Koi-Krauß in Hummendorf wird zehn Jahre alt
Autor: Jan Koch
Hummendorf, Montag, 19. August 2013
Vor 15 Jahren hat sich Jürgen Fenner in die japanischen Karpfen verliebt. Aus seinem Hobby wurde in Hummendorf ein Unternehmen, das heute fünf Angestellte beschäftigt.
Jürgen Fenner ist Bautechniker mit Leib und Seele, doch statt großer Baupläne liegt auf dem Schreibtisch seines Büros in Hummendorf die neueste Ausgabe des "Zoologischen Anzeigers", im Hintergrund plätschert Wasser und wenn sein Handy klingelt, ertönt eine asiatische Melodie.
Japan sei ein tolles Land, besonders die Edelkarpfen haben es ihm angetan. Wenn Jürgen Fenner von Kois spricht, fängt er an zu lächeln und seine Stimme klingt warm. "Wundervolle Geschöpfe", Haustiere, gar seine Muse seien die Fische für ihn. Und sein Geschäft, denn seit zehn Jahren ist er Chef der Firma Koi-Krauß in Hummendorf. 300.000 Euro hat das Unternehmen im vergangenen Jahr umgesetzt und beschäftigt in zwischen fünf Mitarbeiter. Fenner importiert jährlich rund 1000 Kois aus Japan und hat Kunden im Umkreis von 200 Kilometern.
Zwei Meter Mindesttiefe
Angefangen hat alles ganz klein: Vor 14 Jahren hat Fenner sein Haus in Hummendorf gebaut und wollte auch einen Teich im Garten. "Während der Planung schaut man nach den Bewohnern für den Teich, da sind mir die bunten Goldfische aufgefallen", erzählt er. "Irgendwann hat mir jemand gesagt, dass das Kois sind." Jürgen Fenner fing an, sich umzuhören und stellte schnell fest, dass Teich nicht gleich Teich ist. Besonders wenn Kois darin leben sollen. Es braucht Rohre am Grund des Teichs, von wo aus permanent der Schmutz vom Boden und der Oberfläche abgesaugt wird.
Selbige Rohre brauchen einen verhältnismäßig großen Durchmesser, damit viel Wasser umgewälzt werden kann. Außerdem darf die Teichfolie nicht faltig verlegt werden. "Sonst entstehen Schmutznester, wo sich mit der Zeit Bakterien bilden, die den Fischen schaden können", erklärt Fenner. "Es ist wichtig, dass ich mehr Wasservolumen habe als Oberfläche." Und tief sollte der Teich sein, mindestens zwei Meter. "Fische wachsen sehr schnell und können, je nach Qualität, auch 80 bis 100 Zentimeter groß werden. Das schon binnen von fünf Jahren."
Marktlücke Teichbau
Fachwissen, für das er "halb Europa" bereisen musste. Ziel waren die großen Koi-Händler. "Auf einer dieser langen Heimfahrten kam die Idee, ein eigenes Koi-Fachgeschäft zu gründen", sagt er. Der Grund: "Ich habe gemerkt, dass sich generell niemand auf Teichbau spezialisiert hat." Fenner witterte die Marktlücke und gründete 2003 Koi-Krauß.
Noch heute ist der Teichbau Jürgen Fenners Steckenpferd, mit dem er den Großteil seines Umsatzes macht. In der Regel baue sein Unternehmen im Jahr rund "fünf bis sechs Teiche". Einer davon sei meist etwas größer, zwischen 100 und 300 Kubikmetern, sagt Fenner. Im Durchschnitt hätten seine Teiche aber einen Wasserinhalt von 20 bis 30 Kubikmetern. "10.000 Euro sollte man bereit sein, dafür in die Hand zu nehmen, nach oben hin gibt es natürlich so schnell keine Grenze."
1000 Kois aus Japan importiert
Viel Geld, das weiß auch Jürgen Fenner. Doch die Tiere brauchen seinen Angaben nach dieses Umfeld. Die Kois sind für ihn keine Produkte, sondern weit mehr. "Ein Koi kann bis zu 60 Jahre alt werden, hat ein eigenes Wesen und frisst sogar aus der Hand. Das werden wirklich Haustiere."
Rund 1000 Kois, zehn Mal so viele wie noch vor zehn Jahren, importiert Fenner heute - größtenteils aus Japan. Die meisten Tiere sind einjährige, kleine Fische, die ab 20 Euro zu haben sind. Einige sind aber auch rund 80 Zentimeter groß. "Mein teuerster Fisch lag bei 8000 Euro. Sicher gibt es Fische für 50.000 oder 100.000 Euro. Da würde ich mich aber nicht mehr wohl fühlen, wenn hier so viel Geld rumschwimmt." Ohnehin könne er von den Fischen allein nicht leben.
Im Jahr 2007 stieg der Umsatz und er entschied sich, in Stockheim zu investieren. "Dort hatte ich für zwei Jahre eine tolle Anlage. Eine der schönsten und größten, die es in Deutschland gab." Viel Arbeit und hohe, zu hohe Nebenkosten. Nach zwei Jahren war für Koi-Krauß in Stockheim Schluss. "Das aufzugeben, tat schon weh. In der Seele als auch im Geldbeutel. Wäre die Sache in München oder Frankfurt gewesen, wäre sie ein Selbstläufer gewesen, hier ist es schwierig." Der Grund: Im Frühjahr gebe es genug zu tun, aber ab August sei es schwierig, genügend Aufträge zu bekommen. Mehr Mitarbeiter will er deshalb momentan nicht anstellen. So wie es ist, fühle es sich gut an.
Fenner vertreibt eigenes Futter
Er wächst auf anderen Gebieten. Fenner hat einen Trommelfilter mitentwickelt - ein Filter, der nur ein- oder zweimal pro Jahr sauber gemacht werden muss. Außerdem vertreibt Fenner sein eigenes Fischfutter, das er gemeinsam mit einem Tierheilpraktiker und einem Labor über mehrere Jahre hinweg entwickelt sowie erprobt hat. Es sei im Gegensatz zu anderen Produkten sehr ausgewogen und bewirke beispielsweise nicht nur, dass die Fische schnell wachsen.
Fenner liegt viel daran, dass es den Kois gut geht. Über ihnen vergisst der Chef von Koi-Krauß aus Hummendorf sogar, dass das Geschäft dieses Jahr nicht perfekt läuft - ausgerechnet zum zehnjährigen Bestehen. Ein großer Auftrag sei weggefallen und das kalte Frühjahr machte seinen Kunden nicht gerade Lust auf einen Teich.
Jürgen Fenner wirkt jedoch als störe ihn das nicht. Falls doch, hat er es von seinem Bürostuhl aus nur wenige Meter, bis er seinen Musen dabei zusehen kann, wie sie lautlos durchs Wasser gleiten. Das, behauptet Fenner, entspanne ihn nämlich immer.