Knellendorfer ist seit 2013 rund 7250 Kilometer gelaufen
Autor: Rebecca Vogt
Kronach, Freitag, 26. April 2019
Helmut Böhnlein aus Knellendorf hatte mit Wandern nicht viel am Hut - bis er 2013 den Jakobsweg lief und ihn die Wandersucht packte.
Helmut Böhnlein sitzt am Tisch in seinem Wohnzimmer. Links und rechts von ihm stehen mehrere Kisten. In diesen stapeln sich Klarsichthüllen mit Papieren sowie unzählige Karten und Wanderführer. Helmut Böhnlein hat viel zu erzählen. Denn der Knellendorfer ist in den vergangenen sechs Jahren rund 7250 Kilometer gewandert. Zu Fuß ging es unter anderem nach Rom und in die Partnerstädte der Stadt Kronach - Hennebont in Frankreich und Kiskunhalas in Ungarn. Im vergangenen Jahr zog es Böhnlein nach Tschechien ins Altvatergebirge.
Sein persönliches Highlight, auf das Böhnlein im Gespräch immer wieder zurückkommt und mit dem für ihn alles begann, ist und bleibt aber der Jakobsweg. 2013 lief Böhnlein von Knellendorf aus nach Santiago de Compostela - der Pilgerstätte im Nordwesten Spaniens, die spätestens seit Hape Kerkelings Buch "Ich bin dann mal weg" einem breiten Publikum bekannt ist. 73 Tage war Böhnlein unterwegs.
"Mit Wandern hatte ich eigentlich überhaupt nichts am Hut", erinnert sich der 61-Jährige. "Mein Sport war Fußball." Wie kam es dann überhaupt dazu, dass der Knellendorfer sich 2013 auf den Weg nach Spanien machte? Bei einer Familienfeier fiel Böhnlein auf, dass die Schwester seines Schwagers fehlte. Auf die Frage, wo sie sei, hieß es damals: "Die macht den Jakobsweg."
Böhnlein, der als Beamter im Service der Telekom gearbeitet hatte, plante zu der Zeit im Alter von 55 Jahren in den Vorruhestand zu gehen. So kam es auf der Familienfeier zu einem folgenschweren Ausspruch: "Wenn das mit dem Ruhestand klappt, dann laufe ich auch den Jakobsweg, aber von zu Hause aus."
Einmal gesagt, war aus der Nummer kein Entrinnen mehr. "Ich war wirklich am Zweifeln, aber ich habe nichts verraten", erinnert sich Böhnlein. Auch in Knellendorf hatte die Idee schon die Runde gemacht.
Tiefe Blasen an den Füßen
So startete Böhnlein im Frühjahr 2013 seinen Fußmarsch nach Santiago de Compostela. Bereits am ersten Tag, als er den Staffelberg erreichte, hatte der Knellendorfer "richtig tiefe Blasen" an seinen Füßen. Die neu gekauften Wanderschuhe hatte er vorab nur kurz eingelaufen. Böhnlein setzte seine Reise schließlich in Laufschuhen fort, mit denen er bereits Marathon gelaufen war.