Die Festung Rosenberg erhielt einen barrierefreien Zugang. Die offizielle Eröffnung erfolgtein kleiner Runde. Die Freude über das gute Gelingen ist groß.
Seit weit über 750 Jahren thront die mächtige Festung Rosenberg über der Stadt Kronach, an deren Eroberung sich selbst die ärgsten Feinde einst die Zähne ausbissen. Ab sofort kann die imposante Schutzanlage quasi von jedermann "eingenommen" werden, wurde doch kurz vor den Feiertagen der barrierefreie Zugang zur Festung offiziell eröffnet. Bereits 2019 war ein Parkplatz im Äußeren Wallgraben geschaffen worden. Damit ist nun das Festungsinnere komplett ebenerdig und stufenlos erreichbar.
"Eine barrierefreie Festung ist ja eigentlich ein Novum", meinte Kronachs Bürgermeisterin Angela Hofmann. Der entscheidende Grund hierfür sei, das Wahrzeichen damit für die Besucher leicht erreichbar und zugänglich zu machen - auch vor dem Hintergrund der Wirtschaftlichkeit, biete die Festungsanlage doch viele Nutzungsmöglichkeiten. Hierzu zähle die Fränkische Galerie ebenso wie die Rosenberg Festspiele sowie das Jufa-Hotel und die attraktive Gastronomie der Bastion Marie.
Durch den neuen Parkplatz, einschließlich barrierefreie Stellplätze, im Äußeren Wallgraben - Nordostseite der Festung, zwischen den Bastionen 3 und 4 - könnten Besucher direkt an der Festung parken und den neuen Zugang erreichen. Auch der Stadtbus fahre dieses Ziel an. Durch den neuen Zugang gelange man über die Kasematten und den Kugelgarten stufenlos ins Festungsinnere.
Ein Weihnachtsgeschenk
"Unsere Motivation war es, den neuen Zugang noch vor Weihnachten zu eröffnen. Dies soll eine Art Weihnachtsgeschenk der Stadt für unsere Bevölkerung sein - gerade in der jetzigen Zeit, in der die Menschen so viele Entbehrungen hinnehmen müssen", bekundete Angela Hofmann. Sie dankte allen, die dies ermöglichten - stellvertretend für den weiteren Kreis der Planer - Stadtplaner Daniel Gerber sowie dem technischen Hausmeister der Festung, Thilo Wenzel. Die beiden konnte sie zum kleinen Festakt ebenso begrüßen wie Janine Lang, die Leiterin der Abteilung 3 des Staatlichen Bauamts Bamberg.
"Barrierefreiheit ist keineswegs nur eine Sache des Wollens, sondern bei Bauprojekten der öffentlichen Hand auch eine Verpflichtung", betonte Daniel Gerber. Erreicht worden sei die Barrierefreiheit durch drei wesentliche Bauabschnitte: die Zufahrt zum Parkplatz, den Parkplatz selbst und nunmehr - als krönenden Abschluss - die Schaffung des barrierefreien Zugangs. Dabei handele es sich um eine bereits schon einmal im Dritten Reich vorhandene Öffnung. "Damals wurden Bereiche der Festung zu Rüstungszwecken umgebaut, um dort sogenannte Wunderwaffen herzustellen", erklärte der Stadtplaner. Glücklicherweise sei dieses Ansinnen nie zum Abschluss gekommen.
Nachdem der militärische Zweck nach Kriegsende nicht mehr gegeben war, wurde der Durchbruch wieder geschlossen und die Bastionsmauer wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Die ehemalige Öffnung machte man sich nunmehr für den Ausbau des angrenzenden Gewölbes, die Kasematte in der Bastion St. Philipp, wieder zunutze. Dabei habe man sich sehr bemüht, die Maßnahme gut in die historische Bausubstanz einzufügen.
Sein Dank galt in diesem Zusammenhang dem Landesamt für Denkmalpflege für dessen hohe Kooperationsbereitschaft bei der Aktivierung des Durchbruchs. Weiterer Dank gebühre der Unteren Naturschutzbehörde, handelt es sich doch bei den Kasematten und unterirdischen Gängen um ein wichtiges Fledermaus-Winterquartier. Um die Tiere so wenig wie möglich zu stören, habe man auch das vorgegebene Zeitfenster von Mai bis Ende September 2020 einhalten müssen.
Die Zufahrt vom bisherigen Parkplatz zum neuem schlug samt Straßenbeleuchtung mit 280 000 Euro zu Buche, der Parkplatz mit 640 000 Euro sowie der barrierefreie Zugang wiederum mit 280 000 Euro. Die finanziellen Mittel fließen aus mehreren Töpfen - vom Bund und Freistaat, von der Denkmalpflege, Städtebauförderung, Oberfrankenstiftung als auch vom Landkreis Kronach sowie der Stadt Kronach.
"Das Staatliche Bauamt weiß um die Bedeutung der Festung für die Kronacher Bevölkerung", betonte Janine Lang. Daher hat man die Stadt in ihren Bemühungen um die Barrierefreiheit auch gerne tatkräftig unterstützt, um gemeinsam das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Vom guten Gelingen zeigte sie sich sehr angetan. Der Stadt wünschte sie, dass das Kronacher Wahrzeichen durch die Zugänglichkeit noch mehr Menschen anziehe.
Lademöglichkeiten für E-Bikes
Der neue Zugang verfügt über ein Gittertor, das - auch von Rollstuhlfahrern - von Hand per Knopfdruck leicht geöffnet werden kann. Im Inneren bietet sich dem Besucher eine sehr gelungene Symbiose aus historischem Flair und modernem Komfort. Vom Museologen Alexander Süß ausgesuchte, an exponierter Stelle ausgestellte und beleuchtete Sandsteinexponate aus der Geschichte von Festung und Stadt bereichern das Entrée. In den Kasematten-Gewölben wurde ein Betonbodenbelag eingebracht und eine Beleuchtung entlang der Wegeführung installiert. Ebenso wurden Fahrradstellplätze mit Ladestation für E-Bikes errichtet.
Der Weg durch den Kugelgarten im Außenbereich wurde nicht asphaltiert, sondern erhielt eine sogenannte wassergebundene Decke, wie sie in weiten Bereichen der Festung bereits vorhanden ist. Ebenerdig und ohne Stufen können die Besucher somit bis zum Festungs-Innenhof gelangen. Geöffnet ist der neue Zugang bis auf weiteres täglich zwischen 10 Uhr und 16 Uhr.