Kronacher Gymnasiasten bauen ihre "Traumkirchen"
Autor: Hendrik Steffens
Kronach, Donnerstag, 08. Januar 2015
Quadratisch, länglich wie ein Kreuz oder mit Rundungen: 29 Schüler der beiden Kronacher Gymnasien bauten im Projektseminar "Kirchenräume - Kirchenträume" ihr ideales Gotteshaus. Dabei durften sie fast alles.
Es soll Menschen geben, die finden Gottesdienste und Kirchen öde und überholt. Vor allem Jugendlichen wird das unterstellt. Aber was würden die ändern, wenn sie könnten? "Wie würde eure Kirche aussehen?", fragte Matthias Simon, Lehrer am Frankenwald-Gymnasium in Kronach, seine Schüler. Sie überlegten, sahen, zeichneten, bauten. Und überraschten ihren Lehrer.
29 Kronacher Gymnasiasten - vom Frankenwald- und Kaspar-Zeuß-Gymnasium - besuchen von September 2013 bis Februar 2015 das Projektseminar "Kirchenräume - Kirchenträume". Sie alle betreut Matthias Simon. Er ist auch Lehrer für Katholische Religion. An dieses Leitfach ist das Projektseminar angelehnt. "Am Seminar dürfen aber alle Schüler teilnehmen, egal ob sie einen konfessionellen Religionsunterricht besuchen", erklärt er.
Die Flammen auf der Nordwand der Kirche, die Bianka (18), Ina (18) und Helena (17) bauen, sind kein Höllenfeuer. "Wir haben die vier Elemente eingebracht", erklärt Ina. Jede der Wände trägt eines als Malerei. Das Gebäude ist quadratisch. Auf die Form kamen die Mädchen in Köln. Auf einer Exkursion des Kurses, bei der die Schüler die bauliche Essenz von Gotteshäusern aus acht Jahrhunderten erkunden sollten. "Wir haben sechs Kirchen in zwei Tagen gesehen. Vom Dom bis hin zu ganz modernen Gebäuden", sagt Helena. Einige derer waren finster, entfachten Unbehagen, wie Bianka sagt. Die "eigene" Kirche der Gruppe fällt durch weiße Wände und große Fensterfronten auf.
Simon stellte seinen Schülern zu Kursbeginn die Leitfrage: "Wenn ihr an Kirchen etwas ändern könntet. Was wäre es?" Acht Kirchen sollten die Schüler bis zum Seminarende modellieren. Die einzige Vorgabe war, dass sie die Grundausstattung einer Katholischen Kirche wie Altar, Tabernakel, Taufbecken und Beichtstuhl bereithalten.
Innovation gegen Tradition
Erste Inspiration - zusätzlich zu der Köln-Reise - holten sich die Schüler in ihren heimatlichen Stadt-, Markt- und Gemeindekirchen im Kreis Kronach. Ein Fragebogen sollte grundlegende Fragen an die Architektur ordnen: Fühlt man sich in der Kirche wohl? Von wo fällt Licht ein? Die Merkmale welcher Bau-Epoche sind erkennbar? Alle Kursteilnehmer stellten ihre Kirchen vor. In Kleingruppen sollten sie dann ihre Vorstellungen von der optimalen Kirche verwirklichen. "Nicht an das Alte halten. Nicht nachbauen, sondern etwas Eigenes machen", erklärt Ina.
Bastians (17) Kirche hat auf den ersten Blick etwas Orientalisches. Die zwei spitzen Türme erinnern an die einer Moschee. Das Schiff allerdings ist der christlich konnotierten Form eines Fisches nachempfunden. "Ich war überrascht zu sehen, wie häufig an den Modellen traditionell kirchliche Motive aufgetaucht sind. Obwohl die Schüler freie Hand hatten", sagt Simon. Türme hat fast jede und eine ist sogar in ihrer Grundform einem Kreuz nachempfunden.
Urteilen Sie selbst, liebe Leser, was Sie von den Ideal-Kirchen der Kronacher Gymnasiasten halten. Am Donnerstag, 22. Januar, stellen die Schüler die Ergebnisse ihrer Arbeit im Projektseminar vor. Beginn ist um 18 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Kronach.