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Ist Ausbau der B173 überzogen?


Autor: Corinna Igler

Küps, Dienstag, 04. Dezember 2012

Eine Vorschlagsliste von Innenminister Herrmann sorgt für Aufregung bei Vertretern des Bund Naturschutzes und der Bürgerinitiative Johannisthal. Sie sprechen sich gegen den vierspurigen Ausbau und die Lerchenhoftrasse aus.
Tom Konopka (links) und Elisabeth Hoffmann vom Bund Naturschutz halten die Ausbaupläne der B 173 für unnötig. Foto: Corinna Igler


Wolfgang Puscz hat die Lösung - eine kostenlose noch dazu: "Man müsste ab Hof sperren, so dass kein Transitverkehr mehr durchführt" - und zwar durch Küps und Oberlangenstadt. Puscz ist einer von zehn Vertretern des Bund Naturschutzes (BN), Kreisgruppe Kronach und der Bürgerinitiative Johannisthal, die sich am Dienstag in der Gaststätte "Appels Max" versammelt haben. Grund: Eine Vorauswahlliste zum Bundesverkehrswegeplan 2015, die Innenminister Joachim Herrmann kürzlich vorgelegt hat. Darin enthalten sind auch der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 173 südlich von Kronach und eine Ortsumfahrung von Oberlangenstadt und Küps.

"Wir halten das für überzogen", sagt Elisabeth Hoffmann, Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Kronach. Zum einen wegen des zu hohen Landschaftsverbrauchs und des massiven Eingriffs in die Rodachaue. Zum anderen wegen sinkender Bevölkerungszahlen. "Vor dem Hintergrund dieser Zahlen ist diese Planung weit am Bedarf vorbei - auch wenn das das Staatliche Bauamt anders sieht. Für die Leute hier vor Ort bringt diese Planung kaum beziehungsweise gar keine Verbesserung, sie dient einzig dem Transitverkehr", ist Hoffmann überzeugt.

Ingeborg Seidel, Sprecherin der Bürgerinitiative Johannisthal, pflichtet ihr bei: "Je mehr Verkehr wir in den Landkreis ziehen, desto mehr Menschen wandern doch ab. Wegen einer solchen Straße entstehen doch nicht mehr Arbeitsplätze. Im Gegenteil, die gehen eher verloren." Sie verweist zudem auf die bereits bestehende Lärmbelästigung durch die Bahn. "Wir brauchen nicht auch noch eine Vermehrung des durchrauschenden Lkw-Verkehrs."

Helmut Schmidt aus Au führt zudem die Hochwasserproblematik an, die sich durch einen vierspurigen Ausbau der B 173 verstärke: "Die Leute in Au könnten sich dann ihre Keller zu Schwimmbädern ausbauen." Unter anderem deshalb spricht er sich für einen bestandsorientierten Ausbau der Bundesstraße 173 aus. Anstatt der geplanten Lerchenhoftrasse halte er es für sinnvoller, die bestehende Verkehrsverbindung zwischen Johannisthal und Schmölz, die Bundesstraße 303, zwei-, beziehungsweise dreispurig auszubauen. "Da müssten zwischen Schmölz und Johannisthal lediglich 900 Meter Straße tiefer gelegt werden." Und die Straße müsste sowieso gemacht werden, da sie kaputt sei.

"Seit dem Ausbau der A73 und dem Aus- und Neubau der B 303 nach Ebersdorf hat sich ein Großteil des Verkehrs sowieso schon verlagert. Der Verkehr auf der B 173 hat dadurch abgenommen. Ein Bedarf für einen vierspurigen Aus- und Neubau der B 173 ist also erst recht nicht mehr zu erkennen", fügt Elisabeth Hoffmann hinzu. Und Ingeborg Seidel weiß, dass für diesen Ausbau benötigte Grundstücke bereits schon vom Straßenbauamt gekauft worden seien.
Tom Konopka, BN-Regionalreferent, nennt den geplanten vierspurigen Ausbau südlich von Küps bis Lichtenfels "eine Art Autobahn durch die Hintertür". So kämpfe der Bund Naturschutz seit 1986 gegen den vierspurigen Neubau bei Trieb und Hochstadt und habe einen entsprechenden Planfeststellungsbeschluss vor dem Bundesverwaltungsgericht zu Fall gebracht. "Dieser Abschnitt ist in einem neuen Planfeststellungsverfahren, wiederum mit vier Spuren. Er bezeichnet die Vor auswahlliste Herrmanns als Wahlkampf.

Der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann selbst lässt am Dienstag jedoch in einer Pressemitteilung Folgendes erklären: "Die Bundesstraße 173 ist eine wichtige Lebensader in Oberfranken. Seit Jahren wird der Ausbau der Straße vor Ort vehement gefordert und von der Straßenbauverwaltung sowohl planerisch als auch baulich vorangetrieben. Dabei geht es darum, sowohl die Anwohner in den Ortsdurchfahrten vom Verkehr zu entlasten als auch Wirtschaftsunternehmen an das überregionale Verkehrsnetz anzubinden."

Der Ausbau der B 173 zwischen Kronach und Lichtenfels sei bereits im derzeit gültigen Bedarfsplan enthalten. "Da der Ausbau nach wie vor wichtig ist, ist er auch in der Vorschlagsliste für Bundesfernstraßenprojekte in Bayern zur Fortschreibung des Bedarfsplans zum Jahr 2015 enthalten", so der Innenminister zur Kritik des Bund Naturschutzes. Die Vorschlagsliste sei nicht der Entwurf des Bundesverkehrswegeplans, sondern eine Auflistung aller denkbaren Projekte mit der Aufforderung an die Bürger, ihre Meinung kund zu tun.
"Es geht darum, festzulegen, welche Projekte überhaupt dem Bundesverkehrsministerium gemeldet werden sollen." Selbstverständlich würden bei allen Planungen die naturschutzfachlichen Anforderungen berücksichtigt.
Noch bis zum 14. Dezember haben Bayerns Bürger die Gelegenheit, unter www.innenministerium.bayern.de zu den Straßenbauprojekten Stellung zu nehmen. Konopka appelliert an die Bürger, dort gegen die Planungen zu protestieren - und an den Gemeinderat Küps, sich nur für einen bestandsorientierten Ausbau auszusprechen.
Auf die über 1200 Sammeleinwendungen, die Vertreter des BN und der Bürgerinitiative Ende Juni an Regierungspräsident Wilhelm Wenning übergeben hatten, gibt es bis heute noch keine Reaktion. Lediglich ein weiterer Erörterungstermin sei in Aussicht gestellt worden.