Kronacher Freischießen 2020: Die Absage trifft viele Bereiche
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Freitag, 26. Juni 2020
Schausteller, Brauer, Hoteliers, Einzelhändler - ohne das Freischießen gehen ihnen heuer viele Einnahmen verloren, sagt Erster Schützenmeister Jörg Schnitzler. Auch die Schützengesellschaft Kronach hat durch die Absage mit Einbußen zu kämpfen.
Seit 48 Jahren ist Jörg Schnitzler Mitglied bei der Schützengesellschaft Kronach. Seit Mai 2019 ist er der Erste Schützenmeister. "Kronach ohne Freischießen ist eigentlich unvorstellbar, und doch ist es nun so weit" , sagt er. Denn vergangene Woche teilte ihm die Genehmigungsbehörde - in diesem Fall das Landratsamt - mit, dass derartige Großveranstaltungen bis 31. August "nicht gestattet sind" und "eine Genehmigung derzeit nicht erlassen werden kann". Dies sei mit der Regierung von Oberfranken und dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege abgestimmt worden.
Es herrscht Ruhe
"Dass ein Freischießen nicht stattfindet, so etwas gab es seit 70 Jahren nicht mehr", sagt Schnitzler. Es ist Freitagmittag. Vereinzelt stehen Bierzeltgarnituren vor dem Schützenhaus. Normalerweise, so erklärt er, kommen um diese Zeit die ersten Schausteller. Das sind solche, die vor dem Freischießen bei den Schützenfesten in Coburg und Lichtenfels präsent seien und auf der Kronacher Hofwiese ein paar Sachen abstellen. Normalerweise laufen bei ihm um diese Zeit die Drähte heiß. Er führt Gespräche mit Stadt, Landratsamt, Polizei, BRK. Es geht unter anderem um Details, um rechtliche Anordnungen, was Umzüge, Verkehrsrecht betrifft usw. In diesem Jahr ist es anders.
Er blickt auf den Pavillon. Eigentlich hätte in diesem Jahr das Heeresmusikkorps der Bundeswehr dort für Unterhaltung gesorgt. Aber die Leitung hat schon nach Ausbruch von Corona ihre Zusage mit einem Fragezeichen verbunden. Denn in Katastrophenfällen sind ihnen private Veranstaltungen untersagt.
Vieles war schon vorbereitet
Wie Schnitzler weiter erzählt, waren die Verträge mit den Brauereien, Musikkapellen und Schaustellern schon längst unter Dach und Fach. Vor allem die Schausteller, von denen die meisten seit Jahren beim Kronacher Freischießen vor Ort sind und mit denen sich mittlerweile viele freundschaftliche Beziehungen entwickelt haben, seien tief getroffen. Nachdem in diesem Jahr sämtliche Volksfeste wegen Corona abgesagt worden sind, haben die Schausteller auf das Kronacher Freischießen gehofft. "Sie kämpfen ums nackte Überleben. Die Corona-Soforthilfen bringen da nicht viel", sagt er. "Wir fühlen mit ihnen."
Auch die Brauereien hätten finanzielle Einbußen zu verzeichnen, sagt Schnitzer. Sie wollen aber trotz der Absage des Schützenfestes ein Schützenbier brauen, das in der Flasche und kleinen Fässern abgefüllt werden soll. Vielleicht wollen die Brauereibesitzer so ein bisschen Atmosphäre für das Freischießen vermitteln, mutmaßt er.
Weniger Kaufkraft für Kronach
Überzeugt ist Schnitzler, dass auch die Einzelhandelsgeschäfte und die Hotellerie wirtschaftliche Einbußen im August zu verzeichnen haben. Tausende Besucher strömen während der Festtage nach Kronach, viele davon kommen von auswärts und bleiben einige Tage. Sie kaufen ein, übernachten, besuchen kulturelle Einrichtungen und bringen somit Kaufkraft in die Stadt.
Und auch für die Schützengesellschaft fallen Einnahmen zwischen einer mittleren und hohen fünfstelligen Summe weg. Deshalb wird auch die Modernisierung des Pistolenschießstandes verschoben. Es war geplant, mit dieser Maßnahme in diesem Jahr zu starten und wegen der hohen Kosten - in diesem Zusammenhang spricht Schnitzler von einem sechsstelligen Betrag - in mehrere Bauabschnitte aufzuteilen.