Kopfzerbrechen über die Wasserversorgung

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Erst im Spätsommer wurde der Kanal in Heinersberg saniert. Doch die Gemeinde Nordhalben hat noch weitere Baustellen. Foto: Archiv/Neugebauer
Erst im Spätsommer wurde der Kanal in Heinersberg saniert. Doch die Gemeinde Nordhalben hat noch weitere Baustellen. Foto: Archiv/Neugebauer

Schlechte Nachrichten im Nordhalbener Gemeinderat: Ein marodes Leitungsnetz, Schäden an Behältern und technischen Einrichtungen machen ein Trinkwasserkonzept teuer und aufwendig.

Eine komplette Sanierung des Wasserleitungsnetzes in Nordhalben würde sich auf 1,3 bis 1,4 Millionen Euro belaufen. Und dies ohne die Ortsteile Heinersberg und Neumühle, wo die Trinkwasserversorgung noch viel problematischer ist. Mit Zuschüssen vom Staat kann nicht gerechnet werden.

Einen kurzen Überblick über die momentane Situation in Trinkwasserbereich in Nordhalben, Heinersberg und Neumühle gab Otto Heimbucher. Der Bestand an Quellen, Schächten, Pumpstationen und Hochbehältern wurde überprüft und befindet sich teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Alte Leitungen und vernachlässigte technische Einrichtungen bringen das Trinkwasserkonzept in eine schwierige Situation.

Zweites Standbein FWO

Zurzeit wird das Wasser von der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) in einer einwandfreien Qualität bezogen. Die Quellen in Hermesgrün könnten mittelfristig genutzt werden, wenn das Wasserrecht geklärt ist. Jedoch sollte auch dann die Versorgung über die FWO als zweites Standbein beibehalten werden. Die Versorgung in Heinersberg ist jedoch durch die dortigen Quellen nicht mehr gewährleistet.

Diplomgeograph Markus Schmitz vom Büro Dr. Heimbucher ging mit seinen Ausführungen mehr ins Detail. Die Wasserversorgung gliedert sich in drei Bereiche, Nordhalben Ort mit den angeschlossenen Ortsteilen, Heinersberg und Neumühle.

In Nordhalben sind die Quellen 1 a und b in Hermesgrün in gutem Zustand, die Quellschüttung ist gleichmäßig und hoch. Es besteht jedoch zur Zeit kein geregeltes Wasserrecht, deshalb muss der Ort ausschließlich durch die FWO versorgt werden. Wenn das Wasserrecht anerkannt wird, dann können die Quellen in den Trinkwasserkreislauf eingespeist werden.

"Der Erhalt der Quellen in Hermesgrün ist richtig. Aufgeben wäre meiner Meinung nach ein großer Fehler, denn es ist sinnvoll und machbar mit einem überschaubarem Aufwand", betonte Otto Heimbucher. Immer vorausgesetzt, das Wasserrechtsverfahren geht zugunsten des Marktes Nordhalben aus.

Nicht mehr nutzbar

Der Hochbehälter Schulgarten ist in einem derart schlechtem Zustand, dass er nicht mehr nutzbar ist. Der vorhandene Behälter "Lerchenhügel" könnte hier erweitert und so die zentrale Möglichkeit der Trinkwasserverteilung genutzt werden. Durch den großen Höhenunterschied müsste allerdings eine Druckminderungsanlage installiert werden. Auch der Schacht an der Kapelle müsste aufgegeben werden. Mit der Erweiterung am Lerchenhügel ist dann jedoch die Gesamtwasserversorgung und die Löschwasserversorgung kein Problem mehr.

In Heinersberg sieht das Ganze noch kritischer aus. Die Quellen 1, 2, und 3 sind qualitativ und quantitativ schlecht. Enorme Schwankungen in der Quellschüttung und wenig Filterung bei Niederschlag lassen kein gutes Ergebnis zu.

Hochbehälter ist in einem schlechtens in Zustand

Die Quellen 4, 5 und 6 zeigen eine regelmäßige aber geringe Schüttung, die jedoch in den Sommermonaten nicht ausreicht. Die Sanierung der Quellstandorte wäre ein enormer Aufwand. Der Hochbehälter ist ebenfalls in schlechtem Zustand. Vor allen Dingen ist der Standort der Quellen wasserrechtlich nicht geklärt.

Das Büro Dr. Heimbucher empfiehlt für Heinersberg den Anschluss an das Hauptnetz oder mittelfristig über die Quellen. Diese müssten allerdings saniert werden. Eine Kamerabefahrung soll Aufschluss geben. Die Leitungen in Heinersberg weisen starke Verkrustungen auf, da sie für viel größere Abnahmemengen ausgelegt sind (beim Bau 1958 war der Bedarf noch viel größer, mehr Einwohner, viel Großvieh). Ein Austausch würde eine enorme Investition bedeuten.

Bürger müssten Kosten tragen

Für den Ortsteil Neumühle sieht die Situation noch schlechter aus. Auch hier ist das Wasser aus den Quellen zu beanstanden. Ein Anschluss an das Hauptnetz oder die Einzelwassergewinnung durch Hausbrunnen wären mögliche Alternativen. Hier wären die Brunnen mit je rund 15 000 Euro wesentlich günstiger, da der Anschluss an das Ortsnetz mehrere Hunderttausend Euro kosten würde, was auf die Bürger umgelegt wird. In Neumühle sind das fünf bis sechs Personen.

Die Gesamtsumme erschreckt

Für zweiten Bürgermeister Gerhard Schneider (FW) waren diese Erkenntnisse erschreckend, vor allen Dingen die Gesamtsumme. Eine Leitung des Hauptnetzes nach Heinersberg würde sehr teuer werden, da etliche hundert Meter durch massiven Fels gehen würden.

Michael Wunder (CSU) betonte, dass Nordhalben zurzeit FWO-Wasser in Topqualität geliefert bekommt.Aber auch Heinersberg und Neumühle hätten Anspruch auf gutes Wasser und hier müsste als erstes etwas unternommen werden.

Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW) führte an, dass die Problematik seit Jahren bekannt sei, aber nicht einmal der geforderte Maßnahmenkatalog sei erstellt worden. Nun könne nicht alles auf einmal saniert oder erneuert werden. Aber das Leitungsnetz sei schlecht und in den Ortsteilen teilweise keimbelastet, das gefährde selbst das beste Wasser. Man wolle auch versuchen, mögliche Fördermittel zu bekommen.

"Problem ist nicht über Nacht gekommen"

Ludwig Pötzinger (FW) prangerte an, dass die ganze Problematik nicht über Nacht gekommen sei, sondern bereits 2007 der Wasserrechtsantrag nicht mehr weiter verfolgt worden sei, was zu den Problemen mit dem Wasserrecht der Quellen geführt habe.

Auch seien seit 1988 die Verkrustungen in Heinersberg bekannt und nichts ist passiert. Horst Wolf (FW) zeigte sich erschüttert darüber, dass Michael Wunder (CSU) sagte, bei dem Vortrag sei nicht viel Neues dabei, man habe es schon im Januar 2014 gewusst. "Es war bekannt und es wurde auch über Amtsperioden hinweg nichts unternommen", sagte Wolf.

Bürgerversammlung am 10. März

Otto Heimbucher zog ein Fazit aus den Untersuchungen und Begehungen bezüglich des Trinkwasserkonzeptes. In Heinersberg und Neumühle muss schnell gehandelt werden, hierzu findet am 10. März ein Gespräch in Neumühle und abends eine Bürgerversammlung in Heinersberg statt. Hier ist eine Kamerabefahrung vorgesehen und es werden Kosten zu den einzelnen Lösungsmöglichkeiten ermittelt. Dies setzt ein schrittweises Vorgehen in Übereinstimmung mit dem Gesundheitsamt, dem Wasserwirtschaftsamt und dem Landratsamt voraus.

Genauso sieht es auch in Nordhalben mit den Quellen aus, sie sollen wenn möglich mittelfristig genutzt, aber der Bezug bei der FWO nicht aufgegeben sondern als zweites Standbein beibehalten werden. "Aus fachlicher Sicht spricht nichts gegen die Quellen und der Wasserrechtsantrag ist bereits eingereicht", sagte Heimbucher.