Kompostierer beklagen Plastikmüll und Schutt
Autor: Bastian Sünkel
Eichenbühl, Montag, 19. Oktober 2020
Die Kompostierer sind genervt: Bei Familie Schubert in Eichenbühl sind zuletzt Gartenmöbel und ein Wagenrad entsorgt worden. Ein anderer Lieferant hat die Infotafel zerstört. Es muss sich etwas ändern, fordern die Inhaber.
Zwischen all den Autos, die Grünschnitt und frühherbstlich verblühende Blumen anliefern, steht eine weiße Plastikbank, als würde sie absichtlich dort stehen. Vielleicht ruht sich Heinz Schubert dort aus, wenn er vom Bagger steigt und erneut den Kompost gewendet hat. Aber Heinz oder sein Sohn Michael Schubert denken nicht dran, sich auf die alte Bank zu setzen. Sie hat einen Riss in der Mitte und als der Sohn schließlich zupackt und sie im Plastikcontainer entsorgt, bricht sie schon auseinander.
Heinz und Michael Schubert haben gerade in den vergangenen Wochen schlechte Erfahrungen auf ihrem Kompostplatz in Eichenbühl gemacht. Die weiße Bank. Ein kaputtes Wagenrad, beschlagen mit Eisen. Plastik zwischen dem Grünzeug und ein halbgewerblicher Anlieferer, der mit etwas Pflanzen garnierten Bauschutt vor den Haufen abgeladen hat. Einen Anruf später durfte er seinen Müll wieder abholen.
1992 hat Heinz Schubert zusammen mit dem ehemaligen Landrat Werner Schnappauf (CSU) den Kompostplatz eröffnet und damit ein ganz neues System für den Landkreis geschaffen. Neun Kompostplätze nehmen Gartenabfälle an. Organisiert sind die Besitzer im Kompostring Kronach, der wiederum vom Maschinenring gemanagt wird und die Konzession vom Landratsamt erhält. Seit dieser Zeit herrscht reger Betrieb in Eichenbühl, Tiefenklein, bis hoch nach Steinbach am Wald. Doch die Kompostplatzbetreiber sind genervt. Immer wieder landet Müll bei ihnen, der dort nicht hingehört.
Manchmal hilft ein Anruf
Im besten Fall reicht dann ein Anruf. Wenn die Besitzer wissen, wer den Müll angeliefert hat, melden sie sich direkt bei ihm. Wenn es sich nur um Kleinigkeiten im sonst hochwertigen Grünabfall handelt, sortieren und sieben die Kompostplatzbesitzer widerwillig Plastik, Stein und Co. aus dem Müll heraus. Doch wenn es nichts dergleichen gibt und der Abfall einfach aus Bequemlichkeit abgeliefert wird, beginnt hin und wieder eine Detektivarbeit, erklärt Michael Schubert. Er hat bereits Briefumschläge im Müll gefunden. Dann hat er bei schlimmen Fällen nicht den Verschmutzer angerufen, sondern die Polizei. Auf dem Kompostplatz hat streng genommen nichts anderes etwas verloren, als Gartenabfälle.
Auch Essensreste werden nicht dorthin gebracht, sondern auf den Wertstoffhöfen gesammelt. Steine und Metall sind außerdem gefährlich für den Betrieb. Sie können die Maschinen zerstören. Erlaubt sind außerdem nicht mehr als fünf Kubikmeter Gartenabfälle. Für größere Mengen verlangen die Inhaber eine Gebühr, die per Anlieferungsschein abgerechnet werden.
Die kurioseste Lieferung
Die kurioseste Lieferung hat Heinz Schubert ganz zu Beginn seiner Tätigkeit als Kompostplatzbetreiber erhalten. Eines Tages lieferte ein Friedhofsarbeiter eine Ladung mit dem Hänger an. Darin: Erde und Gestecke mit Plastik- und Metallteilen. Darunter: Totenköpfe und Knochen. Der Senior zittert immer noch vor Ekel, als er sich daran erinnert, dass ihn plötzlich ein skelettierter Menschenkopf angeblickt hat. Der Friedhofsgärtner musste seine Ladung wieder abholen.
Ein böswilligerer Vorfall ereignete sich erst vor wenigen Tagen. Offensichtlich beim Rückwärts-Ausparken hat ein unbekannter Lieferant die Infotafel des Kompostplatzes komplett zerstört und ist danach geflüchtet. Das ärgert die Familie. Denn ihr Platz ist für den Großteil kostenlos und praktisch 24 Stunden geöffnet, auch wenn das nicht das Konzept der Kompostplätze ist.
Klaus Siegelin leitet den Kompostring Kronach und kennt das Problem. Grundsätzlich sei keiner der neun Plätze 24 Stunden geöffnet, erklärt er. "Aber praktisch schon." Meistens kommen in der Nacht ungebetene Gäste, die Müll abladen, der auf keinem Kompostplatz etwas verloren hat. In andere Fällen passieren auch unfreiwillig Fehler, sagt der Landwirt. Wenn ein Spaten oder Rechen zwischen dem Grünschnitt auftaucht, sei das sicherlich keine Absicht. Bei Steinen, Bauschutt und Plastik, ja sogar bei ganzen Gartenmöbel-Sets, glaubt Klaus Siegelin wiederum nicht an einen Zufall.
Im November tagt der Umweltausschuss des Landkreises Kronach. Dann werden die Kompostierer erneut Ideen sammeln, wie sich die Situation verbessern lässt. Ob eine Kameraüberwachung möglich ist? Oder eine Schranke am Eingang, die in der Nacht hinabgelassen wird? Klaus Siegelin kann noch keine Auskunft geben, bevor der Ausschuss sich dazu nicht geäußert hat. Aber voraussichtlich werde sich etwas verändern, wenn die Konzession 2021 verlängert wird.
Bis dahin sortieren die Kompostplatzbesitzer weiter und diskutieren, was sich verbessern lässt. Bei einer Sache sind Klaus Siegelin und die Familie Schubert jedenfalls einig: Eine Biotonne wünscht sich auf den Kompostplätzen niemand. "Wenn man sich umhört, wird immer wieder von den gleichen Problemen gesprochen", erklärt Klaus Siegelin. "Minderwertiger Müll." Statt des hochwertigen Komposts landen in der Biotonne oft Abfälle, die sich für die Kompostierer nur unter großem Aufwand verarbeiten lassen und damit die Qualität des Naturdüngers abnimmt. Mit dem Bringsystem sind sowohl Michael Schubert als auch Klaus Siegelin zufrieden. Wenn ihre Kunden noch etwas mehr darauf achten, dass sie keine falschen Abfälle anliefern, ist jedem am meisten geholfen, sagen die Kompostierer.