Kronacher Automobil-Zulieferer: Darum ist Dr. Schneider unzufrieden mit seinem Umsatz
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Montag, 20. Mai 2019
548 Millionen Euro hat der in Neuses beheimatete Automobil-Zulieferer Dr. Schneider 2018 umgesetzt. Zufrieden ist das Unternehmen damit aber nicht. Innovative Entwicklungen sollen die Zukunft sichern - und dafür wurde einiges investiert.
Der große Knall ist fast auf den Tag genau drei Monate her. Ende Februar kündigte der Neuseser Automobil-Zulieferer Dr. Schneider an, 60 Arbeitsplätze betriebsbedingt abbauen zu müssen - wegen des sich veränderten Marktumfelds. Dass die Geschäftsführung nun bei ihrem Jahrespressegespräch keine Rekordzahlen vermelden würde, lag also quasi auf der Hand. Gesteigert hat das Familienunternehmen seinen Umsatz dennoch. Die erwirtschafteten 548 Millionen Euro waren sogar sechs Prozent mehr als im Vorjahr, als unter 517 Millionen Euro der Doppelstrich gezogen wurde.
Zufrieden ist das Unternehmen damit aber nicht. "2018 war kein einfaches Jahr", betont der kaufmännische Geschäftsführer Wilhelm Wirth. Vor allem die rückläufige Automobilkonjunktur habe die zweite Jahreshälfte negativ beeinflusst. Zudem hätten "überproportionale Kosten bei Neuanläufen das Ergebnis geschmälert". Man müsse sich von dem Gedanken verabschieden, dass die Welt 2020 wieder so wird wie 2015 oder 2016, als es noch zweistellige Zuwachsraten gab. Kurzum: Die fetten Jahre sind offenbar vorbei.
Das größte Problem seien kurzfristige Schwankungen bei den Auftraggebern gewesen, so Wirth. "China schwächelt massiv und Jaguar Land Rover - ein wichtiger Kunde - schwächelt schon seit letztem Jahr." Zwar habe Dr. Schneider bereits jetzt fixe Aufträge bis ins Jahr 2021 - nur würden diese nicht in der geplanten Zahl abgerufen.
"Massiver Kostendruck"
Ein gutes Beispiel sei etwa der Golf VIII sagt Thomas Stadelmann, der am 1. März den Vorsitz der Geschäftsführung übernahm. "Der lief zwar an, aber mit einer extrem flachen Kurve, weil es bei VW intern noch diverse Probleme zu lösen gibt", erklärt er und meint damit wohl die Probleme, die die Wolfsburger mit der Software und Elektronik haben. "Am Ende des Tages müssen wir also kurzfristig darauf reagieren, dass die Stückzahlen nicht so kommen, wie sie gedacht waren."
Außerdem gebe es eine gewisse Unsicherheit im Käufermarkt. Dadurch sei Dr. Schneider mit stagnierenden und gegebenenfalls auch sinkenden Umsätzen konfrontiert. "Das führt dazu, dass wir darüber nachdenken müssen, wie wir unser Unternehmen zukünftig wettbewerbsfähig aufstellen, um flexibler zu werden und so den Schwankungen begegnen zu können", sagt Stadelmann. Des Weiteren gelte es, auf den "massiven Kostendruck" der Auftraggeber eine Antwort zu finden.
Große Hoffnung, dass sich daran noch einmal etwas ändert, hat er nicht. "Diese Instabilität im Markt wird unserer Ansicht nach bleiben", betont der Vorsitzende. Die Zeiten, in denen ein Autohersteller im August des Vorjahres seine Stückzahl für die nächsten vier Jahre plant, seien vorbei. "Die reagieren genauso wie wir auf das Marktumfeld und passen sich sehr flexibel den Bedürfnissen des Marktes an. Und wir müssen folgen", betont Stadelmann.
In diesem Zusammenhang müsse Dr. Schneider die richtigen Menschen am richtigen Ort, in der nötigen Menge im Einsatz haben. "Wir haben uns versucht auf das einzustellen, was wir momentan sehen", erklärt er. Das Ergebnis waren die "Personalmaßnahmen" der vergangenen Monate.