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Klinik schließt Gynäkologie und Kreißsaal


Autor: Alexander Löffler

Kronach, Donnerstag, 28. Sept. 2017

Wegen der plötzlichen Erkrankung zweier Ärztinnen schließt die Helios Frankenwaldklinik vorübergehend die Gynäkologie und den Kreißsaal.
Die Helios Frankenwaldklinik in Kronach muss vorübergehend die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe schließen.


Der Kreißsaal in der Frankenwaldklinik bleibt bis einschließlich 8. Oktober geschlossen. Schwangeren, bei denen in den nächsten Tagen eine Entbindung ansteht, wird empfohlen, sich an die Kliniken in der Umgebung zu wenden. Das teilte die Helios Frankenwaldklinik am späten Donnerstagnachmittag mit.

Der Grund für diese Entscheidung sei demnach die kurzfristige Erkrankung der Chefärztin und der Oberärztin. Dies hat zur Entscheidung der Klinik geführt, die Abteilung Gynäkologie sowie Geburtshilfe und damit auch den Kreißsaal bis 8. Oktober zu schließen. "Wir bedauern das sehr und bitten unsere Patientinnen um Verzeihung. Der plötzliche Ausfall beider Ärztinnen hat auch uns überrascht", teilte die Klinik mit.

Die niedergelassenen Frauenärzte sind laut Klinik informiert, ebenso die Notarztleitstelle. "Wir sind zuversichtlich und werden alles dafür tun, damit die Gynäkologie und Geburtshilfe am 9. Oktober wieder öffnet", lässt die Klinik verlauten.
Angesichts immer wieder kehrender Diskussionen um die Situation an der Klinik betont Claudia Holland-Jopp, Referentin der Klinikgeschäftsführung, auf Nachfrage, dass eine komplette Schließung der Geburtshilfe kein Thema sei. "Krankheiten kann man leider nicht planen. Jetzt hat es auch unseren Betrieb getroffen", sagte Holland-Jopp. Allgemein gelten 500 Geburten pro Jahr als entscheidender Faktor, ob sich die Geburtshilfe an einer Klinik rechnet. Holland-Jopp konnte spontan zwar keine genaue Zahl nennen, meinte aber, dass die Frankenwaldklinik sich in diesem Bereich bewege.


Keine Entbindungen

Während schon am Wochenende keine Entbindungen mehr stattfinden können, kann zumindest der Betrieb auf der Station mittels einer Ärztin, die nur teilweise an der Klinik praktiziert, überbrückt werden. Spätestens am Montag würden dann die letzten Patientinnen entlassen, geplante und vor allem aufschiebbare Operationen sei verlegt worden.

Angesprochen auf die Anzahl der Ärztinnen erklärte Holland-Jopp: "Wir haben nur zwei Fachärztinnen." Zwar gebe es noch weitere Ärzte, die aushelfen, allerdings sei alleine mit diesen kein Betrieb an 24 Stunden und das sieben Tage pro Woche zu gewährleisten. Es sei generell schwierig, gerade in diesem Bereich Ärzte zu finden: "Das ist ein allgemeines Problem."


Aktionen nicht betroffen

Holland-Jopp verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass nicht jeder niedergelassene Gynäkologe gleichzeitig in der Geburtshilfe tätig sein könne. "Letztlich hat der Sicherheitsaspekt überwogen", erklärt Holland-Jopp mit Blick auf die getroffene Entscheidung und schiebt hinterher: "Wenn etwas passiert, ist der Aufschrei groß." Abschließend weist die Referentin der Geschäftsführung darauf hin, dass die geplanten Veranstaltungen rund um die Weltstillwoche trotzdem stattfinden.

Claus Beyerle, lange Zeit Chefarzt der nun betroffenen Abteilung, zeigte sich verwundert über die Entwicklung. "Das ist sehr traurig. So etwas gab es früher nicht", betont Beyerle, der neben sich noch zwei Oberärzte hatte. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls von drei Personen war demnach recht gering. Und wenn es dann trotzdem einmal eng wurde, hat man Beyerle schon auch einmal vom Urlaub aus Südtirol zurückgeholt. Das habe er dann auch ohne Zögern gemacht. "Aber damals war alles ganz anders", betont Beyerle, der vor zwölf Jahren in den Ruhestand getreten ist.

In dem konkreten Fall handelt es sich natürlich um Krankheit, ein Zurückholen ist nicht möglich. Und dennoch ist Beyerle von der Entwicklung im Gesundheitswesen wenig begeistert. Vieles könne man heute dann wohl auch nicht mehr erwarten. Während er als Chef früher noch gutes Geld verdient und seine Mitarbeiter daran teilhaben ließ, verdiene heute nur noch die Krankenhausverwaltung.


Verkauf war ein Fehler

Beyerle gibt offen zu, dass er früher für den Verkauf der Klinik gewesen sei. Heute denkt er anders darüber: "Das war ein großer Fehler."


Kommentar

Man zuckt zwangsläufig zusammen, wenn man von der - wenn auch vorübergehenden - Schließung der Geburtshilfeabteilung hört. Von der Abteilung, die das Aushängeschild der Frankenwaldklinik ist. Nicht umsonst kommen viele Frauen auch aus benachbarten Landkreisen nach Kronach, um hier zu entbinden. Auch wenn die Schließung zeitlich befristet ist, so ist das Ziel, das nach außen gesendet wird, verheerend. Natürlich kann man sich gegen Krankheit nicht schützen. Und doch zeigt sich nun, dass die Personaldecke offensichtlich zu dünn ist - der Rendite sei Dank. Bleibt zu hoffen, dass es sich um eine einmalige Angelegenheit handelt. Aber auch wenn dem so sein sollte, der Ruf der Klinik ist längst nicht mehr der beste. Mit der jetzigen Entwicklung wird erneut Vertrauen verspielt.