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In den Tiefen der Kronacher Festung


Autor: Mariell Dörrschmidt

Kronach, Donnerstag, 02. Juli 2015

Bei der Kasemattenführung auf der Festung Rosenberg geht es tief hinab. Gäste haben die einmalige Gelegenheit, drei der fünf Bastionen zu besichtigen.
Die Kronacherin Marianne Höfner ist seit 2002 Gästeführerin. Seitdem ist sie mit Begeisterung dabei und wie sie selbst sagt "aus Liebe hängengeblieben". Foto: Mariell Dörrschmidt


Seit einem Jahr gibt es auf der Festung Rosenberg die Kasemattenführung. Anschließend an eine allgemeine Festungsführung geht es mit den Gästen tief hinunter in drei verschiedene Bastionen.

Fernab vom Tageslicht dürfen sie hierbei, unter professioneller Leitung, mit einer Kerze in der Hand die unterirdischen Vorrats- und Geschützkasematten erkunden. Was in den dunklen Gemäuern Ängstlichen einige Überwindung kosten mag, macht das einmalige Erlebnis am Ende wieder gut. Und schließlich natürlich auch die Freude, nach Hunderten Stufen, wieder Grashalme von oben zu sehen zu dürfen.

Die Festung Rosenberg gilt mit 20 Hektar Gesamtfläche als größte und besterhaltene Festungsanlage Deutschlands. Über Jahrhunderte hinweg entstand ein riesiger Komplex aus Mauer-, Tor- und Gebäudeanlagen, dessen verschiedene Bauphasen vom Mittelalter bis in den Spätbarock reichen.

Die Festung wurde aufgrund ihrer hervorragenden Verteidigungsanlagen von Feinden nie eingenommen.

"Aus einem kleinem Turm und einem Haus auf dem Rosenberg entstand einst die Festung Rosenberg", beginnt Marianne Höfner mit einem geschichtlichen Umriss der Festungsgeschichte ihre Führung. Weiter fährt sie fort, wie sich die Festungsanlage von der ersten urkundlichen Erwähnung 1249, als ursprüngliche Schutzburg der Bamberger Bischöfe, entwickelte.

Dabei ist ihr erster Halt das imposante Festungstor: "Früher befand sich davor noch ein Graben und eine Zugbrücke", erklärt Marianne Höfner das ausgeklügelte Verteidigungssystem und erläutert bei einem anschließenden Rundgang die Festungsgeschichte.

Sie führt ihre Gäste über den Zeughaushof in den Innenhof der Kernburg. Dabei rekonstruiert sie immer wieder aufs Neue die frühere Festungsanlage und deren Wehrbautechnik. Weiterhin untersucht sie mit ihren Festungsfans die Steinmetzzeichen in den Mauern, zeigt, wo sich die ehemalige Büchsen- und Waffenschmiede befand, blickt gemeinsam mit ihnen einen 45 Meter tiefen Brunnen hinab und erzählt, welche prominenten Gefangenen einst in der Festung beherbergte wurden.

Nach der interessanten Festungskunde wird es dann allerdings erst richtig spannend: "Es gibt fünf Bastionen und in drei steigen wir heute hinunter", kündigt Marianne Höfner an und hält dabei schon den Schlüssel bereit. Für den Anfang führt sie ihre Gäste in die etwas kleineren Kasematten der Bastionen Valentin und Lothar.
Hier hat man bereits Gelegenheit sich mit vielen Treppen, niedrigen Gängen und feuchten Mauerwerk anzufreunden, bevor es in die wohl spektakulärste und größte Kasematte geht, die Bastion Philipp.

Dort erleben die Besucher einen atemberaubenden Anblick. Riesige, unterirdische Räume verstecken sich dort unscheinbar unter der Erde.

Während des Aufenthaltes in den großen, gewölbten Räumen lässt es sich Marianne Höfner selbstverständlich nicht nehmen, alles zur Funktion, Baugeschichte und deren Verwendungszwecken zu erzählen: "Kasematten dienten zu Kampf-, Wohn- und Lagerzwecken."

Doch die weitläufigen Lagerräume sind längst nicht alles, was es in den Vorrats- und Geschützkasematten zu sehen gibt. Die unterirdischen Gänge führen weiter zum Grund eines Brunnens. Wenn Besucher den meterlangen Brunnenschacht emporblicken, staunen sie nicht schlecht, wenn ihnen bewusst wird, wie tief sie sich tatsächlich unter der Erde befinden.

Wer ganz genau Bescheid wissen und die Bastionen persönlich kennenlernen möchte, geht am besten selbst mit auf eine Führung durch die historischen Kasematten Kronachs.

Jeden ersten Sonntag im Monat haben Interessierte die Gelegenheit, sich für eineinhalb Stunden in unterirdische Gänge entführen zu lassen.