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Kreis Kronach: Bus soll nach Wunsch der Bürger fahren


Autor: Corinna Igler

Kronach, Montag, 05. Oktober 2015

Das Konzept, das dem Kreistag am Montag vorgestellt wurde, wurde zwar einstimmig beschlossen - allerdings nicht ohne eine Diskussion darüber, ob der Informationsfluss nun optimal gelaufen sei oder nicht.
Künftig sollen die Bürger felxibel entscheiden können, wann sie einen Bus und an welcher Haltestelle nutzen wollen. Foto: Corinna Igler


Über 100 neue Haltestellen sind im Landkreis Kronach geplant. Angefahren werden aber nicht immer alle. Vielmehr werden sie nach Bedarf angefahren. Ruft ein Bürger an und will von der einen Haltestelle beispielsweise nach Tettau, wird er an der Wunsch-Haltestelle mitgenommen. Die Routen sind also nicht festgelegt, sondern sollen flexibler werden - je nach Bedarf der Mitfahrenden.

Dieses bedarfsorientierte Mobilitätskonzept für den Landkreis Kronach stellten am Montag im Kreistag Regionalmanager Willy Fehn und Thomas Huber von der Regionalbus Ostbayern GmbH vor. Fehn betonte, dass es sich dabei um kein Schülerverkehrskonzept handelt. Vielmehr sei es ein "Mobilitätskonzept der reinen Daseinsvorsorge".

Zu langn Wartezeiten, zu wenig Haltestellen, fehlende Querverbindungen (Ost-West), ein fehlendes Angebot in den Abendstunden, wenig Fahrten an den Wochenenden, zu wenig Haltestellen und die schwere Erreichbarkeit von touristischen Destinationen und Wanderpunkten - all diese Mängel machten ein neues Mobilitätskonzept erforderlich, so Fehn.

Die Erkenntnisse basieren auf den Rückmeldungen aus einer Befragung im vergangenen Jahr.
Außerdem wurde der Pendelverkehr unter die Lupe genommen, ein Großteil pendelt demnach vom Süden des Landkreises nach Coburg, zum Teil auch nach Lichtenfels und Kulmbach, aus dem nördlichen Landkreis nach Thüringen und in Richtung Hof. Innerhalb des Landkreises konzentriert sich der Pendelverkehr vor allem nach Kronach.

Erfasst wurde genau, wann sich die Menschen im Landkreis Kronach am häufigsten wohin bewegen und warum, wegen der Arbeit beispielsweise. Auch wurde zur Optimierung die Struktur der ärztlichen Versorgung im Kreis erfasst. Darauf basierend sieht das neue Mobilitätskonzept flexiblere Verbindungen vor. So wird der besehende ÖPNV-Plan ergänzt, wie Thomas Huber erklärte.

Er sprach von einer Symbiose der bestehenden Systeme und des neuen Systems. Und zwar, weil künftig 721 Fahrten wöchentlich mehr angeboten werden sollen - nach den Bedürfnissen der Bevölkerung. Die 721 Fahrten fänden natürlich nicht wöchentlich statt, vielmehr handle es sich dabei um Fahrmöglichkeiten, um ein Angebot an die Bürger. Wer Bedarf hat, ein Angebot nutzen will, muss sich dafür vorher anmelden, wie Huber erklärte. Und zwar mindestens 90 Minuten vor Abfahrt via Telefon oder Internet.

Geschaffen werden sollen aber nicht nur weitere Busverbindungen, sondern auch Bahnanschlüsse.
Die Kosten dafür belaufen sich jährlich auf 350 000 Euro. Die Einführungskosten betragen zudem bis zu 60 000 Euro.

Bernd Liebhardt (CSU) war überzeugt, dass ein Mobilitätskonzept, das auf den Bedarf hin ausgerichtet wird, das Richtige ist. Schade fand er, dass die Kreisräte thematisch nicht tiefer in die Thematik haben einsteigen können, weil die Informationen vorher nicht an sie verschickt worden seien.

Landrat Oswald Marr entgegnete, dass dieses Konzept bereits am 20. Juli im Ausschuss Kreisentwicklung und Verkehr vorgestellt worden sei. Richard Rauh widersprach Liebhardt ebenfalls, insofern, dass bereits im Februar informiert worden und das Konzept auch in den Medien bereits vorgestellt worden sei. "Wer sich dafür interessiert, konnte sich auch informieren", so Rauh.

Das bisherige Konzept sei "überhaupt nicht mehr zeitgemäß", befand Rauh und sprach sich deshalb für ein neues Konzept aus, insbesondere weil sich herausgestellt habe, dass die Hälfte des Landkreises nicht beziehungsweise schlecht angeschlossen sei.

Peter Hänel (FW) wusste nicht, ob das nun der Weisheit letzter Schluss ist. Da müssten die Bürgermeister für die Anbindungen, die ihre jeweiligen Gemeinden betreffen, nochmal mitreden, regte er an. Interessiert hat ihn, wann das Konzept nun letztlich zum Tragen kommt. Schnellstmöglich sei ihm nicht konkret genug.

Timo Ehrhardt (SPD) regte an, länderübergreifende Tickets einzuführen. Dem stimmte Heinz Hausmann (CSU) zu: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht abgekoppelt werden."

Empört zeigte sich zwischen den Wortmeldungen Jürgen Baumgärtner, dem es "jetzt reichte".Was ihm reichte? "Dass die Folien unübersichtlich sind, der Redetext zu schnell". In den hinteren Reihen des Gremiums können man die "überfrachteten Folien" nicht mehr erkennen. "Die Zeiten, in denen in den kommunalen Gremien einfach zugestimmt wurde, sind längst vorbei", wurde er deutlich. Er bat darum, die Sachverhalte künftig besser vorzustellen und die Unterlagen vorher zu verschicken.

Edith Memmel widerprach dem. "Wer Interesse an dem Thema hatte, konnte sich darüber lange genug informieren", war sie der Meinung und erklärte dass einige sich sogar persönlich in Tirschenreuth informiert haben, wo ein solches Konzept bereits umgesetzt ist.

"Lasst uns doch einfach damit anfangen und wenn es dann Schwächen gibt, kann man dies in der Praxis sehen und anpassen", beendete Peter Ebertsch (CSU) die Diskussion. Das griff Marr auf und ließ abstimmen. Einstimmig wurde das neue Mobilitätskonzept letztendlich beschlossen. Marr versprach, die Unterlagen noch zu verschicken, die Kreisräte haben dann vier Wochen Zeit, noch Fragen zu stellen oder Anregungen einzubringen.