Druckartikel: Kronacher haben zwei neue Ritter ohne Fehl und Tadel

Kronacher haben zwei neue Ritter ohne Fehl und Tadel


Autor: Friedwald Schedel

Kronach, Sonntag, 19. Oktober 2014

Die Rytterschaft zum Goldenen Turm zue Cranaha feierte auf der Festung ihr 50. Bestandsfest zusammen mit befreundeten Ritterbünden. Höhepunkte waren ein zwiefacher Rytterschlag und die Ernennung von drei langjährigen Mitgliedern zu Erzryttern.
Ritterschlag für den bisherigen Junker Markus Stöckert (Mitte, kniend), der künftig Rytter Markus der Holzwurm ist. Den Ritterschlag nahm Großmeyster Sigi die Kleydermotte (links) vor. Rechts Leibritter Stefan der Türmer, der den Anwärter in die ritterlichen Tugenden einwies.  Fotos: Friedwald Schedel


Wenn die Namenszusätze der Kronacher Rytter genannt werden, dann sorgt das immer für Heiterkeit, denn bei ihrer Namensgebung beweisen die Recken Humor. So war dies auch am Samstag beim Rytterschlag für zwei neue Mitglieder. Großmeyster Sigi die Kleydermotto nahm Rytter Markus den Holzwurm und Rytter Thomas den Nüchternen in die Gemeinschaft auf. Und so zauberte die Nennung des Beinamens im Ryttersaal auf der Festung ein Lächeln in die Gesichter der vielen Gäste.

Markus Stöckert und Thomas Pohl, wie die beiden neuen Mitglieder im Freundschaftsbund im profanen Leben heißen, haben eine dreijährige Ausbildung hinter sich. Die absolvierten sie unter Aufsicht ihrer Leibritter Stefan der Türmer (Stefan Wicklein) und Hans-Heinrich der Nadelstecher (Hans-Heinrich Wittmann) sowie unter Oberaufsicht des Zuchtmeisters Walter der Feurige (Walter Söhnlein). Nach den Stufen Pilgrim, Knappe und Junker wurde ihnen nun die Rytterwürde zuteil. Und mit den entsprechenden Insignien sehen sie nun auch so aus wie die restlichen rund zwei Dutzend Mitglieder der Rytterschaft zum Goldenen Turm zue Cranaha.

Auch der stellvertretende Hochmeister des Deutschen Ritterbundes, Ottokar von Heidegg aus Nürnberg, bezeichnete einen zwiefachen Ritterschlag bei einem Bestandsfest als etwas Besonderes. Jeder Ritterschlag sei eine Erinnerung an den eigenen Ritterschlag und der höchste Tag in einem ritterlichen Leben. Aus den Edlen seien jetzt Wohledle geworden. Sie hätten eine edle Gesinnung und strebten nach Freundschaft und Menschlichkeit.

Großmeyster Sigi (Mayer) die Kleydermotte betonte, die Ritterschaften seien gefestigte Freundschaftsbünde, die sich vom profanen Fängen befreiten und wollten mehr Ritterlichkeit ins profane Leben bringen. Ritterliche Tugenden möchten sie ins alltägliche Leben vermehrt einbringen.

Sigi Mayer hatte noch eine besondere Überraschung und einen weiteren Höhepunkt parat. Drei langjährige Ritter, die sich über viele Jahre hinweg im Kapitel (Vorstand) der Rytterschaft zum Goldenen Turm zue Cranaha engagiert hatten, wurden zu Erzryttern ernannt: Gerwin (Reh) der Zauderer, Gerd (Kampitsch) das Sparschwein und Siegfried (Gruschwitz) der Freimaurer.

"Die Freundschaft zu hegen und zu pflegen, dazu sind wir stets bereit", betonte Großmeyter Sigi. Beim Festakt hieß er auch die "vielschönen Burgfrauen, die dem Fest einen besonderen Glanz geben" willkommen. Dabei hatte er sich angesichts der Gästezahl zu einer sehr wohlwollenden Bezeichnung durchgerungen, denn die Kronacher Rytter nennen ihre Frauen zumeist sehr despektierlich "Drachen", doch die nehmen das - weil es ein heiteres Gremium ist - mit Humor und nicht bierernst.

Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) lobte, was die Rytterschaft in fünf Jahrzehnten für die Stadt und die Gesellschaft getan habe, verdiene höchste Anerkennung. Die ritterlichen Tugenden wünschte man sich auch in der Politik, aber da sei man im Stadtrat von Kronach auf dem Weg. Bei Events in Kronach sei die Rytterschaft helfend mit dabei. Beiergrößlein dankte als Zweiter Vorsitzender des Vereins "Gemeinsam gegen Krebs" für das große Engagement der Rytterschaft für seinen Verein.

Uli Böhm, Präsident der Kroniche Fousanaocht, blickte zurück, sein Verein und die Rytterschaft seien von Helmut Arbeiter ins Leben gerufen worden. "Der hat etwas erschaffen, was aus Kronach nicht mehr wegzudenken ist!" Die Rytterschaft sei immer zur Stelle, wenn eine Veranstaltung zu unterstützen sei. "Es waren spannende und engagierte 50 Jahre", sagte Böhm.

Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber ging auf die ritterliche Lebensart ein. Er freute sich über die Hilfe für "Gemeinsam gegen Krebs". Das sei edel und eine ritterliche Tugend. "Mäßigung ist, das richtige Maß zu erkennen", hob der Geistliche hervor. Die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe fänden sich im Glasfenster im Ryttersaal wieder.

Großmeister und Erzrytter Hiltebrant vom Sand am Regnitzstrand von der Reychsrytterschft zum Goldenen Federkiel im Hochfürstlichen Thumbstift zu Babenberg erinnerte daran, dass die Bamberger schon oft den steilen Berg zur Festung Rosenberg erklommen hätten. Auch die Kronacher hätten den Berg zur Altenburg mit ihren Stinkrössern (Autos) genommen.