Kronach: Frankenwaldklinik kommt nicht zur Ruhe
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Freitag, 07. Dezember 2018
Erneut verlassen zwei Chefärzte die Helios-Frankenwaldklinik - unter anderem die Leiterin der Geburtshilfestation. Jener Einrichtung, die vergangenen Herbst kurzzeitig stillgelegt werden musste. Droht nun ein ähnliches Szenario?
Ob bei einer Erkältung, nach der komplizierten Bein-OP oder nach der Geburt: Das Wichtigste auf dem Weg zu einer schnellen Genesung ist Ruhe. Da sind sich so gut wie alle Mediziner einig. Doch zu genau der scheint der Patient Frankenwaldklinik nicht zu kommen. Kaum ein Quartal vergeht, ohne dass das 2014 vom Helios-Konzern übernommene Krankenhaus negative Schlagzeilen macht. Mal, weil Patienten der Meinung sind, schlecht untersucht oder behandelt worden zu sein, mal, weil das Personal über zu hohe Arbeitsbelastungen klagt.
Hinzu kommen die ebenfalls wiederkehrenden Meldungen, dass ein weiterer leitender Mediziner die Klinik verlässt. Die neuesten Namen in dieser Reihe: Roy Hoffmann und Annett Reinisch - also der Chefarzt der Kardiologie und die Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe. Reinisch verlasse die Klinik, um sich beruflich neu zu orientieren, teilte die Klinik mit.
Schärfere Wortwahl
;Viel interessanter als ihre Beweggründe ist, wie es mit ihrer Abteilung weitergeht. Schließlich musste vergangenen Herbst die Geburtshilfe-Station kurzzeitig stillgelegt werden, weil nicht ausreichend Personal zur Verfügung stand, um krankgeschriebene Kollegen zu vertreten. Es war der Auslöser dafür, dass die Politik in der Wortwahl schärfer wurde. Eine solche Situation dürfe sich keinesfalls wiederholen, war die einstimmige Meinung sämtlicher im Kreistag vertretenen Parteien.
Droht nun womöglich ein ähnliches Szenario wie vor einem Jahr? Ein klares Nein kommt als Antwort auf diese Frage nicht aus der Klinik. "Das Ziel ist, eine vorübergehende Abmeldung, wenn irgend möglich, zu vermeiden", formuliert es der neue Geschäftsführer Philipp Löwenstein, der erst diesen Monat den Posten seines Vorgängers Christian Kloeters übernahm.
Damit es nicht erneut einen Monat gibt, in dem werdende Mütter ihre Kinder nicht in der Kreisstadt zur Welt bringen können, soll Reinischs Nachfolge schnell geregelt werden. Bundesweit und darüber hinaus werde nach Verstärkungen für das Klinik-Team gesucht. Ärztlich wie pflegerisch. "Erste Gespräche sind bereits vereinbart", so Löwenstein.
Im Sinkflug
;Doch die Stilllegung hat Spuren hinterlassen. "Gerade von einem Konzern wie Helios, der wahrscheinlich einer der größten Anbieter am Markt ist, darf man ja wohl erwarten, dass er bestimmte Engpässe innerhalb seines Konzerns ausgleichen kann", äußert Stefan Wicklein, der Kreistagsfraktionsvorsitzende der Freien Wähler, sein Unverständnis.
Der ständige Personalwechsel könne nur mit großer Sorge zur Kenntnis genommen werden und auch der öffentliche "Hilfeschrei" des Pflegepersonals, das sich mit einem Brief an Landrat Klaus Löffler (CSU) wandte (wir berichteten), habe sein Übriges zum "zunehmenden Sinken des Ansehens der Klinik in der Öffentlichkeit" beigetragen.