Firmen aus dem Kreis Kronach können ihre Personalentwicklung demografiefest machen. Dazu gibt es eine Gesprächsreihe mit Führungskräften und Mitarbeitern. In sieben Schritten kommt man zum Erfolg.
Kleine und mittlere Unternehmen im Frankenwald sollen nicht über den drohenden Fachkräftemangel jammern, sondern etwas dagegen tun. Deshalb gibt es ein Projekt, Personalpolitik zu betreiben, die lebensphasenorientiert ist. Das wurde am Mittwoch im Landratsamt Kronach vorgestellt.
Regionalmanager Willi Fehn blickte zurück, die finanzielle Ausstattung dazu resultiere aus der Kabinettssitzung vom vergangenen Jahr in Kronach. Der Fachkräftesicherung habe man einen hohen Stellenwert eingeräumt. Zukunftscoach Gabriele Riedel sagte, Unternehmen aus der Region könnten sich am Modellprojekt beteiligen. Die gleiche Veranstaltung wie in Kronach finde später in Lichtenfels und Coburg statt.
Silke Fischer Petersohn von "Nework" aus Kronach ging darauf ein, wie Unternehmen heute Arbeit gestalten. Hierarchien würden abgebaut, die Transparenz zum Beispiel im Hinblick auf Gehälter und Finanzen verbessert.
Die Mitarbeiter sollten ihre Möglichkeiten besser entfalten können. Das bedeute, man gehe Schritt für Schritt in Richtung gute Arbeit.
Es gebe eine Fülle von Dingen, die möglich seien. Sie zeigte positive Beispiele auf, wie Unternehmen bereits heute gute Arbeit neu gestalten: Jeder Mitarbeiter habe einen Tag pro Woche für Weiterbildung zur Verfügung. Das angeeignete Wissen fließe zurück ins Unternehmen. Bei einem Unternehmen für Ladegutsicherung bestimmten die Mitarbeiter selbst über Arbeitszeiten, Schichteinteilung und Urlaub. "Es gibt keine Manager mehr. Mitarbeiter mit Kundenkontakt entscheiden, was zu tun ist", berichtete Silke Fischer Petersohn. Um Arbeit gut gestalten zu können, müsse man wissen, wie es den Menschen im Unternehmen wirklich gehe.
"Dann können wir gemeinsam neue Wege abstecken." Gut gestaltete Arbeit wirke nicht nur auf Mitarbeiter, sondern auch auf Kunden, potenzielle Mitarbeiter und Lieferanten.
Die "Internet-Generation" René Leibold, Landesgeschäftsführer Bayern des Bundesverbandes für Wirtschftsförderung und Außenwirtschaft sowie Geschäftsführer von Connect aus Neustadt bei Coburg, ging auf den Generationenwechsel und die technischen Möglichkeiten der Elektronik ein. Warum müssten Unternehmen jung und alt gleichzeitig sein? Die neuen Mobiltelefone böten ungeahnte technische Möglichkeiten. Ältere schauten noch in den Duden, Jüngere googelten. Die "Internet-Generation" (Generation Y) sei nach 1980 geboren und stelle 2020 die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland.
Die Leute, die tatsächlich etwas können, dürften sich aussuchen, was sie arbeiten und welche Lebensmodelle sie leben wollten. Darauf müssten sich die Arbeitgeber einstellen. "Wer knapp ist, setzt sich durch! Diese Generation hat Macht", verdeutlichte Leibold. In Europa und Asien gehe die Bevölkerungsentwicklung bis 2050 zurück, während sie in Afrika stark wachse.
In der Vergangenheit habe es einen Arbeitgebermarkt gegeben. In Zukunft würden die Bedingungen von den Arbeitnehmern gemacht. Die wollten Freiräume, eine Arbeit, die Erfüllung biete und Spaß mache. "Die Unternehmen müssen sich überlegen, ob sie sich um die Mitarbeiter kümmern wollen, wenn sie überleben wollen." Die Unternehmen müssten Arbeit bieten, die Sinn stifte.
Projektleiterin Anne Tränkner von Connect meinte zur demografiefesten Fachkräftesicherung, man müsse nicht nur die Arbeit im Vordergrund sehen, sondern die Menschen. Das Projekt habe gerade begonnen und laufe drei Jahre. 15 Firmen aus der Region könnten sich beteiligen.
Das Projekt läuft drei Jahre Mit Jugendlichen im Unternehmen müsse man anders umgehen als mit Älteren. Das Projekt sei so aufgebaut, dass auch in fünf oder zehn Jahren keiner Angst haben müsse, dass es ein Loch in der Personaldecke gebe. Immer wieder seien Unternehmen "überrascht", dass Mitarbeiter in Rente gehen. Früher habe man einfach neue eingestellt.
In Zukunft müsse man sich schon vorher darauf vorbereiten, die Personallücke schließen zu müssen, weil nicht mehr so viele Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Anerkennung durch den Vorgesetzten werde von den Arbeitnehmern höher bewertet als andere Faktoren wie Verringerung monotoner Tätigkeiten. Die Rente mit 67 werde von vielen nicht erreicht, weil sie vorher krank würden, wobei die psychischen Erkrankungen einen großen Prozentsatz einnähmen. "Die Lösung kommt von den Mitarbeitern. Die wissen, was sie brauchen", sagte Tränkner.
läuft scheinbar überall nach dem gleichen Prinzip ab. Bei uns wird diese Gehirnwäsche (wir sind die Besten) auf die Spitze getrieben. Funktioniert zum Glück bei alten Mitarbeitern nicht. Nur die ganz jungen sind dafür empfänglich.
Ich kenne noch die Arbeitswelt in den 70er und 80er Jahren (nicht im Kreis Kronach). Schon damals gab es Chefs, die ihre Mitarbeiter schätzten und die ihnen Verantwortung und Freiraum ließen, soweit möglich. Ich habe meinen Arbeitsplatz als meine Firma betrachtet und sogar auf das rechtzeitige Lichtausschalten geachtet. Wenn der Chef aus dem Urlaub kam, hat man ihm berichtet, was nicht so gut gelaufen ist, falls es zu einer Beschwerde käme. Dafür hatte man immer seine Rückendeckung, denn seine Auffassung war, daß sich eine gewisse Fehlerzahl nicht vermeiden läßt. Uns hat das angespornt, die Fehlerzal möglichst nahe Null zu bringen.
Nach den Chefs, die aus der Belegschaft aufgestiegen waren, kamen die mit Studium, die erst mal davon ausgingen, daß wir auf der Wurschtbrühe dahergeschwommen wären. Der Gipfel waren dann die Berater, die uns erst mal aushorchten und das, was sowieso gut lief, als ihre Idee verkauften, den Firmennamen und das Briefpaper änderten, die Bezeichungen in der Hierarchie verenglischten und so dumme US- und kommunistische Sitten einführen wollten wie "wir sind die Besten". Ob sich das Konkurrenzprinzip im Gegensatz zum früheren Prinzip der Zusammenarbeit und gegenseitigen Hilfe durchsetzen konnte, weiß ich nicht mehr, weil ich dann in den Ruhestand gegangen bin.
Ich halte die gut gebildeten, mitdenkenden und verantwortungsbereiten Mitarbeiter(innen) für einen ganz wesentlichen Standortfaktor. Es liegt aber an den Arbeitgebern und ihrer Führungskräfteauswahl, ob er sich auswirken kann.