Kronacher Gymnasiasten ringen mit Profis des TSV Burgebrach
Autor: Marco Meißner
Kronach, Freitag, 07. Februar 2014
Neuntklässler des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums Kronach probierten eine für unsere Schulen ungewöhnliche Sportart aus: Ringen. Zum Abschluss des Trainings bekamen sie Besuch von den Profis des TSV Burgebrach.
Ein Junge liegt am Boden, atmet schwer. Ein anderer Jugendlicher kniet über ihm, hat ihn völlig im Griff. "Fester!", kommt von hinten ein Kommando, als der Junge aus der Umklammerung auszubrechen versucht. Und der Angreifer zieht seine Schlinge aus Armen weiter zu.
Sekunden später stehen die beiden Kontrahenten wieder auf den Beinen, klatschen sich ab, lachen miteinander, als die nächsten ihrer Klassenkameraden auf der Matte in der Halle des Turnerheims liegen und sich miteinander abmühen. "Das war schon gut", bestätigt ein Mann mit ausländischem Akzent. Bei diesen Kampfübungen handelte es sich nämlich nicht um eine Schulhofschlägerei, sondern um ein besonderes Training im Sportunterricht. Und der Mann im Hintergrund ist der Zweitliga-Ringer und vierfache Kadetten-Europameister Dragos Cimpanu.
Würfe, Haltegriffe - und Fair Play
Die Profis zeigten den Jugendlichen Würfe, Haltetechniken, Durchdreher, einen Showkampf - und wie Fair Play sowie Integration im Sport gelebt werden. Die beiden Kämpfer - Cimpanu ist Rumäne, Quintero ein kubanischstämmiger Spanier - haben sich in ihrem Verein und auch in Franken gut eingegliedert. Das spürten auch die Schüler, denen der erfahrene Nachwuchstrainer Cimpanu bisweilen frech und lustig, aber auch immer mit dem nötigen Ernst für seinen Sport begegnete.
Der Neuntklässler Alexander Küpferling bestätigt das, was seinen Mitschülern schon während des Trainings in den Gesichtern abzulesen war: "Es hat Spaß gemacht. Das ist schon etwas anderes, wenn man so etwas einmal von Profis sieht." Wiederholung gefällig? "Ja, das können wir ruhig wieder machen!"
Eine andere Seite des Sports
Diesen Effekt hatte sich der 29-jährige Christopher Dels erhofft, der den Schülern im Zuge seiner Lehrprobe einmal eine andere Seite des Sports nahe bringen wollte. "Ringen und Raufen" hieß das Thema für einige Sportstunden. Unterstützung erfuhr er bei seinem Vorhaben nicht nur von der Schule, sondern auch von seiner Freundin, die schon bayerische Meisterin in diesem Sport war.
"Das Ringen bringt viel für die motorischen Fähigkeiten", erklärt der Referendar, der bald für ein Jahr nach Hammelburg wechseln wird, ehe er zum Schluss seiner Ausbildung wieder ans Kaspar-Zeuß-Gymnasium zurückkehren darf.
Schnell Feuer fürs Ringen gefangen
Die Schüler hätten zwar im ersten Moment etwas gemault, "aber nach der ersten Stunde wollten sie gleich weitermachen", erinnert er sich an den Einstieg in diese Sportart. Der angehende Sport- und Englischlehrer sieht im Ringen einen sehr positiven Faktor für alle motorischen Fähigkeiten der Schüler. Außerdem könne das Ringen nur nach festen Regeln ablaufen, es gehe nicht darum, jemanden zu verletzen, unterstreicht er.
Das stellt auch Dragos Cimpanu als allererstes fest: "Ringen ist Disziplin, ein komplexer Sport und nichts für die Straße." Und ganz besonders betont das Kraftpaket: "Sport ist immer Fair Play!"
Weißer Fleck auf der Landkarte des Ringens
Abteilungsleiter Volkmar Schmal freut sich über die Einladung nach Kronach, das auf der Ringer-Landkarte bisher ein weißer Fleck ist. Und er sah bei einigen durchaus gute Ansätze für diesen Sport. Auch in Bamberg habe man Kontakte zu Schulen aufgenommen, da mit dem Ringertraining schon mit sieben, acht Jahren angefangen werden könne. "Und wo wir hinkommen, gefällt es den Leuten auch. Ringen umfasst schließlich fast alle sportlichen Elemente", sagt Schmal, dessen Verein sehr auf Eigengewächse setzt und die wenigen ausländischen Kämpfer in der Region Wurzeln schlagen lässt.
Dass sie sich mit ihrer zweiten Heimat Franken identifizieren, zeigten die beiden Ringer mit ihrem Besuch in Kronach. Cimpanu, er ist seit sieben Jahren in Burgebrach, und Quintero, der seit einem Jahr in Oberfranken lebt, nahmen nämlich nicht nur die lange Anfahrt und die Trainingszeit für die Aktion in der Turnerschaftshalle in Kauf. "Sie sind vor der Spätschicht hierher gekommen", stellt Schmal fest. Nach dem Schulsport hieß es also gleich: An die Arbeit!