Kinder-Uni: erfolgreich studieren mit Diplom
Autor: Mariell Dörrschmidt
Kronach, Sonntag, 06. November 2016
An der Kinder-Uni in der Lucas-Cranach-Grundschule fanden sich rund 120 Nachwuchs-Studierende zum "Medizinstudium" ein.
Wenn sich über 100 schlaue Köpfchen bei Wind und Wetter am Samstagmorgen in den Ferien auf den Weg zur Schule machen, dann steht das neue Wintersemester der Kinder-Uni Kronach vor der Tür. Nach der Einschreibung heißt es dann, schnellstmöglich den besten Platz im Vorlesungssaal zu ergattern, die Studienbücher auszupacken und gespannt einen Stift zu zücken.
"Wir sind wieder voll", freut sich Eva-Maria Wittmann, eine der Hauptorganisatorinnen der Kinder-Uni, und erklärt, dass in diesem Semester der Fachbereich Medizin im Hinblick auf den Ärztemangel abgedeckt werden solle: "Wir versuchen in der Kinder-Uni alle Fachbereiche zu vermitteln.
Heute freuen wir uns ganz besonders, dass die Helios-Frankenwaldklinik die Dozenten gestellt hat und uns zusätzlich finanziell unterstützt."
"Wir sind da, um was zu lernen", erklären die Freundinnen Leni, Jiwoo, Hannah und Katharina aus der dritten Klasse der Lucas-Cranach-Grundschule in Kronach. Vorfreudig sitzen sie nebeneinander und warten darauf, dass es nun endlich losgeht. "Wie heißt die erste Vorlesung?" beraten sich die vier Grundschülerinnen und schreiben dann den Titel in Schönschrift auf ihre Notizblöcke. Denn eines steht fest: Studium ist eine ganz andere Nummer als der normale Schulbetrieb.
Mit der ersten Vorlesung "Bauchgefühlen auf der Spur" startete der Allgemein- und Viszeralchirurg Dr. Frank Fischer das Wintersemester. Von Elefanten, Walen, Kühen und Spitzmäusen näherten sich die Kinder zusammen mit dem Mediziner in einfachen Schritten dem menschlichen Verdauungstrakt. Auf dem Weg von Mund, Speiseröhre, Magen, Dünndarm und Dickdarm ging es dem menschlichen Körper ans Eingemachte, weshalb die Augen der Junior-Studierenden immer größer wurden und es bei all den Fachbegriffen immer schwieriger wurde ruhig zu bleiben. Schließlich hatten die kleinen Nachwuchs-Mediziner auch reichlich Gelegenheit, ihre eigenen Erfahrungen kund zu tun. Auf die Frage, wer zum Beispiel Ahnung von Blinddarm habe, hallte es aus der Menge: "Der muss raus!"
Fazit gezogen
Und weil es so viel Spaß macht, haben sich die vier Freundinnen auch noch die zweite Vorlesung "Röntgenblick in den Körper" mit Radiologe Dr. Gabor Horváth vorgenommen.
Vor der Mittagspause ziehen sie begeistert ein erstes Fazit: "Mir hat es gut gefallen und ich habe es mir genauso vorgestellt", berichtet Jiwoo, die zusammen mit Leni und Katharina nun bereits zum zweiten Mal an der Kinder-Uni teilgenommen hat. Die Kinder waren sehr aufmerksam, schrieben fleißig mit und konnten sich dann auch viele Details merken. "Ein Pottwal ist 28 Meter lang", erklärt Katharina beeindruckt und erinnert sich an den Anfang der Vorlesung zurück.
Ihre Freundin Hannah ist bereits im vierten Semester und bekam deswegen am Samstag ihr erstes Diplom ausgehändigt. "Ich war bei allen Vorlesungen dabei", freut sie sich und zeigt stolz ihr Studienbuch. Die feierliche Übergabe der Diplome fand am Ende der beiden Vorlesungen statt. "Zirka 30 Schülerinnen und Schüler bekommen heute ein Diplom", berichtet Sabine Wank von der Demografie-Pilotregion Oberfranken. Ziel sei es, den jungen Studierenden Anerkennung zu schenken und gleichzeitig Fachkräfte für die Region bereits im frühen Alter abzufangen.
Und die Vorlesungen geben den Schülerinnen und Schülern definitiv einen Impuls. "Wir haben das Thema gerade im Unterricht. Deswegen war es sehr hilfreich", erzählt die elfjährige Anne, die bereits die fünfte Klasse besucht und ein späteres Medizinstudium für nicht ausgeschlossen hält. Ihre Freundin Emma fand die Vorlesung genauso spannend und erklärt, dass sie sich gut vorstellen könnte als Therapeutin zu arbeiten. "Es ist schön, wenn man Menschen helfen kann", erklärt die zehnjährige Anne und schwärmt: "Vielleicht werde ich mal medizinische Fachangestellte."