Kreis Kronach: Verheiratete sollen Priester werden dürfen
Autor: Marian Hamacher
LKR Kronach, Montag, 11. November 2019
Hört Papst Franziskus auf seine Bischöfe, dürfen bald auch verheiratete Männer Priester werden. Eine Idee, der Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber einiges abgewinnen kann.
Werden zwei Begriffe kombiniert, die sich eigentlich gegenseitig ausschließen, sprechen Germanisten von einem Oxymoron. Etwa, wenn vom "alten Knaben", dem "stummen Schrei" oder der "geraden Kurve" die Rede ist. Wer kein Experte im Kirchenrecht ist, dürfte auch die Kombination "verheiratete katholische Priester" dazuzählen. Doch die gibt es tatsächlich - wenn auch nur in Ausnahmefällen. Entscheidet sich ein evangelischer Pfarrer dazu, katholisch zu werden, darf er auch in seiner neuen Konfession als Priester arbeiten und muss den Zölibat nicht leben.
Bald könnten die Ausnahmen noch einmal etwas ausgeweitet werden. Auf sogenannte "viri probati" (lateinisch für "bewährte Männer"). Damit meint die Kirche katholische Männer, die bereits verheiratet sind. Zukünftig sollen diese dennoch zum Priester geweiht werden dürfen. Der Zölibat würde für sie dann nicht gelten. So jedenfalls lautet eine Empfehlung mehrerer Kardinäle, Bischöfe und Experten an den Papst. Beschlossen auf einer Sondersynode (siehe Infokasten) im Vatikan. Der Haken an der Sache: Zunächst gilt die Ausnahme wohl nur in Südamerika.
Taufende Nonnen
Fast den gesamten Oktober über dauerte die Synode, auf der die 185 Mitglieder über "neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie" im Amazonas-Gebiet diskutierten. In diesem soll die Priesterweihe für verheiratete Männer künftig dem Priestermangel entgegenwirken.
Wie die Situation in entlegenen Gebieten Südamerikas aussieht, hat der Kronacher Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber bereits selbst erlebt. "Als ich vor 25 Jahren während meines Studiums in Chile war, habe ich Gegenden besucht, da kam der Priester nur einmal im Jahr vorbei", erzählt er. Um die seelsorgerische Arbeit vor Ort hätten sich dort französische Ordensschwestern gekümmert. "Die haben dort alles gemacht", betont Teuchgräber. "Sogar Kinder getauft."
Dem Priestermangel durch entsprechend ausgebildete und geweihte Familienväter entgegenzuwirken, hält er für eine gute Entscheidung. "Es hieß ja bisher immer, dass die viri probati weltkirchlich nicht durchzusetzen sind. Aber das sind sie natürlich", betont er. "Da hat der Papst die Bischöfe nun hinter sich bekommen."
Auswirkungen könnte die Amazonas-Synode allerdings nicht nur für Katholiken in Südamerika, sondern auch in Europa haben. Beschließt der Papst, "viri probati" in Südamerika zu erlauben, erwartet etwa der Kirchenrechtler Thomas Schüller einen Dominoeffekt. "Bischofskonferenzen aus allen Teilen der Welt, in denen ebenfalls Priestermangel herrscht, werden sagen: Was im Amazonas-Gebiet gilt, muss auch bei uns erlaubt sein. Deutschland gehört dazu", sagte er dem "Spiegel".
Teuchgräber hätte nichts dagegen, wenn verheiratete Männer auch in Deutschland zum Priester geweiht werden könnten. "Ich würde mich freuen, wenn wir das hinkriegen könnten, denn das wäre schon eine Bereicherung." Damit ist er auf einer Linie mit dem Bamberger Erzbischof Ludwig Schick.