Kronacher Gymnasien tasten sich an die Normalität heran
Autor: Marco Meißner
Kronach, Dienstag, 16. Juni 2020
Mit dem Ende der Ferien endete auch für die letzten Gymnasiasten in Kronach die Zeit des rein digitalen Unterrichts zu Hause. Bis zum Regelbetrieb ist es aber noch ein weiter Weg.
Pfingsten ist vorbei, die Ferien sind zu Ende, der Schulbetrieb ist wieder am Laufen. Doch nicht zuletzt die immer noch ausgedünnten Schülerströme nach dem Mittagsgong zeigen: Die Normalität ist unter anderem an den beiden Kronacher Gymnasien nur zum Teil zurückgekehrt.
An beiden Schulen wird weiter Wert auf die Sicherheit vor dem Coronavirus gelegt - für Schüler wie Lehrer. Desinfektionsmittel allerorten, Klebemarkierungen als Abstandsangaben, Masken auf den Gängen, angepasste Pausenregelungen, mehr Aufsichten, Fachunterricht in den Klassenzimmern, eine Eingangshalle, die nur noch als Durchgangshalle dient, oder der Verzicht auf Gruppenarbeiten - Schule funktioniert weiterhin ganz anders als gewohnt. Am auffälligsten ist jedoch, dass zwar alle Schüler wieder Präsenzunterricht haben, bis zu den Sommerferien allerdings nie alle gleichzeitig da sein werden.
Wochenweiser Wechsel
"Wir wechseln wochenweise", erklärt Renate Leive das Konzept des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums. Das heißt, die halbe Klasse ist im Unterricht, die andere Hälfte wird digital am heimischen PC beschult. Eine Woche später wird dann getauscht. Mehr als 15 Schüler dürfen nicht gleichzeitig im Klassenzimmer sein. Und beide Schulen hätten nicht die räumlichen Kapazitäten, um plötzlich viele zusätzliche Teilklassen unterzubringen.
Auch am Frankenwald-Gymnasium läuft der Unterricht nach diesem Schema ab. Wie Schulleiter Harald Weichert feststellt, ist das keine perfekte Lösung, aber eine bessere als zuvor: "Schule lebt vom persönlichen Kontakt und der Begegnung." Das habe durch das sogenannte Homeschooling zuletzt wenig stattgefunden. Dem pflichtet Leive bei: "Wir freuen uns natürlich über die heutigen digitalen Möglichkeiten. Vor zehn Jahren wäre diese Situation eine ganz andere Katastrophe gewesen. Aber Lehrer wie Schüler freuen sich jetzt, sich endlich mal wieder ins Gesicht schauen zu können."
Entsprechend positiv gehen die Lehrkräfte und Jugendlichen an beiden Gymnasien mit der angespannten Situation um. Für die Lehrer bedeutet sie eine Mehrbelastung durch den zweigleisigen Unterricht, für die Gymnasiasten ist es die Fortsetzung eines Lernens unter schwierigen Rahmenbedingungen.
Doch beide Schulleiter sprechen ein Lob aus: Alle Beteiligten zeigten einen disziplinierten Umgang mit den Sicherheitsmaßnahmen. Weichert erinnert sich beispielsweise an drei Schülerinnen, die mitten in der Begrüßung aufgeschreckt sind. Ihnen sei offenbar eingefallen, dass sie Abstand halten müssen. "Da haben sie einfach eine Art La-Ola-Welle gemacht", sagt er schmunzelnd. Und Leive ergänzt: "Es funktioniert. Die Schüler selbst zeigen dadurch, dass sie nicht wieder in die Zeit der größeren Einschränkungen zurück wollen."
Abstriche lassen sich nicht vermeiden
Den Stoff für das laufende Schuljahr unter diesen Umständen lückenlos zu vermitteln, kann natürlich nicht klappen. Es muss improvisiert werden; auch Abstriche lassen sich nicht vermeiden.