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Kein einfacher Gesangverein


Autor: Corinna Igler

Tettau, Freitag, 26. Juni 2015

Vor 20 Jahren entstand der Singkreis Tettau - und zwar aufgrund eines Films und einer Konfirmation. Gefeiert wird der Geburtstag am Samstag, 4. Juli, mit einem Jubiläumskonzert.
Der Singkreis Tettau mit Chorleiterin Anja Knabner (vorne links) und Lydia Müller (rechts daneben). Foto: privat


Der Film "Sister Act" hat bei Lydia Müller bleibenden Eindruck hinterlassen. "Das können wir auch", hat sie sich vor 20 Jahren gedacht. Los ging das damit, dass sie zur Konfirmation ihrer Nichte ein Lied hat singen wollen.

1995 war das, als sie die Frau des damaligen Tettauer Pfarrers angesprochen hat, ob diese nicht mit ihr singen wolle, um den Gottesdienst festlicher zu gestalten. "Sing mit mir ein Halleluja" war das erste Lied und damit das Feuer entfacht.

Immer "Sister Act" vor Augen, war sich Lydia Müller klar, dass sie das in Tettau auch aufziehen will. Anja Knabner und Simone Opel, die bei der Konfirmation 1995 ebenfalls in der Kirche waren, hat sie mit dieser Idee schnell angesteckt. Ein Kirchenchor sollte gegründet werden. Aber kein gewöhnlicher, sondern einer, der in die Richtung der singenden und tanzenden Betschwestern aus dem Film ging. Moderne Kirchenmusik nennen die Frauen das.

Petra Eschrich, Ilona Heimann, Gabi Petersam, Manuela Scheidig und Kathrin Kaegebein kamen dazu und im Laufe der Zeit immer mehr Tettauer Frauen - und sogar ein paar wenige Männer. Denn: "Wir haben schnell gemerkt, dass ,Follow him' aus ,Sister Act' noch einen Zacken zu schwer für uns ist", erinnert sich Chorleiterin Anja Knabner. Außerdem ging es ohne Musikbegleitung nicht. Ein Gitarrist und ein Klavierspieler mussten also her.

Heute, 20 Jahre später, gehören gut 20 Frauen und vier Musiker - Antje Kraus (Piano), Martin Haußner (Gitarre), Richard Neubauer (Bassgitarre) und Matthias Fiedler (Percussion) - zum Singkreis.

Gesungen werde meist "zur Ehre des Herrn", wie Anja Knabner erzählt. Viele Benefizkonzerte haben die Frauen bereits gesungen, den Erlös gespendet. Insgesamt beläuft sich das schon auf über 15 000 Euro.

Und obwohl sich der Singkreis aus einem kirchlichen Anlass heraus gegründet hat, haben die Frauen übrigens nicht nur kirchliche Lieder in ihrem Repertoire, das mittlerweile Minimum 200 Lieder umfasst, sondern auch weltliche. Beispielsweise singen sie zu ihrem 20-jährigen Bestehen auch ein Udo-Jürgens-Medley. "Wir sind kein traditioneller Gesangverein", versucht es Lydia Müller auf den Punkt zu bringen.

Was ihren Chor ausmacht? "Unsere hervorragenden Stimmen, wir haben sehr gute Solostimmen", sind sich Lydia Müller und Anja Knabner einig. "Wir singen mit Freude", sagt Ilona Heimann und fügt hinzu: "Es ist schön, sich mit religiösen Themen auf musikalische Art auseinanderzusetzen." - "Wer singt, betet zweimal", nennt das Anja Knabner.

Und auch die Geselligkeit komme bei den Damen nicht zu kurz, "wir sind ein lockerer Haufen, deshalb werden wir auch gerne eingeladen", verrät Lydia Müller.

Gegenseitig aus Tiefen geholt

Doch es ist noch etwas ganz Besonderes, was den Singkreis ausmacht, da sind sich alle einig. "Wir lachen miteinander und weinen miteinander", beschreibt es Lydia Müller. "Es ist nicht nur der Gesang, der uns verbindet." Man könne sich gegenseitig von Problemen erzählen, habe sich gegenseitig schon aus Tiefen herausgeholt.

Höhen und Tiefen holt vor allem Anja Knabner aus den Sängerinnen heraus - oder vielmehr aus deren Stimmen."Sie ist eine ausgezeichnete Chorleiterin. Mit Temperament und starken Nerven", beschreibt es Ilona Heimann. Und die braucht sie: Immerhin kann bestimmt die Hälfte der Chormitglieder keine Noten lesen. Wie das dann trotzdem so super funktioniert? "Antje spielt auf dem Klavier vor, ich ,jammer' mit und dann singen wir es gemeinsam nach", beschreibt Anja Knabner mit einem Augenzwinkern.

Außerdem ist sie überzeugt, dass "jeder Mensch singen kann. Das ist Übungssache, man kann viel lernen". Anscheinend - denn der Singkreis hat viel gelernt. "Follow him" ist mittlerweile keinen Zacken mehr zu schwer.

Am Samstag, 4. Juli, findet ein Jubiläumskonzert statt. Ab 19 Uhr gibt es ein "Come together", um 20 Uhr beginnt das Konzert und ab 23 Uhr spielt die Band "Revolution" zur Party. Auch einen Ausschank gibt es, um den sich die Männer der Frauen kümmern, ebenso wie um den Aufbau.

Stattfinden wird das Ganze bei schönem Wetter am Areal rund um die evangelische Kirche, bei schlechtem Wetter in der Tettauer Festhalle. Zehn Euro kosten die Eintrittskarten, die im Vorverkauf bei Sport Knabner, im Schuhhaus Kappelt und in der Allgemeinarztpraxis von Ines Pechtold (Tettau) erhältlich sind. Der Erlös soll für den Tettauer Kindergarten Regenbogen gespendet werden.