Kriegsende im Landkreis Kronach: Ein Finale mit Angst und Schrecken
Autor: Gerd Fleischmann
Kronach, Donnerstag, 02. April 2020
Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte vielen Landkreisbewohnern Leid und Elend. Mehr als 50 Menschen starben einen sinnlosen Tod.
Die Furie des Krieges hinterlässt in den Apriltagen des Jahres 1945 im Frankenwald eine Spur der Vernichtung. Besonders hart trifft es neben Kronach die Gemeinden Steinbach am Wald, Küps und Nordhalben.
Einen Vorgeschmack auf das Inferno bekommen die Frankenwälder bereits am 26. Januar 1944. Trebesberger Höhe, 21.30 Uhr: Unheimlich und unheilvoll dröhnen die Motoren des aus nordöstlicher Richtung herannahenden Royal-Airforce-Bombers vom Typ Avro Lancaster Two. Die viermotorige englische Militärmaschine rast im Tiefflug über die Bergdörfer Birnbaum, Hesselbach und Wilhelmsthal auf den 577 Meter hohen Trebesberg zu. Verzweifelt versucht der Pilot, das brennende Flugzeug notzulanden. Doch vergebens. Mit einem gewaltigen Knall explodiert die Maschine in der Luft und stürzt als riesiger Feuerball zur Erde. Sieben Engländer sterben in dieser kalten Winternacht über dem Frankenwald. Die Anlieger befinden sich im Schockzustand.
Die ersten Bomben fallen
Am 13. September 1944, exakt um 10.57 Uhr, holt der Krieg auch das bis dahin sicher geglaubte Kronach ein. An diesem Mittwochvormittag fallen die ersten Bomben auf die 7000 Einwohner zählende Frankenwaldmetropole, in deren Mauern zu diesem Zeitpunkt immerhin acht Wehrmachts- und Notlazarette untergebracht sind. Aus einem nach Osten fliegenden amerikanischen Bomberpulk schert eine defekte Maschine, die später bei Hildburghausen abgestürzt sein soll, aus und wirft im ziellosen Notwurf fünf Sprengbomben über Kronach ab.
Während vier Bomben auf freiem Gelände detonieren, explodiert die fünfte im Vorgarten des Bezirkskrankenhauses in der Friesener Straße und zertrümmert dort die Küche und den Operationssaal. Die sieben Krankenschwestern, die sich in der Küche aufhalten, werden durch den Luftdruck hinausgeschleudert und erleiden - wie durch ein Wunder - lediglich leichte Blessuren.
Seit diesem Tag werden vermehrt alliierte Bomberverbände gesichtet, die ihre tödliche Last in das mitteldeutsche Industrierevier fliegen. Der Anblick der Todesgeschwader versetzt die Menschen in Angst und Schrecken. Das Leben verlagert sich zusehends von den Wohnungen in die zu Luftschutzräumen umfunktionierten Kronacher Felsenkeller.
Bereits am 14. Februar 1945 kommt es zu einem weiteren ernsten Zwischenfall: anglo-amerikanische Flugzeuge werfen acht Bomben auf Mitwitz. Die Häuser von Andreas Jung und Xaver Greiter (Jakobsberg 20 und 17) werden zerstört oder beschädigt. Wie durch ein Wunder wird niemand verletzt.
Sieben Jagdbomber greifen an
Während am 6. April 1945 Kronach in den Verteidigungszustand versetzt wird und das berüchtigte Standgericht "Helm" den 36-jährigen angeblich fahnenflüchtigen Obergefreiten Herbert Susel durch Erhängen an einer Eiche bei der Gärtnerei Magold ins Jenseits befördert, kommt es für die Gemeinde Steinbach am Wald knüppeldick: Der mit Abstand schwerste Jagdbomber-Angriff ereignet sich gegen 9 Uhr. Sieben Jagdbomber vom Typ P-51 Mustang und P-47 Thunderbolt greifen im Tiefflug den Bahnhof und das Unterwerk in Steinbach am Wald zehn Minuten lang an, um die Eisenbahnmagistrale Kronach-Saalfeld zu blockieren.