Ist eigentlich an dem Mythos etwas dran, dass Mücken manche Menschen lieber stechen als andere?
Das ist schon richtig. Manche Menschen sind wirklich besonders anfällig für Mückenstiche, weil weibliche Stechmücken Menschen, die einen besonderen Schweiß verströmen, bevorzugen.
Mit welcher Art von Stichen oder Bissen haben Sie denn aktuell am häufigsten zu tun?
Dieses Jahr vor allem mit Zeckenbissen. Da traten die ersten bereits im April auf. Aber auch mit den eher unscheinbaren Kriebelmücken, die zum Teil sehr unangenehme, blutunterlaufene Schwellungen mit zentraler Nekrose verursachen. Mückenstichgeplagte kommen in der Regel nicht in die Notaufnahme. Es sei denn, der Stich infiziert sich.
Nun sieht man das aber nicht immer sofort. Wie sollte ich denn am besten vorgehen, wenn der Stich oder Biss, der zunächst noch so harmlos ausgesehen hat, ein paar Tage später anschwillt oder schmerzt?
Man ist grundsätzlich auf der sicheren Seite, wenn man seinen Arzt aufsucht. Denn infizierte Wunden müssen vom Haus- oder Vertretungsarzt behandelt werden.
Wie kann ich mich vor Insektenstichen am besten schützen?
Wenn man sich draußen aufhält, sollte man zum Schutz gegen Insekten langärmelige Kleidung tragen. Auch der Gebrauch von Repellents (Anti-Zecken- oder Anti-Mücken-Sprays, Anm. der Red.) kann helfen.
Trotzdem ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass einer der Plagegeister doch einmal erfolgreich ist. Was kann ich selbst machen, wenn ich von einer Mücke gestochen oder von einer Zecke gebissen wurde?
Der unkomplizierte, gut zugängliche, nicht entzündete Zeckenbiss kann selbst behandelt werden. Die Zecke kann man dann mit einer Pinzette entweder selbst entfernen oder vom Hausarzt oder einem Mediziner der KVB-Praxis hier in der Frankenwaldklinik entfernen lassen. Die Notaufnahme ist dafür allerdings die falsche Anlaufstelle. Mit infizierten Insektenstichen sollte man zuerst zum Hausarzt. Erst wenn dieser nicht erreichbar ist, sollte man in die Notaufnahme kommen. Dann machen wir gegebenenfalls einen Chinosolverband (Wunddesinfektion, Anm. der Red.) oder eine Antibiose (hemmt oder tötet die Wirkung des Insektengifts, Anm. der Red.).
Anders sieht das wahrscheinlich bei Allergikern aus. Egal, ob Bienen oder Wespen: Allergiker müssen sofort in die Notaufnahme kommen. Immer. Denn möglicherweise entwickelt sich eine lebensbedrohliche Situation. Sie sollten sicherheitshalber auch immer ihre antiallergischen Medikamente in der Handtasche oder im Rucksack dabeihaben. Mit Stichen in die Mundhöhle oder ins Gesicht gehören auch Nichtallergiker sofort in die Notaufnahme.
Wie kann ich den Schmerz oder den Juckreiz selbst lindern?
Ein gutes Mittel bei Insektenstichen ist die eigene Spucke, die zunächst Linderung bringt. Außerdem hilft es, den Stich zu kühlen. Bei eventuell infizierten Stichen helfen cortisonhaltige Cremes.
Gegen den von Zecken übertragenen FSME-Virus kann man sich auch impfen lassen. Wer sollte alles über eine Impfung nachdenken? Bayern ist Endemiegebiet. Von daher ist hier für jeden eine FSME-Impfung sinnvoll. Patienten sollten darüber mit ihrem Hausarzt sprechen.