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Kommunen können tauschen


Autor: Friedwald Schedel

Küps, Dienstag, 30. August 2016

Statt einer Umgehung von Unterrodach sollte lieber die Küpser Tunnel-Trog-Lösung vorangetrieben werden. Das wollen SPD-Mandatsträger aus der Region.
Norbert Gräbner (4. v.r., vorne) und Ralf Pohl (verdeckt, dahinter) zeigten MdB Martin Burkert (2. v.r.) und seinen Kollegen die Problematik der Ortsdurchfahrt von Küps auf. Das Bild entstand an der Kreuzung mit Blick Richtung Oberlangenstadt.  Foto: Friedwald Schedel


So etwas hat man selten: Weil die eigene Ortsumgehung wegen der Hochwasserauflagen kaum realisierbar erscheint, verzichtet eine Kommune zu Gunsten einer anderen, die bei einem Tausch der Planung einen Riesenschritt nach vorne machen würde.

So geschehen am Dienstag in Küps. Dort sahen sich bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete um, weil der Bundesverkehrswegeplan in die Zielgerade einbiegt, das Parlament das Schlusswort hat und bis dahin noch einiges zurechtgerückt werden kann. SPD-Kreisvorsitzender Ralf Pohl verdeutlichte, dass die Küpser unbedingt eine Tunnel-Trog-Lösung als Ortsdurchfahrt, keine Ortsumgehung wollen. Da der vierstreifige Ausbau der Bundesstraße 173 von Süden her bis Oberlangenstadt läuft, von Norden her bis zur Lerchenhoftrasse führt, würde der unbeplante Bereich Oberlangenstadt-Küps zum Nadelöhr.


Riesige Brücke wäre nötig

Martin Burkert, Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur im Bundestag und Vorsitzender der Landesgruppe Bayern der SPD-Bundestagsfraktion, notierte sich eifrig, was Ralf Pohl und der Marktrodacher Bürgermeister Norbert Gräbner zu sagen hatten. Obwohl die Unterrodacher gar keine Umgehung wollen, wird von staatlichen Stellen eine 3,4 Kilometer lange Umfahrung geplant. Und die käme deutlich teurer als die bisher veranschlagten knapp 26 Millionen Euro. "Nach den Hochwasserereignissen von Deggendorf gibt es deutlich strengere Vorschriften", berichtete Gräbner. Zwischen Höfles und Unterrodach würde eine Brücke mit einer lichten Weite von fast einem halben Kilometer erforderlich. Dazu kämen weitere Brückenbauwerke. Gräbner meinte, dass die Kosten dadurch so gewaltig in die Höhe schnellen würden, dass die Umgehung, die die Bürger ja gar nicht möchten, in weite Ferne gerückt sei. Was Gräbner und seine Marktrodacher wollen, ist ein Ausbau der Ortsdurchfahrt von Unterrodach mit Lärmschutzmaßnahmen. Wenn das Großprojekt Umgehung für Marktrodach wegfalle, dann könnte für Küps geplant und das Projekt Tunnel-Trog-Lösung in den vordringlichen Bedarf gestellt werden, schlug Gräbner vor.

Da stieß er bei Martin Burkert und seinen Abgeordnetenkollegen auf offene Ohren: Es muss kein neues Fass aufgemacht, Mittel können in der Region umgeschichtet werden. Das erleichtert der SPD-Landesgruppe die Argumentation bei den Klausurberatungen ungemein. "Wir sind zum richtigen Zeitpunkt in Oberfranken. Der Kreis Kronach ist ein interessanter, aber schwieriger Landkreis, der seit der Wende einen großen Umbruch erlebt hat", konstatierte Burkert. Deshalb wollten er und seine Kollegen helfen.


Tunnel-Trog-Lösung

An der Kreuzung in der Ortsmitte von Küps zeigten Ralf Pohl und weitere SPD-Kommunalpolitiker auf, wie die Tunnel-Trog-Lösung, die etwa 800 Meter lang sein würde, aussehen soll. Der Bereich Küps dürfe bei der Planung für den vierstreifigen Ausbau der B 173 nicht ausgespart werden. Schließlich sei der Kreis Kronach der einzige Landkreis in Oberfranken ohne Autobahnanbindung.

Martin Burkert stellte in Aussicht, dass bei den abschließenden Beratungen der Bundestagsabgeordneten über den Bundesverkehrswegeplan noch alles möglich sei. Über 366 Projekte in Bayern, davon 220 Ortsumgehungen, werde gesprochen. Dabei gebe es eine Prioritätenliste: zuerst die Instandhaltung, dann der Ausbau, erst später Neubauten.

MdB Rita Hagl-Kehl kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die bayerische Staatsregierung viele Projekte angemeldet habe, aber keine Priorisierung erfolgt sei. "Was dringend erforderlich wäre wie Küps kommt nicht rein!" Die Bürgerbeteiligung sei sehr wichtig, denn oft stelle sich heraus, dass die Bürger die angedachten Projekte gar nicht wollten. Im Vorfeld könnte man vieles klären.


Die Verkehrsbelastung nimmt zu

Martin Burkert berichtete, im Bundesverkehrswegeplan seien bis zum Jahr 2030 270 Milliarden Euro vorgesehen. Er vermisste die richtige Weichenstellung, denn der Pkw-Verkehr werde um 30 Prozent, der Lkw-Verkehr um 38 Prozent, der Schienen-Güterverkehr sogar um 43 Prozent zunehmen.

Neben der Verkehrsinfrastruktur waren beim eineinhalbtägigen Besuch der SPD-Parlamentarier auch das Tropenhaus in Tettau, die Confiserie Burg Lauenstein und das Flößermuseum Unterrodach Themen. Durch das Flößermuseum führte Norbert Gräbner und ließ die Parlamentarier auch ein Floß besteigen. Wegen der ungleichmäßigen Gewichtsverteilung holten sie sich gleich nasse Füße. Gräbner lud die Abgeordneten zu einer Floßfahrt durch das Angerwehr bei der nächsten Kirchweih ein.