Druckartikel: Wie sich der Kreis Kronach für die Zukunft rüsten will

Wie sich der Kreis Kronach für die Zukunft rüsten will


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Montag, 12. März 2018

Während die Schulden zurückgehen, dürfte eine Gebühr schon bald steigen.
Mit 2,8 Millionen Euro ist die Generalsanierung des VHS-Gebäudes in Kronach die größte Investition, die der Landkreis in diesem Jahr tätigen wird. Foto: Archiv/Matthias Hoch


78,8 Millionen Euro? In der durch Scheich- und Oligarchen-Milliarden überfluteten Fußball-Welt löst eine solche Summe höchstens noch mittelgroße Diskussionen aus. Genau soviel ließ sich jedenfalls Jürgen Klopps FC Liverpool in der Winterpause den eher unbekannten Abwehrspieler Virgil van Dijk kosten.

Was mit einer solchen Summe ebenfalls möglich ist, demonstrierte am Montag Kreiskämmerer Günther Daum dem Kronacher Kreisausschuss. Denn für all seine Investitionen wird der Landkreis mit 78,27 Millionen Euro sogar etwas weniger Geld in die Hand nehmen - dafür aber deutlich mehr bekommen, als nur einen Verteidiger.

"Auf der Agenda steht eine weitere Sanierung des Schulzentrums und auch die Musikschulen, die Turnhallen oder das Kronacher Lehrschwimmbecken sind große Themen", erklärte Landrat Klaus Löffler (CSU). "Wir versuchen, die Zeichen auf Zukunft zu stellen. Aber wir müssen den Weg weitergehen und unsere Prioritäten setzen."


Aufgezehrte Abfall-Rücklagen

Geht es nach der Höhe des investierten Geldes, wird die Generalsanierung des VHS-Gebäudes ganz oben stehen. 2,8 Millionen Euro soll sie den Landkreis kosten. Nur unwesentlich günstiger schlagen die Arbeiten an den Straßen KC 8 in Teuschnitz und KC 18 zwischen Hirschfeld und Windheim mit jeweils rund 2,5 Millionen Euro zu Buche. "Die größten Steigerungen bei den Ausgaben haben wir bei den Personalkosten und bei der Krankenhausumlage", erklärte Daum. Dafür sollen jeweils 680 000 Euro beziehungsweise 290 000 Euro mehr als im Vorjahr ausgegeben werden.

Während sich an der Kreisumlage so gut wie nichts verändern soll, sieht das bei den Abfallgebühren anders aus. Weil diese 2017 um 17 Prozent gesenkt wurden, müssten für dieses Jahr Rücklagen in Höhe von etwa 900 000 Euro entnommen werden. "Damit ist die Rücklage komplett aufgezehrt", sagte Daum. Für 2019 sei daher eine Gebührenerhöhung "zwingend erforderlich".
Die Schulden sind nach Angaben des Kämmerers im vergangenen Jahr um eine Million Euro abgebaut worden und betragen nun etwa 10,5 Millionen Euro. "Da kann man eigentlich nicht meckern", fasste er seinen Rückblick auf 2017 noch einmal kurz zusammen.


Rückenwind für den Landrat

Zum selben Schluss kamen auch die Ausschussmitglieder mit Blick auf die vorgestellten Zahlen für 2018. "Im Großen und Ganzen sind wir auf einem guten Weg", lobte Richard Rauh (SPD). Bei dem Haushalt handele es sich allerdings um "die Fortschreibung unserer Agenda mit einigen neuen Aspekten". Zwar gebe es noch Luft nach oben, aber das sei auch gut so. "Man kann den getrost unterschreiben."

Noch stärkeren Rückenwind erhielt der Landrat freilich aus den eigenen Reihen. Neben Gerhard Wunder (Bürgermeister Steinwiesen) und Thomas Löffler (Steinbach am Wald) auch von Jens Korn. Der Wallenfelser Rathauschef sprach von einem Haushalt, der nicht nur solide, sondern auch zukunftsweisend sei. "Das können wir allerdings nur, weil wir eine starke finanzielle Unterstützung durch den Freistaat bekommen", gab Korn zu bedenken und sprach damit das Wortungetüm "Haushaltskonsolidierungskonzept" an.


Entscheidung vertagt

Die damit verbundenen Gelder wolle er gerne auch weiterhin in Anspruch nehmen, erklärte der Landrat. Beschlossen wurde am Montag allerdings lediglich, dass Günther Daum die Konzepte der vergangenen zehn Jahre zusammenstellen soll, um so eine gute Diskussionsgrundlage zu schaffen. Ob ein mögliches neues Konsolidierungskonzept akzeptiert wird, entscheidet sich daher erst in der kommenden Kreistagssitzung.


Landkreis war 2017 bei Touristen nur wenig gefragt

Wenn Markus Franz im Internet die gängigen Buchungsportale besucht, würde er den Browser wohl am liebsten so schnell wie möglich wieder schließen. Für große Verzückung sorgen die dortigen Suchergebnisse nach dem Wort "Kronach" nämlich nicht gerade. "Da werden nur die Stadthotels angezeigt", sagte der Geschäftsführer des Frankenwald Tourismus Service Centers, als er am Montag dem Kreisausschuss die Tourismuszahlen für 2017 präsentierte. "Das Programm sucht dann automatisch nach Unterbringungsmöglichkeiten in der Umgebung - und so landen viele Touristen dann auch mal schnell in Sonneberg."


Gebühren übernommen

Dabei gebe es im Kreis Kronach zahlreiche andere Übernachtungsmöglichkeiten. Sowohl gewerblich als auch privat. Das sei aber nur einer der Erklärungsansätze dafür, dass die Übernachtungszahlen 2017 mit 177 723 so niedrig waren wie noch nie (siehe Grafik).

Negativ dazu beigetragen hätten jedoch auch die Schließungen der Kronacher Festungsherberge und des damaligen Aparthotels in Steinwiesen. Um als interessierter Tourist ein Zimmer auch online schnell buchen zu können, habe das Tourismus Service Center Hotels und Vermietern sogar den Vorschlag gemacht, die anfallenden Gebühren für die Buchungsportale zu übernehmen. "Nur wenn es zur Buchung kommt, müssten die Hotels die anfallenden Kosten übernehmen. Aber dafür haben sie ja dann auch die Buchung", so Franz. "Viele Betriebe sträuben sich aber dennoch." Diese im vergangenen Jahr begonnenen Angebote gelte es, heuer zu intensivieren.

Landrat Klaus Löffler schlug daher vor, zu erfragen, wie die Bedürfnisse der Hotels und privaten Gästebettenvermieter aussehen. "Dafür sollte man Anschreiben zusammen mit den jeweiligen Bürgermeistern erstellen", sagte Löffler. Das könnte dazu beitragen, das Interesse an einer Zusammenarbeit zu erhöhen - und eventuell für eine bessere Bettenauslastung zu sorgen.

Eine andere Form der Zusammenarbeit brachte Ralf Pohl (SPD) ins Gespräch: die "Frankencard". Damit meint er eine Art Rabattkarte, die Touristen automatisch zu ihrer Hotelbuchung erhalten und mit der diese vergünstigt Attraktionen im Landkreis besuchen können. Etwa das Tropenhaus oder das Flakonmuseum. Eine Idee, die nicht nur bei den anderen Ausschussmitgliedern, sondern auch Franz auf offene Ohren stieß. "Wir lassen dazu gerade ein Konzept erstellen", erklärte der Geschäftsführer.


Einheitliche Linie

Doch schon jetzt könnte sich andeuten, dass sich die Übernachtungszahlen wieder verbessern. Im Januar etwa habe es einen Anstieg von 12,1 Prozent gegeben. "Daher sieht es 2018 wohl wieder etwas besser aus", hofft Franz. Wie sich der Landkreis künftig touristisch präsentiert und für was er steht, soll Ende April auf einer großen Sitzung besprochen werden. Daran teilnehmen sollen laut Löffler nicht nur die für den Tourismus zuständigen Mitarbeiter der Gemeinden, sondern auch alle Bürgermeister.


Kein Geld für den ASB

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) muss für den Bau seiner Geschäftsstelle auf dem Gelände der früheren Firma Eisenträger in Kronach ohne eine finanzielle Unterstützung des Landkreises auskommen. Bislang hatten die ASB-Verantwortlichen darauf gehofft, dass sich der Kreis Kronach mit rund 170 000 Euro an den Gesamtkosten in Höhe von knapp 1,7 Millionen Euro beteiligen könnte.

Den Antrag lehnte der Kreisausschuss nun allerdings ab. "Wir haben großen Respekt, dass der ASB das Projekt selbst schultern will. Aber ich habe es in der Verwaltung erörtert und es gibt keine Möglichkeit, dem Antrag stattzugeben, da sonst ein Präzedenzfall geschaffen würde", erklärte Landrat Klaus Löffler. Der Grund liegt in den Stabilisierungshilfen, die der Landkreis vom Freistaat erhält. Als Gegenleistung musste er sich aber dazu verpflichten, ein strenges Haushaltskonsolidierungskonzept umzusetzen - das Leistungen dieser Art nicht zulässt.


Wechsel im Jugendhilfeausschuss

Nicht nur in der Funktion als Schulamtsdirektorin folgt Gisela Rohde auf den nach Coburg gewechselten Uwe Dörfer. Da dieser auch als beratendes Mitglied der Schulverwaltung dem Jugendhilfeausschuss angehörte, wird seine Nachfolgerin auch diesen Posten übernehmen.


Rauh will keinen Zweckverband fürs Crana Mare

SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rau brachte die mögliche Gründung eines Zweckverbands zwischen der Stadt und dem Landkreis Kronach zur Diskussion - welche er kritisch sieht. Jeder sei für seinen Bereich zuständig. "Ich würde nie die Hand für eine Defizitübernahme des Crana Mare heben", betonte er und erklärte, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden zu wollen.

Soweit sei es aber noch lange nicht, erklärte Landrat Klaus Löffler. Alles werde diskutiert, wenn es soweit sei, nicht früher. Denn besprochen habe er mit Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) bislang lediglich, eine Studie in Auftrag zu geben, die die Situation analysiert. An den Kosten daran werde sich zudem auch die Stadt beteiligen.


Schlachthof soll dem Kreis erhalten bleiben

Schlachthof Edith Memmel (Grüne) beklagte sich darüber, über die (inzwischen abgelehnte) Klage des Kronacher Schlachthofs gegen das Landratsamt vor allem aus der Zeitung erfahren zu haben. Geklagt hatte der Schlachthof gegen eine Erhöhung der Fleischbeschau-Gebühren, da er sich in seiner Konkurrenzfähigkeit bedroht fühlte (wir berichteten).

Löffler fiel es aber schwer, Memmels Kritik nachzuvollziehen. "Es ist ein Verfahren anhängig. Das habe ich mitgeteilt. Was soll ich mehr machen?", fragte er. Es sei ihm aber wichtig, dass der Landkreis auch weiterhin einen Schlachthof hat. Wie das bewerkstelligt werden kann und wie eventuelle Hilfestellungen aussehen könnten, müsse intern diskutiert werden.