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Kronacher Dirigent an der Wiener Staatsoper: Ein musikalischer Ritterschlag


Autor: Anna-Lena Deuerling

Kronach, Mittwoch, 23. Januar 2019

Der gebürtige Kronacher Axel Kober hat in der vergangenen Woche für Jubelstürme an der Wiener Staatsoper gesorgt. Mit einem der "besten Opernorchester der Welt" brachte er Wagners "Ring der Nibelungen" auf die Bühne.
Der gebürtige Kronacher Axel Kober leitete in Wien den "Ring der Nibelungen" und begeisterte damit Wagner-Fans.  Foto: Susanne Diesner


Wir erreichen Axel Kober telefonisch zwischen den Proben für "Götterdämmerung", dem vierten und letzten Teil des Opernzyklus, der am vergangenen Sonntag auf dem Programm der Staatsoper stand.

Im Interview spricht er über sein Gastspiel in Wien und die Verbindung zu seiner oberfränkischen Heimat.

Selbst für einen Klassik-Laien klingen die Reaktionen auf ihre Darbietung in Wien euphorisch. Wie haben Sie die Auftritte empfunden?

Axel Kober: Bisher ist alles wirklich sehr gut gelaufen und war spannend. Es ist natürlich immer aufregend, wenn man ohne Orchesterprobe in ein so großes Unterfangen reinspringt. Ich bin sehr glücklich.

Welchen Stellenwert hat es für einen Dirigenten, mit dem Orchester der Wiener Staatsoper zu arbeiten?

Das ist schon großartig - wir sprechen hier über eines der besten Opernorchester der Welt. Das sind die Musiker, die auch für die Wiener Philharmoniker spielen, das ist Weltklasse - einfach ein fantastischer Klangapparat.

Und dann noch der "Ring der Nibelungen" - wie kann man das karrieretechnisch noch toppen?

Das ist gewissermaßen schon ein Ritterschlag für einen Dirigenten. Den kompletten Ringzyklus in Wien umzusetzen, ist eine große Ehre. Wie kann man das noch toppen? Ich denke eigentlich nicht in diesen Kategorien. Ich hab eine sehr erfüllende feste Aufgabe als Generalmusikdirektor in Düsseldorf und Duisburg. Zusätzlich bekomme ich immer wieder spannende, schöne Aufgaben - und ich hoffe, das geht so weiter.

Sie waren schon an vielen Häusern zu Gast - wo soll es noch hingehen? Wo würden Sie unheimlich gerne mal gastieren?

Da kann ich mich nicht festlegen. Ich bin regelmäßig Gast an großen Opernhäusern - etwa in Berlin, Hamburg, Zürich oder wie jetzt in Wien. Darüber bin ich schon sehr glücklich.

Wie laufen Gastspiele wie das jetzige in Wien ab? Wie lange proben Sie vorab und lernen die Musiker kennen?

Also mit den Sängern wird schon ausführlich geprobt. Mit Klavierbegleitung werden dann auch vorab auf der Probebühne Szenen erarbeitet. Proben mit dem Orchester gemeinsam gab es für die Stücke allerdings nicht. Das ist an einem großen Haus mit einem entsprechend großen Repertoire nicht möglich.

Eigentlich sind Sie Generalmusikdirektor der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg - wie dürfen wir uns Ihren Alltag vorstellen?

Ich dirigiere natürlich viel und studiere Stücke ein. Ich arbeite dort mit zwei Orchestern, den Düsseldorfer Symphonikern und den Duisburger Philharmonikern.

Aber ich bin letztendlich auch für das musikalische Profil des Hauses verantwortlich. Ich kümmere mich um den Spielplan und die Planung, da geht es zum Beispiel um Sängerarrangements und Ensemblepflege.

Wie lebt es sich denn als Franke im Rheinland?

Sehr gut - man muss dazu sagen, dass ich zwar eine Wohnung dort habe und in Düsseldorf und Duisburg lebe, meinen familiären Mittelpunkt habe ich aber nach wie vor in Mannheim. Dort war ich vorher am Nationaltheater beschäftigt und bin dort mit meiner Familie wohnen geblieben.

"Gastieren" Sie auch noch in Ihrer Heimat Kronach?

Ja, in den letzten Jahren sogar sehr häufig, da ich im Sommer bei den Festspielen in Bayreuth dirigiert habe. So konnte ich den gesamten Sommer in der Heimat verbringen, was sehr schön war. Meine ganze Familie kommt aus der Nähe von Kronach und Bamberg, deswegen ist die Verbindung natürlich noch stark.

Welchen Einfluss hatte es auf ihre spätere Karriere, im Frankenwald aufzuwachsen?

Vielleicht wurde mir eine gewisse Bodenständigkeit mitgegeben. Ich musste mir in der Jugend, was das klassische Musizieren angeht, sehr viel erarbeiten. Es ist eben nicht die Gegend, in der einem das alles zufließt, das war mit viel Aufwand verbunden.

Was hat Sie in Ihrer Kindheit und Jugend musikalisch geprägt?

Ich hatte ein sehr musikalisches beziehungsweise musikalisch interessiertes Elternhaus - das hat mich sicher geprägt.

Hat die Nähe zur Wagnerstadt Bayreuth eine Rolle gespielt?

Die hat sicher eine große Rolle gespielt. Ich war als Jugendlicher Schüler an der dortigen Musikschule und bin wöchentlich nach Bayreuth gefahren. Die Nähe zu den Festspielen war auch damals schon präsent und auch prägend.

Wie häufig werden Sie auf genau diese Nähe angesprochen - und können Sie die Frage überhaupt noch hören?

Auf die Nähe zu Bayreuth und des Festspielen werde ich eigentlich immer angesprochen - das werde ich auch nicht müde zu beantworten.

Wiener Prater, Rheinkirmes in Düsseldorf oder doch Kronacher Freischießen: Wo treffen wir Sie?

Natürlich auf dem Kronacher Freischießen - ich versuche, jedes Jahr einmal da zu sein. Durch meine Gastspiele in Bayreuth hat das in den letzten Jahren gut geklappt, das ist immer ein Erlebnis und immer wieder schön. Das Gespräch führte Anna-Lena Deuerling.