Druckartikel: Jeder soll Sakrament im Alltag sein

Jeder soll Sakrament im Alltag sein


Autor: Heike Schülein

Kronach, Freitag, 05. Juni 2015

In Kronach gingen die Christen "auf die Straße". Regionaldekan Thomas Teuchgräber machte in seiner Predigt auch die Homo-Ehe zum Thema.
In der Mitte der Monstranz wird zum Zeichen der Gegenwart Christi die Hostie gezeigt.


Von dem Hochfest in der katholischen Kirche, mit dem die leibliche Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie gefeiert wird, geht schon seit jeher ein ganz eigener Zauber aus. Gefeiert wird es immer am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest.

Strahlender Sonnenschein beleuchtete die kunstvoll verzierten Altäre, Fahnen und Blumenschmuck am Wegesrand sowie an den Häusern. Die Sonnenmonstranz wurde von Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber durch die Straßen getragen. An vier Altären erteilte der Regionaldekan den Segen.

Der Weg führte die Gläubigen, beginnend vom Kirchplatz vor der Stadtpfarrkirche, zunächst über die Amtsgerichtsstraße zum Rathausplatz, wo die Eucharistie-Feier stattfand.

Die Prozession erstreckte sich über die Lucas-Cranach-Straße, den Strauer Torweg und die Strauer Straße über die Johann-Nikolaus-Zitter-Straße, den Marienplatz und die Schwedenstraße bis zum Bamberger Tor und Melchior-Otto-Platz. Schlusspunkt war die Stadtpfarrkirche.

Der Gottesdienst wurde vom Regionaldekan mit Pater Johannes Effern auf dem Marktplatz zelebriert. Wie Teuchgräber in seiner Predigt ausführte, leite sich Prozession vom Lateinischen procedere ab, gleichbedeutend mit voranschreiten, vorwärtsgehen. Auch für Christen solle es keinen Stillstand geben. Vielmehr sollten sie immer weiter gehen und zwar als Gruppe einer ökumenische Gemeinde - so wie auch an diesem Tag, wenn man gemeinsam zu den Stationen an den Altären ziehe und anschließend bei einer Einkehr weiterfeiere.

Ohne Vorurteile betrachten

Aus aktuellem Anlass ging der Regionaldekan in seiner Predigt auch auf die Debatte zur Homo-Ehe ein, wozu er immer wieder nach seiner Meinung gefragt werde. Das Grundgesetz schütze Ehe und Familie. In unserer Gesellschaft gebe es viele Lebensformen familiärer Art, für die Rechtssicherheit Not tue. Das Thema solle mit Bedacht und Ruhe, in Unaufgeregtheit und ohne Vorurteile betrachtet werden, sagte er.

Sowohl in der katholischen als auch evangelischen Landeskirche gebe es verschiedene Auffassungen. Selbst auf Bischofs-Ebene herrsche eine Pluralität der Meinungen beziehungsweise gebe es gegensätzliche Auffassungen. "Papst Franziskus lässt alle mitreden."

Für diese nachhaltige Entscheidung brauche es Zeit. Er appellierte: "Eine solche Entscheidung darf nicht übers Knie gebrochen werden." Sicher zeigte er sich, dass die Kirche, selbst wenn es in alle Ländern die Homo-Ehe geben werde, nicht untergehen werde. Mit einem Sakrament für gleichgeschlechtliche Paare rechne er nicht. Alle Christen seien aufgerufen, wie gute Geschwister miteinander umzugehen und Verschiedenheit als etwas Normales zu akzeptieren. Dann könne das Reich Gottes bei uns Wirklichkeit werden, schon jetzt.

Als schönes Zeichen der Ökumene empfand er die Beteiligung evangelischer Christen wie auch Gläubiger weiterer Konfessionen an der Prozession sowie die Beflaggung der Christuskirche, neben der der zweite Altar aufgebaut war.

An alle Teilnehmer appellierte er, selbst wie Sakramente im Alltag zu sein und damit auf Jesus Christus hinzuweisen. Teuchgräber freute sich sehr, zum Festtag eine Schulklasse aus Berlin begrüßen zu können. Die Kinder, die sich mit ihren Lehrern im Schullandheim in Kronach befinden, nahmen an der Prozession und dem Festgottesdienst teil.

Flüchtlingsleid thematisiert

Auf dem Weg zum zweiten Altar stießen die Blumen streuenden Kinder des Rosenbergs-Kindergartens dazu. Gestaltet wurde dieser Altar von der "Charismatischen Erneuerung" Kronach. "Die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält - in der Ehe, in der Familie und Nachbarschaft", so die Botschaft der Mitglieder. Habgier und Ausgrenzung hätten dann keine Chance.
Vor dem dritten Altar auf dem Marienplatz hatten die Kinder des Kreuzberg-Kindergartens einen Herz-Teppich gelegt. Auch in ihren Ausführungen ging es um das Thema Herz, wobei sie rote Luftballons in Form von Herzen in die Höhe steigen ließen.
Der Sachausschuss "Mittendrin" des Pfarrgemeinderats Kronach nahm sich in diesem Jahr des Themas Flüchtlinge an. Auf dem vierten Altar stand in großer Schrift "Türen auf - Gottes Volk kennt keine Grenzen". Kein Mensch verlasse seine Heimat freiwillig, auch wenn es immer wieder Stimmen gebe, dass die Flüchtlinge nur nach Europa oder speziell Deutschland wollten, um am Wohlstand teilzuhaben, machten sie deutlich. Weltweit gesehen kämen vier von fünf Flüchtlingen in Nachbarländern, oft Entwicklungsländern, unter. Die Mitglieder lasen die Geschichte eines Flüchtlings vor, der von seiner Flucht, Folter und Haft sowie Unterbringung im Flüchtlingslager berichtete.
Die Fronleichnamsprozession wurde von zahlreichen Vereinen mit Fahnenabordnungen, von Feuerwehr, BRK und Polizei sowie von Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein, seinen Stellvertretern Angela Hofmann und Markus Wich sowie Stadträten als auch dem Jugendorchester Kronach begleitet.