtbetrieb mit Ackerbau von meinen Eltern übernommen", berichtet Michael Fischer aus Gehülz, der den oberfränkischen Konvoi mitorganisiert hat. "Doch wenn es so weitergeht, würde ich nicht wollen, dass ihn meine Kinder übernehmen."