Druckartikel: Kinder schlagen Brücke über den Atlantik

Kinder schlagen Brücke über den Atlantik


Autor: Norbert Neugebauer

Nordhalben, Dienstag, 15. Mai 2018

Ein Kunstprojekt für Kinder verbindet die Schulen von Nordhalben und dem Auswandererort Frankenmuth in den USA.
Eines der historischen Kinderbilder aus Nordhalben und Frankenmuth/USA, die von den Schülern bunt in grafische Rahmen gesetzt wurden.Norbert Neugebauer


Kindliche Freude vermitteln die Bilder, ebenso fröhlich war die Eröffnungsveranstaltung zur neuen Ausstellung "Komm in meine bunte Welt" im vollbesetzten Nordhalbener Künstlerhaus.

Aus einer Zufallsbegegnung ist ein gemeinsames Kontinent-, Länder- und schulübergreifendes Kunstprojekt geworden, das nach einjähriger Zusammenarbeit nun seine Früchte im Frankenwaldort zeigt. Es geht auf eine Reise von Irmgard Freischlad aus Essen (Künstlername Irmgard Niederreiter) nach Frankenmuth im US-Bundesstaat Michigan zurück. Der bekannte, als "Little Bavaria" "typisch deutsche" Traditionen vermarktende Ort wurde von fränkischen Auswanderern gegründet und hat ein Historisches Museum. Dort sind auch Kinderbilder aus der Zeit nach der Wende zum 20. Jahrhundert ausgestellt.


HolzArt gab den Anstoß

Ein anderer Essener Künstler, Viktor Cleve, sieht bei seinem Aufenthalt zur HolzArt in Nordhalben die Kinderbilder von Johann "Johnny" Köstner aus der gleichen Zeit. Die beiden befreundeten Künstler tauschen sich dazu aus. Freischlad knüpft die Fäden, konzipiert eine Zusammenarbeit und finanziert auch das Projekt. Es ist seit Jahren ihr Anliegen, bereits die Grundschüler mit Kunst in Berührung zu bringen. Sie sucht die Kommunikation, um den Kindern frühzeitig einen ungezwungenen Umgang mit dem Medium zu ermöglichen. Dazu hat sie bereits mehrere derartige Aktionen ins Leben gerufen, mit ihrer aktuellen verbindet sie nun die Nordhalbener Grundschule mit der List Elementary Scool in Frankenmuth.

Als Basis dienen die historischen Kinderbilder, die von den heutigen Schülern farbenfroh in einen grafischen Rahmen gesetzt wurden. "Mit den geometrischen Vorgaben kann jedes Kind mitmachen" so die Initiatorin, die dazu didaktische Regeln vorgegeben hat. Allerdings ist schon beachtlich, mit welcher Kreativität sie umgesetzt wurden.


Nur Details verraten Herkunft

Im Künstlerhaus hat die Leiterin die Collagen als kompakten Fries angeordnet, was für eine zusätzliche Komponente sorgt. Die Arbeiten von 20 Kindern aus dem Ort und 70 aus der Partnerschule ergänzen sich so, dass der Betrachter nur an Details erkennen kann, woher sie stammen. Doch es gibt weitere Parallelen. Auch aus Nordhalben wanderten zahlreiche Menschen nach USA aus, die zusammen mit anderen Frankenwäldlern in Chicago eine starke Gemeinschaft bildeten. Bis heute haben sich einige verwandtschaftliche Beziehungen erhalten.

Die Nordhalbener Schüler wirkten bei ihrer Vernissage auch gestalterisch mit. Unter Leitung von Fachlehrerin Christine Lippert stimmten sie die Gäste mit einem musikalischen Auftritt ein und interviewten sie anschließend. "Wer war schon mal in Amerika und hat dort vielleicht sogar Verwandte?". "Wer kann auch einen Kopfstand" oder "Wer erinnert sich noch an seinen ersten Schulranzen" - Fragen, die Bezug auf die Kinderbilder nahmen. Aber auch praktischer Art: "Haben die Schüler dort Tablets im Unterricht", "Können sie auch deutsch?"

Rektorin Silke Wachter und Initiatorin Irmgard Freischlad erläuterten den Werdegang der Ausstellung, Nordhalbens Zweiter Bürgermeister Ludwig Pötzinger als Hausherr dankte für das Engagement der Beteiligten. Der ebenfalls anwesende Viktor Cleve, dessen zweite Heimat mittlerweile das Nordhalbener Künstlerhaus ist, lud anschließend zu einem Rundgang ein und stellte Werke von derzeit hier arbeitenden Künstlerkollegen vor. Sie sind ebenfalls im Rahmen der Ausstellung zu sehen, weitere entstehen gerade. "Kleine und große Künstler bilden hier eine Klammer", so seine Definition der gemeinsamen Schau.

Die Ausstellung ist noch am kommenden Samstag, 19. Mai, von 14 bis 16 Uhr im Künstlerhaus Nordhalben, Lobensteiner Straße 11, zu sehen. Weitere Informationen zum aktuellen Projekt und den weiteren von Irmgard Freischlad finden sich auf ihrer Homepage