Kam es zum Sex mit der behinderten Tochter?

2 Min
Das Symbolfoto zeigt einen Angeklagten mit Fußfessel. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Das Symbolfoto zeigt einen Angeklagten mit Fußfessel. Foto: Ronald Rinklef/Archiv

Ein 54-jähriger Mann aus dem Raum Kronach steht in Coburg vor Gericht, weil er seine schwerbehinderte Tochter mehrfach sexuell missbraucht haben soll. Der Angeklagte erklärte, sexuell inaktiv zu sein und streitet die Vorwürfe ab.

Dreimal soll der Vater von zwei Kindern seine schwerbehinderte Tochter im Ebnether Wald zwischen Oberlangenstadt und Unterlangenstadt nahe der Bundesstraße 173 sexuell missbraucht haben. Dies geschah je im Abstand von zwei Wochen an Samstagen im Herbst 2011, als er seine inzwischen 19 Jahre alte Tochter, die in einer Außenwohngruppe des Regens-Wagner-Heims in Burgkunstadt lebt, zu sich nach Hause holte. Es soll dabei jeweils zum Sex gekommen sein.

Auch 14 Tage nach dem dritten Vorfall fuhr der Kronacher mit seiner Tochter in das abgelegene Waldstück und begab sich mit ihr auf die Rücksitzbank des Autos. Dann wurde er jedoch von der Polizei aufgegriffen. Seitdem sitzt der Mann in Untersuchungshaft.

Zeugen aus dem Umfeld


Bereits im Frühjahr 2004 - die Tochter war damals noch ein Kind - soll sich der Mann an ihr vergangen haben. Sie war damals zu einem Urlaubsaufenthalt bei den Eltern zu Hause und der Vater soll nach dem Baden die Gelegenheit ergriffen haben, sie unter dem "Vorwand des Eincremens", wie es in der Anklageschrift steht, im Genitalbereich zu berühren.

Auf Grund der schweren geistigen Behinderung und einer dazukommenden Gehbehinderung ist davon auszugehen, dass sich die junge Frau nicht gegen ihren Vater zur Wehr setzen konnte. Der 54-Jährige ist daher wegen schwerem sexuellen Missbrauchs widerstandsunfähiger Personen und Beischlaf zwischen Verwandten angeklagt.
Außerdem wird ihm der sexuelle Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen zur Last gelegt.

Am ersten Verhandlungstag befragte die erste große Strafkammer des Landgerichts Coburg zunächst Zeugen aus dem Umfeld des Opfers. Die Betreuerin und das pädagogische Personal des Wohnheims beschrieben die Geschädigte als zurückhaltende und schüchterne Person. Nach ihrer Rückkehr ins Wohnheim an den fraglichen Samstagen sei die junge Frau auffällig verschwitzt gewesen und habe sich seltsam verhalten. Außerdem erzählte sie häufig, mit ihrem Vater im Wald gewesen zu sein. Etwas Genaueres dürfe sie aber nicht preisgeben, da sie sonst nicht mehr nach Hause gelassen werde, so sagte sie es damals und sprach von einem Geheimnis.

Mit Fußfesseln vorgeführt


Irgendwann erzählte sie dann einer Mitarbeiterin des Wohnheims, sie habe "mit Papa rein und raus gemacht". Diesen Ausdruck hatte sie zuvor schon einmal beim Fernsehschauen gebraucht, als gerade eine Bettszene gezeigt wurde. Spätestens dann war das Personal in Alarmbereitschaft versetzt. Eine Mitarbeiterin sah schließlich, wie der Mann mit seiner Tochter in das besagte Waldstück gefahren ist, konnte aber keine genaueren Beobachtungen machen. Die Betreuerin der Tochter hat letztlich Anzeige erstattet.

Der Angeklagte, der mit Fußfesseln in den Sitzungssaal geführt wurde, äußerte sich nach langem Zögern auch selbst zum Sachverhalt. Die Anklage sei "starker Tobak" und er habe "fast nichts gemacht", sagte er. Er habe sie immer wieder "umarmt und geküsst", sonst sei nichts weiter passiert, Sex habe es nie gegeben. Auf Nachfrage von Staatsanwalt Christoph Gillot erklärte der Angeklagte, dass es auch Zungenküssen gab.

Festnahme im Wald


Bei der Festnahme im Wald seien sie auf der Rücksitzbank gewesen, weil es "vorne zu eng" war, erklärte er. In den Wald sei er gefahren, weil er eben nicht mitten auf der Straße habe halten können. Beim vierten Mal habe er geahnt, dass die Polizei hinter ihm her war: "Die haben mir aufgelauert."

Ein brisantes Detail in diesem Fall könnte eine ganz andere Behauptung des Angeklagten sein: Er gab zu Protokoll, dass er seit mehreren Jahren sexuell inaktiv sei. Für eine urologische Untersuchung stehe er bereit.
Die Verhandlung wird am Mittwoch um 14 Uhr fortgesetzt.