Kronach hat seine First Lady

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Kronachs scheidender Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) hatte sich Angela Hofmann als Nachfolgerin gewünscht - und Kronachs Bürger ebenso. Foto: Sandra Hackenberg
Kronachs scheidender Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) hatte sich Angela Hofmann als Nachfolgerin gewünscht - und Kronachs Bürger ebenso. Foto: Sandra Hackenberg

Zwölf Jahre lang war sie die Stellvertreterin, am Sonntag wurde Angela Hofmann (CSU) mit 73,38 Prozent zu Kronachs erster weiblicher Bürgermeisterin gewählt.

Der 15. März 2020 geht in die Geschichtsbücher ein: Zum ersten Mal haben die Kronacher eine Frau zur Bürgermeisterin gewählt. Angela Hofmann, die Erste, strahlte überglücklich, als Wahlleiter Harald Suffa-Blinzler am Sonntag das vorläufige Ergebnis bekanntgab: Mit stolzen 73,38 Prozent der abgegebenen Stimmen entschieden sich die Bürger für Hofmann, die sich deutlich gegen Sabine Gross (SPD, 22,33 Prozent) und Johannes Vogt (Die Linke/Die Partei, 4,29 Prozent) durchsetzte.

"Ich kann es kaum erwarten, endlich anzufangen." Mit diesen Worten machte die 50-Jährige bereits vor einigen Wochen deutlich, wie sehr sie sich das Bürgermeisteramt wünscht. Am Sonntagmorgen war sie in der Kirche, hat anschließend die Wohnung aufgeräumt, Kaffee getrunken und mit ihrem Lebensgefährten Bernd Videos geschaut - "alles, um mich irgendwie abzulenken."

Dann waren die Wahllokale geschlossen. Das Handy fest in der Hand, hatte Hofmann im Eingangsbereich des Rathauses mit zitternden Fingern immer wieder die Ergebnisse aktualisiert. Auch wenn die Tendenz von Anfang an klar war - bis zum letzten Wahllokal fieberte die Christsoziale angespannt mit. Nur nicht zu früh freuen...

Ein Traum wird Realität

Der große Traum - er ist nun Realität geworden - und von Hofmann fiel sichtbar eine tonnenschwere Last ab. Dementsprechend brüchig war ihre Stimme, als die frisch gebackene First Lady versprach: "Das hier ist für mich Verpflichtung und mein Arbeitsauftrag - und den werde ich ernst nehmen." Gemeinsam Kronach zu gestalten sei das Motto der Zukunft - etwas, dass ihr Vorgänger Wolfgang Beiergrößlein (FW) stets gelebt hat. "Es geht nur in Zusammenarbeit. Wenn wir uns das zu Herzen nehmen, haben wir wieder etwas gekonnt."

Der scheidende Bürgermeister war sichtlich gerührt und verdrückte ein paar Tränchen. "24 Jahre saßen wir gemeinsam im Stadtrat und zwölf Jahre war Angela Hofmann meine Stellvertreterin, auf die ich mich immer verlassen konnte. Ich habe gehofft, dass sie meine Nachfolgerin wird." Doch, das betonte Beiergrößlein ausdrücklich: Beide Bürgermeister-Kandidatinnen seien sehr fair im Wahlkampf miteinander umgegangen. "Ich bin auf beide sehr stolz und wünsche Frau Gross von ganzem Herzen, dass sie mit der SPD in den Stadtrat zieht."

Gross nimmt es sportlich

Die Sozialdemokratin war ebenfalls im Rathaus und nahm das Ergebnis sportlich. "Aber natürlich ist man nie begeistert, wenn man nicht gewinnt." Einen Tag will sich die 55-Jährige frei nehmen und das Ergebnis sacken lassen, doch bereits am Dienstag geht die Arbeit in der Anwaltskanzlei für die Powerfrau weiter. "Der Betrieb ist auch im Wahlkampf die ganze Zeit weitergelaufen - und auch künftig wird es genug zu tun geben." Sowohl in ihrer Partei als auch im Mieterverein will sich Gross weiter engagieren.

Sowohl Kronachs neue Bürgermeisterin als auch Gross verbrachten den Abend anschließend mit ihren Parteigenossen. Nachdem am 30. März der Stadtrat noch einmal tagt, wird Beiergrößlein in der Sitzung am 27. April verabschiedet. Die konstituierende Sitzung, in der Hofmann vereidigt wird, findet zwei Wochen später am 11. Mai statt.

Auch wenn sich Beiergrößlein aus der Kommunalpolitik verabschiedet: Für seine langjährige Weggefährtin hat er auch weiterhin immer ein offenes Ohr: "Falls du einen Rat brauchst, bin ich immer für dich da. Und wenn du keinen brauchst, dann halte ich mich zurück."

In den vergangenen Jahren habe er miterlebt, wie die neue Bürgermeisterin stetig hinzugelernt hat. Dass sie den neuen Aufgaben und Herausforderungen gewachsen ist, daran hat Beiergrößlein keinerlei Zweifel.

Insgesamt haben 8114 Kronacher ihre Stimme abgegeben, von denen 7976 gültig waren. Die Wahlbeteiligung lag somit bei 74,5 Prozent. Kronachs neue Bürgermeisterin holte 5853 Stimmen, die Kandidatin der SPD 1781, Vogt 342.