Ein weiteres großes Thema verbarg sich hinter der Frage "Werden wir bald zum Einkaufen nach Stockheim oder Küps fahren?"
Bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend in der Lucas-Cranach-Schule nutzten die Kronacher die Gelegenheit, um ihre Anliegen an den Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein beziehungsweise an die Verwaltung heranzutragen. Im Folgenden ein Auszug davon.
"Kronach muss langsamer werden", so Reiner Hoffmann. Der Arzt plädierte für eine Tempo-30-Zone im Bereich der Helios-Frankenwaldklinik, der Tagesklinik und des BRK-Seniorenhauses. Viele Kraftfahrer würden mit zu hoher Geschwindigkeit in und durch die Friesener Straße fahren. Das sei gefährlich, zumal gerade dort eine große Frequentierung vorliegt. Zudem prangerte Hoffmann die verwahrlosten Leerstände und Grundstücke in der Stadt an.
"Werden wir bald zum Einkaufen nach Stockheim oder Küps fahren?", sorgt sich Herbert Kaiser, nachdem der Edeka-Markt geschlossen hat. Zudem sieht er enormen Handlungsbedarf bezüglich der Ausweisung von Bauplätzen. Er schlug vor, das Gebiet zwischen dem Seelacher Berg und Seelach als Bauflächen auszuweisen. "Das ist ein herrliches Baugebiet mit viel Sonne". Er sei dankbar für Vorschläge, so Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein. In Kronach sei das aber wegen dem Hochwasserschutz nicht einfach. Zwecks Einkaufsmöglichkeiten ging er auf Rewe ein. Der Supermarkt möchte sich neu aufstellen und man habe für den Standort Ruppen eine Bauleitplanung "auf die Reise geschickt". Es gebe aber Einwendungen seitens der Unternehmen in der Industriestraße, auch seien Unterschriften gegen den Bau gesammelt wurden. Er sprach davon, dass man derzeit mit dem Staatlichen Bauamt im Gespräch sei, um die Verkehrssituation bei der Industriestraße/Einmündung B 173 zu entlasten. Sollte nun Rewe in Ruppen realisiert werden, befürchten einige eine noch stärkere Verkehrsbelastung in und um diesen Bereich.
Beiergrößlein wies darauf hin, dass sich Rewe zurückziehen wolle, falls kein passendes Gelände im Stadtgebiet gefunden werde. Im Januar werde der Stadtrat über den Standort eines künftigen Rewe-Marktes entscheiden müssen, bis dahin werde man unter Einbeziehung von Fachbehörden abwägen müssen. "Auf der einen Seite sind da Arbeitsplätze, auf der anderen geht es um Einkaufsmöglichkeiten in der Stadt."
Irmgard Kittel fragte nach weiteren Alternativen? Der leitende Geschäftsbeamte Stefan Wicklein betonte, dass Rewe zentral und gut erreichbar sein wolle. Reiner Hofmann regte eine Fläche Richtung Kronachtal an. "Das ist geprüft worden, das Gebiet ist nicht bebaubar", so Wicklein.
Christine Schmidt sah Handlungsbedarf bei der Unterführung und beim Bahnhof. Die Treppe müsste hergerichtet werden. "Alle Leute schimpfen". Hier sprach Wicklein davon, dass beim Bahnhof die Barrierefreiheit zumindest mit in die Planungen aufgenommen wurde. Karl Deckelmann regte an, die Kirschbäume an der Treppe zum Marienplatz zu fällen und durch andere Bäume zu ersetzen. Hier sprach Beiergrößlein davon, dass diesbezüglich die Meinungen der Bürger auseinandergehen. Kritik gab es von Bernd Glück für den Bereich der Kriegsopfersiedlung. "Es fährt hier jeder wie er will. Zudem kritisierte er, dass ein Privatmann in Eigenregie einen "Busparkplatz" eingerichtet habe. Hinrich Ruyter erwähnte die neu gegründete Gruppe "Für entspanntes Radfahren im Landkreis Kronach". Bei diesem Verein werden Radorte gesammelt, bei denen etwas verbessert werden sollte (Infos unter
www.rad-orte.de).
Lob bekam die Stadt abschließend von Leo Weiß. "Ich habe bereits einige Anliegen im Rathaus vorgebracht und diese sind dann prompt erledigt worden."
Bevor der Bürger das Wort hatte, gab Bürgermeister einen Einblick über die Entwicklung seiner Stadt. Im Hinblick dessen, dass die Stadt im nächsten Jahr die Festungsstraße in Angriff nehmen will und die Anlieger hier ihren Beitrag leisten sollen, betonte er nochmals die "Ungerechtigkeit der Straßenausbaubeitragssatzung". Der Staat müsse hier handeln. Bürgergrößlein sprach zudem den kommunalen Wohnungsbau (KWB) an. Er betonte, dass die Stadt die Gebäude habe veräußern müssen. Rund 20 Millionen Euro habe der Erwerber, die Zentral Boden Immobilien (ZBI) in den Gebäudebestand investiert und dringende Sanierungsmaßnahmen durchgeführt. "Das hätte die Stadt alleine nicht schultern können!". Den jetzigen Weiterverkauf der ZBI an die Union Investment bezeichnete er als ein übliches marktpolitisches Geschehen. Den neuen Investor bezeichnete Beiergrößlein als "überaus bodenständig". Zudem habe sich dieser auf eine Sozialcharta eingelassen. In diesem Zusammenhang betonte er auch, dass er aus Termingründen bei der letzten Zusammenkunft des Mietervereins der KWG nicht dabei sein konnte und deshalb seine Stellvertreterin schickte (wir berichteten).
Nicht ohne Stolz hob er den enormen Schuldenabbau der vergangenen Jahre in der Stadt hervor. Trotz der umfangreichen Investitionen konnte Anfang des Jahres eine Sondertilgung in Höhe von fünf Millionen Euro geleistet werden. Zudem konnte der Schuldenstand im Vergleich zum Vorjahr um sieben Millionen Euro verringert werden. Und das obwohl in diesem Jahr die Schlüsselzuweisungen um rund 1,6 Millionen Euro niedriger als 2016 ausfallen werden. Gleichzeitig müsse die Stadt aufgrund höherer Steuereinnahmen in den Vorjahren 1,3 Millionen Euro mehr an Kreisumlage aufbringen. Voraussichtlich bleibt zum Ende des Jahres ein Schuldenstand in Höhe von 31,5 Millionen übrig. Der Bürgermeister freute sich, dass seit dem Jahre 2005 der Schuldenstand vieler Investitionen halbiert werden konnte!". In seinem Rechenschaftsbericht sprach er auch zahlreiche Maßnahmen an. Darunter die Treppenanlage vom Marienplatz hinauf zur Anna-Kapelle. Weiterhin erwähnte er Investitionen, wie am Neubau des Feuerwehrgerätehauses, bei Kinderbetreuungseinrichtungen, bei der Festung. Beim Feuerwehrhaus, so erklärte er, seien 85 Prozent aller Ausschreibungen erfolgt. Weiterhin sprach er von der Sanierung der Hubbrücke auf dem LGS-Gelände, vom laufenden Unterhalt im Bereich der Wasserversorgung (Neubauerschließung Fröschbrunn, Erschließung Feuerwehr), von der Abwasserbeseitigung und von Unterhaltsarbeiten wie am städtischen Friedhof etc. Ein Dank ging an die Unternehmen für ihre Investitionen und Standorttreue. Danke sagte er auch den vielen Bürgern, die sich für ihre Stadt einbringen. Bildunterschriften. Im Stadtgebiet wird insgesamt zu schnell gefahren, kritisierten Anwesende bei der Bürgerversammlung. Beispielsweise sollte im Bereich der Helios-Klinik und des BRK-Seniorenhauses wegen der alten und kranken Menschen sowie den vielen Fußgängern eine Tempo-30-Zone eingeführt werden.