Kronach: Polizeichef Herrmann verabschiedet sich von einem Posten "mit Suchtpotenzial"
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Mittwoch, 02. Oktober 2019
Nach 17 Jahren ist Schluss: Seit 2002 leitete Uwe Herrmann die Kronacher Polizeiinspektion. Nun wurde er im Landratsamt feierlich verabschiedet und sein Nachfolger vorgestellt - dieser wird allerdings nur ein kurzes Gastspiel geben.
Wenn ein Lebensabschnitt zu Ende geht, ist das oft mit einigen Emotionen verbunden. Und für Uwe Herrmann endete am gestrigen Mittwoch ein nicht gerade kleiner Teil seines bisherigen Berufslebens. 17 Jahre lang stand er an der Spitze der Kronacher Polizeiinspektion. Allzu überrascht waren die Gäste im Landratsamt bei seiner offiziellen Verabschiedung in den Ruhestand daher nicht, als er bat, ihm doch bitte zu verzeihen, sollte seine Stimme etwas brüchig werden.
Kurze Zeit später hatte der 61-Jährige den ersten Lacher auf seiner Seite. Denn als Grund nannte er nicht etwa mögliche aufkeimende Erinnerungen an zurückliegende Dienstjahre oder ehemalige Kollegen - sondern das jüngste Champions-League-Spiel des FC Bayern München. Beim 7:2-Auswärtssieg seines Lieblingsvereins gegen Tottenham Hotspur hätten seine Stimmbänder dann doch etwas gelitten, scherzte er.
Ein verschwiegenes Auto
Ein bisschen Wehmut mischte sich dennoch in seine launige Ansprache. In erster Linie wolle er sich dafür bedanken, dass ihm ein Rahmen gegeben wurde, "in dem ich meine Arbeit mit viel Spaß erledigen konnte". Sowohl von den nun ehemaligen Kollegen als auch von der Politik.
Während er sich gute Laune gerne anmerken ließ, habe er gegenteilige Emotionen allerdings lieber für sich behalten, erzählte er: "Ein Mitarbeiter hat mal gesagt, dass er mich nie Schreien gesehen hat." Gegeben habe es solche Gefühlsausbrüche allerdings öfter, als vermutet - auf der 50-minütigen Rückfahrt zurück in den Landkreis Hof. "Da habe ich dann alles rausgelassen. Aber mein Auto ist zum Glück verschwiegen wie ein Grab." Eine Form des Frustabbaus, die er sich regelrecht habe antrainieren müssen. Aus Gesprächen mit den Bürgermeistern wisse er, aber dass er nicht der Einzige sei, der diese Variante anwende.
Als Nummer 1 beweisen
Auch Herrmanns Nachfolger wird einige Zeit auf der Straße verbringen müssen, ehe er nach Dienstschluss wieder bei seiner Familie ist. Markus Welisch, der im Kreis Wunsiedel wohnt, leitet die Kronacher Dienststelle allerdings nur kommissarisch. Wie lange genau, ist nach Angaben des Polizeipräsidiums Oberfranken noch offen. Mindestens aber bis zum 30. April 2020.
In der Zwischenzeit werde der Posten als dauerhafter Kronacher Polizeichef ausgeschrieben. "Markus Welisch ist seit sieben Jahren stellvertretender Leiter der Inspektion in Hof", sagte Oberfrankens Polizeipräsident Alfons Schieder. "Wir wollten ihm jetzt die Möglichkeit geben, sich als Nummer 1 zu beweisen."
Noch keine Berührungspunkte
Bisher habe er noch keine Berührungspunkte mit dem Kreis Kronach gehabt, freue sich aber auf die Aufgabe, betonte Welisch. Im Anschluss an Herrmanns Verabschiedung überreichte Schieder dem 50-Jährigen seine Ernennungsurkunde. Welisch wird übrigens der erste Kronacher Dienststellenleiter sein, der an der Deutschen Hochschule der Polizei studierte.