Kronacher Henry Hatt ist der Lauensteiner Geschichte auf der Spur
Autor: Marco Meißner
Kronach, Dienstag, 04. Juni 2019
Der Kronacher Autor Henry Hatt befasst sich mit Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg. Nun richtet sich sein Blick auf die Burg Lauenstein.
Die Burg Lauenstein thront märchenhaft am Rennsteig. Idyllisch ist es dort aber nicht immer zugegangen. Davon ist jedenfalls Henry Hatt überzeugt. Der Autor und Geschichtsforscher blickt in einem neuen Buch auf die Rolle des Bauwerks zur Zeit des Zweiten Weltkriegs zurück.
Herr Hatt, Sie sind Geschichtsforscher - als Hobby oder aus beruflichen Gründen?
Henry Hatt: Die Geschichtsforschung ist mein leidenschaftliches Hobby; sie hat keine beruflichen Gründe und ist vor allem keine "Schatzsuche", von der ich mich distanziere. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind Tausende, zum Teil sehr wertvolle Kunstwerke verschollen. Einige davon sind in den USA, andere im Kreml, aber ein großer Teil lagert mit Sicherheit noch in unterirdischen Verstecken. Diesen Nachweis zu führen, ist mein Ziel.
Was hat Ihnen den Anstoß geliefert, sich mit einer so komplizierten Materie wie der Aufklärung von Kunstraub zu befassen?
Anstoß gab die Forschungsarbeit von Georg Stein, der bei Hamburg wohnte und 1987 unter mysteriösen Umständen verstorben ist. Kurz vor seinem Tod hatte er herausgefunden, dass auf Burg Lauenstein in den letzten beiden Kriegsjahren Kunsträuber anwesend waren und dass von dort auch ein Funkspruch ins Reichssicherheitshauptamt nach Berlin abgesetzt wurde, bei dem es um die erfolgreiche Verbergung von Kunstschätzen in der Gegend ging. Auch Paul Enke, Kunstraub-Ermittler der Stasi, mit dem sich Georg Stein ausgetauscht hatte, verstarb 1987 - vor einem geplanten Treffen mit Stein, bei welchem dieser seinem ostdeutschen Kollegen die neuesten Erkenntnisse zu Lauenstein präsentieren wollte.
Wie schwer fällt es, an Informationen zu gelangen und diesen auch nachzugehen?
Man findet Informationen, indem man untertägige Anlagen des Altbergbaus systematisch untersucht und auch die familiären Verhältnisse der Grundstücksbesitzer durchleuchtet. Es ist sehr schwer, an Informationen zu gelangen. Allgemeine Erkenntnisse zu Bergwerken erhält man zwar in den Staatsarchiven Rudolstadt, Weimar oder Meiningen, aber an Aussagen von Zeitzeugen oder Ermittlungsakten der Kripo zu kommen, war schwer. Auch die Besitzer von Grundstücken mit "Verdachtshinweisen" sind wegen des reichlich übertriebenen Datenschutzes oft nicht leicht zu ermitteln.