Kaffee der Zukunft: Oberfranke forscht in Tansania und sucht nach dem Wachmacher von morgen
Autor: Marco Meißner
Kronach, Mittwoch, 13. Mai 2020
Ein Mann aus Ludwigsstadt ist derzeit in Tansania und forscht eifrig nach dem Kaffee der Zukunft. Angestrebt wird Großes: Mario Felix Liebold hat neben der Entdeckung neuer Kaffeesorten auch noch die Vision, das Produkt im Einklang mit einer nachhaltigen Philosophie zu entwickeln.
Was wäre ein Arbeitstag, das Familientreffen oder einfach der entspannte Sonntagsplausch ohne den Duft eines guten Kaffees. Ein Großteil der Deutschen möchte sich dieses Szenario wohl gar nicht erst vorstellen. Das trifft auch auf den gebürtigen Ludwigsstädter Mario Felix Liebold (46) zu, der eine ganz besondere Beziehung zu den aromatischen Bohnen pflegt und nun sogar in die Forschung über den Kaffee eingestiegen ist.
Seit mehr als zwölf Jahren bietet Liebold, heute im Bayerischen beheimatet, Kaffeespezialitäten aus der ganzen Welt. Seine Erste Tegernseer Kaffeerösterei schickt ihre Produkte auch in die "alte Heimat", wie Liebold am Telefon bestätigt. Er habe bestimmt um die 100 Kunden im Kreis Kronach, die bei ihm bestellen. Doch dem Ludwigsstädter geht es nicht nur um den Verkauf des Kaffees. Er verknüpft mit diesen Bohnen eine Leidenschaft und eine Philosophie. "Maximale Transparenz, Nachhaltigkeit und Fairness: Kaffee von der Pflanze bis in die Tasse", lautet das Motto seiner Firma. In Zeiten von Corona bot sich ihm die Möglichkeit, einen weiteren Schritt auf diesem Pfad zu gehen.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Der 46-Jährige musste wegen der Pandemie sein Café schließen. Das schuf jedoch Freiräume, um ein "Herzensprojekt" voranzutreiben. "Ich hatte endlich die Zeit, einen meiner größten Träume zu verwirklichen", erzählt er. Und dann lässt er seine Gedanken weit schweifen - bis nach Tansania. Dort entsteht im südlichen Hochland ein einzigartiges Projekt; ein "Research Plot", also ein Forschungszentrum, der Ersten Tegernseer Kaffeerösterei nahe der Farm Lunji-Estate soll eines Tages den besten Kaffee Tansanias produzieren.
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Die Geschichte der Lunji-Farm reicht bis ins Jahr 1898 zurück, als das Land als Kolonialgebiet noch zu Deutsch Ostafrika zählte und der deutsche Emil Köstlin mit dem Anbau von drei Hektar Kaffee begann. Heute ist Lunji eine mittelgroße Kaffeeplantage mit 30 Angestellten und bis zu 150 Helfern, die zur Erntezeit dort Arbeit finden. Nicht nur an diesem Ort kommt Liebolds Philosophie zum Tragen. El Salvador, Honduras, Nicaragua, Kolumbien oder Kongo - die Liste der Länder aus denen seine Rösterei ihren Kaffee bezieht, ist lang.
Als eine der ersten Röstereien in Deutschland habe sie auf eine maximale Transparenz gesetzt, erzählt er. Einkaufspreise und Margen seien bei jedem Kaffee frei einsehbar. "Denn jeder soll profitieren - vom Produzenten bis zum Kaffeegenießer", versichert der 46-Jährige. Aus seiner Sicht dürfe Kaffee nicht nur ein Geschäft sein. Es gehe auch um die vielen faszinierenden Menschen, die hinter diesem Produkt steckten.
Oberfranke forscht zum Kaffee der Zukunft: Qualität soll noch steigen
Das treibt ihn nun an, in die Forschung einzusteigen. "Wir arbeiten seit jeher sehr eng mit den Farmen zusammen, haben schon immer gemeinsam verschiedene Aufbereitungsarten und Geschmacksprofile entwickelt", berichtet er. "Bislang standen wir jedoch immer nur beratend zur Seite. Durch die Beteiligung an Lunji-Estate haben wir nun unser ganz eigenes Flurstück, auf dem wir selbst forschen können."
Die heute schon sehr gute Qualität des Kaffees soll zunächst durch eine verbesserte Pflege des Bestandes, peniblere Erntemethoden und Sortierungen sowie neue Aufbereitungsweisen weiter gesteigert werden. Alles in enger Zusammenarbeit mit Paul Maier, dem Sohn der Eigentümer Clemens und Stella Maier, wie Liebold ausführt. Paul Maier hat seinen Bachelor an der Humboldt Universität in Berlin zum Thema "Die Variabilität der chemischen Bodenparameter unterschiedlicher Felder eines Betriebes, am Beispiel einer Kaffeeplantage in Tansania" gemacht.