Druckartikel: In Fröschbrunn gibt es einen Bio-Hähnchenstall

In Fröschbrunn gibt es einen Bio-Hähnchenstall


Autor: Friedwald Schedel

LKR Kronach, Sonntag, 04. Januar 2015

Herbert und Alexander Hanna setzen auf Bio-Masthähnchen und haben für dieses Geflügel einen neuen Stall gebaut. Bis zu 4800 Hähnchen werden dort gemästet. Denen geht es in den 70 Tagen ihres Lebens richtig gut.
Alexander Hanna und sein sechsjähriger Neffe David im Kükenstall. Die kleinen, flauschigen Babys kriegen Streicheleinheiten.  Fotos: Friedwald Schedel


Wenn Herbert und Alexander Hanna ihren neuen Stall für Bio-Masthähnchen in Fröschbrunn betreten, dann müssen sie nicht nur die Stiefel gegen keimfreie Clogs tauschen, sondern auch die Winterjacke ablegen und ins T-Shirt schlüpfen, denn im Stall, in dem die wenige Tage alten Küken untergebracht sind, ist es mollige 33 Grad warm. Eine so hohe Temperatur brauchen die Küken am Anfang ihres Lebens, damit es ihnen gut geht. Nach und nach wird die Temperatur abgesenkt, aber es geht ihnen weiter gut.

Von der Heizenergie geht kaum etwas verloren, "denn der Stall ist so gut gedämmt wie ein Kühlhaus", sagt Herbert Hanna. Zusammen mit seinem Sohn Alexander hat er den neuen Biomaststall für Hähnchen gebaut. Auf dem Dach des Stalls befindet sich eine Photovoltaikanlage für die Eigenstromversorgung.


Die erste Generation

Die erste Generation Bio-Hähnchen, die am 20. September eingestellt wurde, ist bereits weg. 4000 Hähnchen wurden von "Freilandputen-Fahrenzhausen", einem großen Erzeuger und Vermarkter von Bio-Geflügelfleisch, vermarktet. "400 Hähnchen wurden im biozertifizierten Geflügelschlachthof in Jena für uns geschlachtet", berichtet Herbert Hanna. 100 werden für das familieneigene Gasthaus in Fröschbrunn gebraucht, den Rest gab die Familie Hanna an Kunden ab. Und die Biohähnchen gingen weg wie warme Semmeln. "Wir haben gar nicht alle Anfragen befriedigen können", sagt Karin Hanna, die nicht nur die Hähnchen zu leckeren Gerichten verarbeitet. Deshalb werden beim nächsten Schlachten Anfang Februar 600 Hähnchen für die Hannas vorgesehen.

Die Familie Hanna kam auf die Idee mit der Bio-Hähnchenmast, weil der Hof schon seit 2002 ein Biobetrieb ist. Bis 2014 waren die Hannas bei "Bioland", seit heuer sind sie beim Verband "Biokreis". Die Entscheidung zur Investition fiel leicht, weil der 23-jährige Sohn Alexander einmal den Hof übernehmen wird. Vater Herbert ist zwar erst 56 Jahre, doch ein Stallneubau muss auf viele Jahre ausgerichtet sein.


Landwirte mit Leib und Seele

Beide sind Landwirte mit Leib und Seele. Alexander Hanna kam als Quereinsteiger zur Landwirtschaft. Eigentlich hatte er einen Lehrvertrag als Autolackierer in der Tasche, doch er musste ein Jahr überbrücken. Das Berufsgrundschuljahr absolvierte er im Zweig Landwirtschaft in Coburg. "Das hat mir gut gefallen", sagt der 23-Jährige. Die Autolackiererlehre machte er trotzdem. Danach stand eine einjährige, weil verkürzte Lehrzeit als Landwirt an, die er als Wirtschafter für Landbau abschloss. Inzwischen hat Alexander Hanna auch die Meisterschule erfolgreich besucht.


Er presst auch Rundballen

Neben der Bewirtschaftung des elterlichen Hofs - Angusrinder und Pensionspferde müssen versorgt werden - betreibt er auch einen Agrarservice für andere Landwirte und presst Rundballen für Silo und Stroh. 4000 bis 5000 Ballen werden von ihm pro Jahr verarbeitet.

Doch jetzt kümmert er sich vorrangig um die Bio-Hähnchen. Die wenige Tage alten Küken brauchen gerade in der ersten Zeit viel Betreuung. Denen geht es, im Vergleich zu mancher anderen Hähnchenmast, in den 70 Tagen ihres Lebens richtig gut. Sie kriegen nur reines Biofutter. Davon müssen mindestens 50 Prozent - Bio-Körnermais, Gerste, Hafer, Triticale etc. - auf dem eigenen Hof angebaut worden sein. Das Futter kommt mit dem Silolaster, der verplombt ist. Rückstellproben müssen fünf Jahre aufbewahrt werden, damit man bei eventuellen Reklamationen nachweisen kann, dass das Futter einwandfrei war. Auf dem Rückweg zur Bio-Getreidemühle nimmt der Silolaster das Getreide der Hannas für die nächste Mischung mit.


Leitfaden für das Tierwohl

Maximal 280 Hähnchen pro bewirtschaftetem Hektar Fläche sind zulässig. Und das ist nicht die einzige Vorgabe. Bei "Biokreis" gibt es einen Leitfaden für das Tierwohl, der unbedingt im Hinblick auf die artgerechte Tierhaltung beachtet werden muss. Im Stall muss es Sitzstangen, Struktur elemente und verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten geben. Ein Scharrraum und ein Sandbad sind Vorschrift. Vier Quadratmeter Fläche Freilauf pro Hähnchen sind mindestens nötig. Ein Drittel ihres Lebens müssen sie Zugang zu freiem Gelände haben. Die Küken kommen aus einem biozertifizierten Betrieb und sind eine langsam wachsende Rasse. "Wir haben schwere Hähnchen", weist Alexander Hanna auf das Lebendgewicht von über drei Kilo vor dem Schlachten hin. Und dann nimmt er wieder ein flauschiges Küken in die Hand und streichelt es.