Inklusion auf dem Papier - und in der Realität? - ein Kommentar
Autor: Vanessa Schneider
Kronach, Mittwoch, 04. Dezember 2013
In den Koalitionsverhandlungen geht es auch über die Inklusion behinderter Menschen. Doch was gut klingt, muss noch nichts bedeuten.
Inklusion fängt schon auf dem Gehweg an. Im Koalitionsvertrag will man etwas für Menschen mit Behinderungen tun und Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt herstellen. Doch meistens werden sie schon ausgeschlossen, wenn sie aus der Haustür treten: Die Äste der Hecke hängen quer über dem Fußweg, der Belag der Straße ist durch feuchtes Laub zu glatt geworden, der Bordstein ist viel zu hoch und dann parkt auch noch ein Autofahrer seinen Wagen gedankenlos auf dem Gehweg.
Wenn der Weg versperrt ist, hilft auch kein Stapel neuer Regelungen zu Chancengleichheit, den keiner mehr durchblicken kann. Schon jetzt gibt es zu viele Vorschriften, die alles durcheinander bringen. Das Gegenteil von "gut" ist die Folge: Zusätzliche Markierungen oder ein komplett abgesenkter Bordstein. Schon stellt das "gut Gemeinte" wieder eine Gefahrenquelle dar, diesmal eben für Blinde.
Ein Stapel "gut gemeinter" Ideen fährt nicht das Auto vom Gehweg. Es braucht Sensibilität und Toleranz der Mitmenschen. Und Gespräche, zusammen mit den Menschen, die ihr Leben lang oder zeitweise mit Einschränkungen leben müssen. Das ist Inklusion.