Kettelerhaus in Kronach soll verkauft werden
Autor: Marco Meißner
Kronach, Donnerstag, 16. Februar 2017
Die Kronacher KAB will sich vom vereinseigenen Kettelerhaus trennen, weil größere Investitionen anstehen und dem Verein zugleich junge Mitglieder fehlen.
Wenn Georg Barnickel über die Geschichte des Kettelerhauses spricht, ist ihm anzumerken, wie sehr ihm dieses geschichtsträchtige Gebäude am Herzen liegt. Der Vorsitzende des Kronacher KAB-Ortsvereins erzählt von den Anfängen mit einem Versammlungssaal und der ersten Badeanstalt in der Kreisstadt. Er erinnert an die beiden Weltkriege, als das Kettelerhaus zur Versorgung Verwundeter genutzt wurde. 1946 wurde der Vorläufer des heutigen KAB-Ortsvereins, der katholische Arbeiterverein, neu gegründet und übernahm seinen Besitz wieder, der ihm unter dem Nazi-Regime enteignet worden war. Nun steht der Kronacher KAB eine erneute Trennung vom Kettelerhaus bevor.
Diesmal ist diese Entscheidung nicht erzwungen, sondern eine Frage der Vernunft, wie Barnickel schildert. "Unser Ziel war es, das Kettelerhaus weiterzuführen und an die nächste Generation zu übergeben", stellt der Vorsitzende fest. "Aber diese Generation gibt es nicht." Zu dünn gesät sind junge Mitglieder in den Reihen des etwa 130-köpfigen Vereins. Der KAB Kronach stellte sich vor diesem Hintergrund die Frage, ob einmal mehr eine große Investition für Sanierungsmaßnahmen Sinn macht.
Verein hat investiert
In der Vergangenheit wurde bereits viel Geld unter anderem in die Toilettenanlagen und das Dach gesteckt. Nun müsste der Ortsverein erneut tief in die Tasche greifen. Wie tief, lässt sich laut Barnickel nur schwer vorhersagen: "Es ist ein altes Haus. Da wissen wir nicht, was alles auf uns zukommt." Eine Bürde, die der gemeinnützige Verein seinen Mitgliedern nicht auferlegen möchte. Leicht fiel die Entscheidung dennoch nicht, ist die Geschichte des Vereins doch eng mit seinem Haus verzahnt. Letztlich sah aber nicht nur der Vorstand die Notwendigkeit zu handeln, sondern die Mitglieder selbst stimmten in ihrer Versammlung für den Verkauf. Dieser wird nun eingeleitet. Wie schnell sich ein Interessent findet, lässt sich laut Barnickel zurzeit noch nicht absehen.
Das Kettelerhaus hat nicht nur für die KAB eine große Bedeutung. Den Kronachern ist es ein wichtiger Treffpunkt, finden sich darin doch das Kino "Filmburg" und die Gaststätte "Holly's". Barnickel blickt erneut in die Geschichte: "1952 hat die damalige Pächterin, Mathilde Daum, den Arbeitersaal zum Kino umgebaut. 1953 wurde die Filmburg eröffnet." Inzwischen führt die Familie Grober das Lichtspielhaus. Auch die Kinobetreiber haben Barnickel zufolge viel für die Modernisierung und den Umbau der "Filmburg" getan. Umsonst seien diese Investitionen nicht gewesen, versichert der Vorsitzende. Der Pachtvertrag laufe noch zehn Jahre und müsste von einem Käufer übernommen werden. Mindestens solange steht einem Fortbestand der "Filmburg" aus Sicht der KAB also nichts im Weg. Mit Tobias Holland, dem "Holly's"-Wirt, hat Barnickel bereits gesprochen. Der gemeinsame Pachtvertrag sei gerade erst verlängert worden, erklärt er. Das sichere zunächst auch den Fortbestand der Gaststätte.
Wirt ist entspannt
"Wir vom Personal würden ohne das ,Holly's‘ eingehen wie die Primeln!", ruft eine Bedienung hinter dem Tresen der "Cinemabar", als unser Reporter mit Holland spricht. Der Wirt lächelt. Er sieht die Situation recht entspannt. Sein Pachtvertrag laufe noch, bestätigt er Barnickels Aussage. "Wir sind jetzt fünf Jahre hier, und wir würden gerne im Kettelerhaus weitermachen." Längerfristig habe ein Besitzerwechsel natürlich Einfluss auf die Planungen eines Gastronomen, stellt Holland fest. Sollte die KAB einen Käufer finden, will der Wirt mit diesem aber über eine Fortsetzung des Gaststättenbetriebs verhandeln. Dass sich der Verein von seiner Immobilie trennen will, dafür zeigt Holland angesichts der Struktur der Kronacher KAB und des Investitionsbedarfs Verständnis. Keine Sorgen machen sich die Kinobetreiber um die Zukunft der "Filmburg". Rainer Lippert verweist auf den langfristigen Pachtvertrag. "Der Verkauf ist eine Entscheidung der KAB. Wir waren informiert, und unser Pachtvertrag wird davon nicht berührt", stellt er klar.