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Kandidaten im Kreis Kronach kämpfen im Netz um Stimmen


Autor: Corinna Igler

Kronach, Mittwoch, 22. Januar 2014

Die Hälfte der Bürgermeisterkandidaten im Kreis Kronach ist auch in sozialen Netzwerken wie Facebook präsent. Die Hemmschwelle, mit den Politikern in Kontakt zu treten, soll für die Wähler dort niedriger sein.


Noch grinst keiner vom hölzernen Aufsteller ins Auto, so lange man an der roten Ampel wartet. Die Wahlwerbung mit Plakaten am Straßenrand darf erst sechs Wochen vor der Wahl stattfinden, heißt also erst Anfang Februar. So ist das vom Bayerischen Staatsministerium des Innern geregelt.

In sozialen Netzwerken, häuptsächlich in Facebook, ist die Wahlwerbung allerdings schon in vollem Gange. 14 von insgesamt 28 Bürgermeisterkandidaten, genau die Hälfte also, haben bei Facebook einen so genannten Account, sind mit einer eigenen Seite dort vertreten.

Neben den Kandidaten sind aber auch die Parteien dort mit Seiten präsent. Und gerade jetzt im Wahlkampf nutzen die Politiker und Parteien diese Plattform natürlich auch dazu, um sich und ihre Kandidaten für Stadt- beziehungsweise Gemeinderat oder Kreistag dort vorzustellen.

Sieben von insgesamt zehn SPD-Bürgermeisterkandidaten sind bei Facebook

vertreten: Sven Schuster (Kronach), Egon Herrmann (Weißenbrunn), Knut Morgenroth (Schneckenlohe), Norbert Gräbner (Marktrodach), Susanne Grebner (Wilhelmsthal), Christof Körner (Teuschnitz) und Timo Ehrhardt (Ludwigsstadt).

Bei der CSU sind fünf der elf Bürgermeisterkandidaten im Kreis bei Facebook: Wolfgang Förtsch (Wilhelmsthal), Jörg Müller (Marktrodach), Gerhard Wunder (Steinwiesen), Jens Korn (Wallenfels) und Michael Bohl (Weißenbrunn).

Von den sechs Bürgermeisterkandidaten der Freien Wähler sind lediglich zwei bei Facebook: Wolfgang Beiergrößlein (Kronach) und Hans Pietz (Pressig).

In Nordhalben ist beispielsweise keiner der drei Kandidaten - Josef Daum (CSU), Michael Pöhnlein (FW) und Michael Franz (SPD) - in dem sozialen Netzwerk vertreten.

Persönlicher Kontakt bevorzugt

In Marktrodach hingegen sind mit Norbert Gräbner (SPD) und Jörg Müller zwei der drei Kandidaten präsent. Ebenso in Weißenbrunn: Egon Herrmann (SPD) und Michael Bohl (CSU) haben einen Account bei Facebook, Klaus Hannweber (FW) ist dort nicht zu finden.

Norbert Gräbner ist sogar mit zwei Seiten bei Facebook: eine, die er als Person Norbert Gräbner angelegt hat, eine die ihn ganz deutlich als Politiker kennzeichnet.

Michael Linke, der in Marktrodach für die Überparteiliche Wählergemeinschaft (ÜWG/Freie Wähler) antritt, ist als einziger der drei dortigen Bürgermeisterkandidaten nicht bei Facebook. Doch das beunruhigt ihn ganz und gar nicht: "Ich red' mit den Leuten gern persönlich", sagt er. Weder in seinem bisherigen Berufsleben als Rechtsanwalt noch in seinem Privatleben habe er Facebook & Co. gebraucht beziehungsweise die Zeit dafür gehabt. Ob sich dies nun im Wahlkampf möglicherweise ändern wird, weiß er noch nicht, möchte es aber auch nicht ausschließen. Seine Gruppierung, die ÜWG/Freie Wähler Marktrodach, ist mit einer Seite bei Facebook schon dabei. Und, wenn er Bürgermeister werden sollte, werde er Facebook bestimmt auch nutzen, sagt Linke. Dann wäre es sicherlich sinnvoll, auch auf solchen Kanälen vertreten zu sein - "ganz klar".

"Extrem wichtig" sind soziale Netzwerke hingegen für Tino Vetter, Kreisvorsitzender der Freien Wähler. Der Kreisverband der Freien Wähler hat eine Facebook-Seite, ebenso wie es für die Kandidaten für den Kreistag eine eigene gibt und natürlich für die Stadtratsbewerber. Die Wahlwerbung dort laufe zusätzlich zur klassischen Werbung, man spare an der traditionellen Werbung - ob mit Flyern, Plakaten oder Anzeigen - deshalb nichts ein.
So auch bei der CSU, wie Kreisgeschäftsführer Bernd Liebhardt, erklärt. Die Frankenwald-CSU ist mit einer eigenen Seite bei Facebook und Twitter. Daneben sind dort auch zahlreiche der örtlichen Politiker zu finden, Gruppierungen wie die Junge Union oder Verbände wie der Ortsverband Wallenfels. Nach Liebhardts Meinung werden die Themen der einzelnen Parteien sowie deren Kandidaten über soziale Netzwerke transparenter. Wobei er feststellt, dass Twitter im Landkreis, im Vergleich zu Facebook, noch unterdurchschnittlich genutzt wird.
Während vor zehn bis 15 Jahren der Kontakt zwischen Kandidat und Wählern hauptsächlich über Veranstaltungen in Gastwirtschaften oder bei Infoständen zu Stande gekommen sei, finde dies heute viel über Facebook & Co. statt. "Die Hemmschwelle dort ist geringer", sagt Liebhardt. Generell stelle er eine hohe Quote fest, die das politische Geschehen bei Facebook verfolge. "Die Dialogbereitschaft ist hoch - gerade bei aktuellen Themen."

Schnell im Dialog mit Wähler

Zwar ersetzen die sozialen Medien auch für die SPD nicht die traditionelle Wahlwerbung, wie Kreisgeschäftsführer Thilo Moosmann sagt. Bei Facebook könne man sich aber, ebenso wie auf Internetseiten, gut präsentieren, Ziele vielleicht ausführlicher vorstellen als auf Flyern und nicht zuletzt mit den Wählern direkt in den Dialog treten.

So sieht das auch der Kronacher Bürgermeisterkandidat der SPD, Sven Schuster: "Man kann sich, sein Programm, seine Aktionen und alle Kandidaten ausführlicher vorstellen als über ein Plakat." Deshalb hat nicht nur er eine Facebook-Seite, sondern auch für die SPD-Stadtratskandidaten gibt es eine. "Und natürlich kann man über diese Netzwerke auch schnell kommunizieren." Er selbst reagiere auf Anfragen via Facebook immer innerhalb weniger Minuten.

Auch sein Gegenkandidat, der amtierende Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW), ist in dem sozialen Netzwerk präsent. Er nutzt Facebook hauptsächlich, um "auf die Schönheiten der Stadt und ihrer Vereine" aufmerksam zu machen, postet dort unter anderem Bilder der Stadt oder Termine. Für ihn gehören soziale Netzwerke heutzutage einfach dazu. Nicht nur für ihn - der "Wahlkampf-Schilderwald" hat sein Gebiet von Ampeln und Straßenrändern auf das Internet ausgeweitet.





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