Frankenwald: Naturfotograf Stefan Friedrich ist auf der Suche nach dem Wow-Effekt
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Freitag, 09. August 2019
Seit der Kronacher Stefan Friedrich seine Leidenschaft für die Fotografie neu entdeckt hat, ist so gut wie immer eine Kamera in seiner Griffweite. Stets auf der Suche nach den größeren und kleineren Besonderheiten des Frankenwalds.
Ein dichter Nebelschleier liegt über dem Frankenwald. Nur vereinzelt lugen Baumwipfel zaghaft durch die tiefe Wolkendecke. Ein kurzes Tippen, ein schneller Wisch mit dem Zeigefinger nach links: schon zischt das nächste Foto über das Display von Stefan Friedrichs Smartphone. Ein paar erklärende Sätze zum Bild - und weiter geht's.
Ein Raufußkauz, der in der Dämmerung auf einem Ast hockt. Wisch. Schneeverschneite Fichten. Wisch. Ein zierlicher Rotfuchs im hohen Gras gleich neben einer Straße. Wisch. "Was ich an den neuen spiegellosen Kameras so mag, ist, dass man das Auslösegeräusch ausschalten kann", sagt Friedrich, während ein Schwarzstorch auf seinem Bildschirm auftaucht. "Wenn man Wildtiere aus dem Versteck heraus fotografiert, kriegen die dich einfach nicht mit. Jedenfalls solange man sich nicht bewegt."
Die Natur vor der Haustür
Über eine längere Zeit stillzuhalten fällt dem 51-Jährigen allerdings nicht sonderlich schwer. Manchmal heißt es einfach Abwarten, bis das erhoffte Tier auf der Lichtung auftaucht. Fast jeden Tag zieht der Kronacher Naturfotograf auf der Jagd nach neuen Fotos durch Flora und Fauna. Ab und an in der Fränkischen Schweiz, am liebsten aber im heimischen Frankenwald. "Ich möchte mit meinen Bildern Appetitanreger für die Natur hier sein", sagt er. Daher sind die Resultate seines Hobbys auf gleich mehren Plattformen zu finden (siehe Infokasten). "Andere sollen sehen, dass man nicht ewig weit fahren muss, um herrliche Natur genießen zu dürfen. Man hat sie als Kronacher direkt vor der Haustür."
Wenn er etwa in Höfles aus dem Haus geht, müsse er nur wenige Minuten laufen, ehe er "Natur pur" erlebe. "Da finde ich den Schwarzstorch, den Eisvogel, den Biber und noch viel mehr spannende Tiere und Pflanzen." Auch wenn sich der Betriebshandwerker ein Leben ohne Kamera längst nicht mehr vorstellen kann, war sie gleich über mehrere Jahrzehnte aus seinem Alltag verschwunden.
Wieder wachgeküsst
Erst vor etwa zehn Jahren kehrte die Liebe zu dem Hobby zurück, in das sein Vater ihn einst als Achtjährigen eingeführt hatte. Wie funktioniert die Mechanik in der Kamera? Welche Perspektiven überraschen? Und wie entwickelt man eigentlich einen Film? Fragen, auf die Friedrich schon in jungen Jahren eine Antwort wusste. "Die Fotografie begleitet mich wirklich durchs Leben. Ich weiß auch nicht, warum das bei mir irgendwann eingeschlafen ist."
Es war die Digitalfotografie, die sein altes Hobby aus dem Dornröschenschlaf küsste. Und auf einmal brannte die Liebe für die Fotografie stärker als jemals zuvor. "Es war mal wie eine Sucht", sagt Friedrich rückblickend und räumt gleich ein: "Eigentlich ist sie es immer noch - aber jetzt habe ich sie einigermaßen im Griff." Lange Zeit habe er kein einziges seltenes Naturerlebnis verpassen wollen. Waren es Kranichzüge oder im vergangenen Sommer der Blutmond. Alles, was nur ein kurzes Zeitfenster für Fotos ließ, übte auf den 51-Jährigen eine besondere Faszination aus.
Was inzwischen anders ist? "Am 16. Juli gab es mit der partiellen Mondfinsternis ja wieder ein eher seltenes Naturschauspiel. Das hat mich aber gar nicht gejuckt und ich bin schlafen gegangen." Was bei seinem Hobby durchaus wichtig ist. Denn wer das sanfte Licht der Morgensonne einfangen möchte, muss naturgemäß früh aus den Federn. Belohnt wird er dafür mit Bildern wie dem einer Rehmutter, die mit ihrem Kitz vom gelben Gegenlicht angestrahlt wird. War die Sonne tatsächlich so intensiv oder hat er in der Nachbearbeitung ein wenig nachgeholfen? Die Antwort ist ein fast strafender Blick.