Kranke Menschen sensibel begleiten
Autor: Rainer Glissnik
Kronach, Sonntag, 22. November 2015
Bei der Jahresversammlung der Kronacher Caritas zeigten Pflegekräfte, wie sie Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt würdevoll begleiten.Die Palliativpflege soll in Zukunft weiter intensiviert werden.
Wer noch in der Blüte seines Lebens steht, macht sich über den Tod in der Regel wenig Gedanken. "Ich träume von Menschen, die Sterben und den Tod nicht aus dem Leben verdrängen, sondern sich damit auseinandersetzen", sagte Sabine Neubauer bei einem Vortrag auf der Jahresversammlung der Kronacher Caritas. "Erst das Bewusstmachen der Endlichkeit macht überhaupt wach für das Leben."
Die letzte Lebensphase eines Menschen möglichst gemeinsam mit Angehörigen und vielen Unterstützern zu einer lebenswerten Zeit machen. Das ist das Ziel der Lebenswegbegleitung in stationären und ambulanten Einrichtungen der Kronacher Caritas.Bei der Jahresversammlung wurde aufgezeigt, mit wie viel Liebe und Professionalität Menschen am Ende ihres Lebens begleitet werden.
Auch ohne finanzielle Erstattung werde aus dem Caritas-Grundgedanken heraus einiges geleistet, erläuterte Geschäftsführerin Cornelia Thron.
Lebensqualität an erster Stelle
Sabine Neubauer zeigte auf, wie für sie die Lebensbegleitung aussehen muss. Sie träume von Menschen, welche die schweren Fragen der Wahrheit am Krankenbett deutlich, ehrlich, klug und rücksichtsvoll beantworten. Sie träume von Menschen, die das Sterben nicht als qualvolle Niederlage erleben, sondern als Höhepunkt und Abschluss irdischen Lebens. Sie träume von Menschen, die verständnisvolle und sensible Pflege leisten, die versuchen zu erspüren wann das Sterben beginnt.
An erster Stelle solle dabei immer die Lebensqualität von Sterbenden in Kliniken stehen, so Neubauer.Im Caritas-Altenheim in Wallenfels solle die Lebensbegleitung nicht erst dann beginnen, wenn es den Bewohner sehr schlecht geht. "Wir begleiten unsere Heimbewohner länger", sagt Neubauer. Das Konzept der Lebenswegbegleitung gehe daher über das Konzept der Palliativpflege hinaus. Mit Elke Gampert hatte das Caritas-Altenheim St. Elisabeth bereits eine Palliativfachkraft, die sich schon länger um Schwerstkranke kümmerte.
Beruf als Berufung sehen
Seit Mai dieses Jahres wird sie von Bettina Förner als Lebenswegbegleiterin unterstützt. "Achtsam und in Liebe geborgen". Das ist der Leitspruch von Bettina Förner. In diesem Sinne besucht sie Schwerstkranke im Krankenhaus und macht Betreuungsangebote. "Berufung als Beruf leben, mit meinem ganzen Herzen", sagte sie.
Wenn Sterbebegleitung beginnt, sollte besonders für eine Wohlfühlatmosphäre gesorgt werden. Auch die Begleitung der Familienangehörigen ist für die Pflegekraft wichtig. Eine ambulante Palliativpflege wird von den Caritas-Sozialstationen Kronach und Steinwiesen geleistet. Hierfür wurden Kirstin Appel und Sybille Horn schwerpunktmäßig ausgebildet. Ihre Aufgabe bereite ihnen auch sehr viel Freude, erklärte Sybille Horn. Meist betreuen sie schwerstkranke und sterbende Menschen, zu 90 Prozent Menschen mit Krebserkrankungen, sagte Kirstin Appel. Oft haben die Patienten schon eine lange Krankheitsgeschichte hinter sich, manche erfuhren die Situation erst kurz zuvor. Für alle sei es eine neue Situation daheim.
Die so wertvolle letzte Zeit lebenswert zu machen sei eine wichtige Bemühung. "Wir als Sozialstation sind eigentlich die Vertrauensperson des Patienten in einem Netzwerk aus Hilfsangeboten", erklärt Kirstin Appel. Palliativpflege sei eher eine Haltung. "Es geht nicht darum dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben."