Im Tanzsaal gebetet
Autor: Veronika Schadeck
Höfles, Freitag, 10. November 2017
Höfles feiert am Wochenende ein Mehrfach-Jubiläum.
Höfles feiert am Wochenende ein Mehrfach-Jubiläum. In der St. Marienkirche Höfles wird am morgigen Sonntag ein Mehrfach-Jubiläum gefeiert. 70 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal in Höfles ein katholischer Gottesdienst gefeiert wurde, nämlich in einem Tanzsaal. Vor 65 Jahren wurde außerdem die Kirche eingeweiht. Zudem wurde vor 25 Jahren der Sakristeianbau der Marienkirche vollendet.
Manfred Schubert engagiert sich seit 43 Jahren in der Kirche. Er kann sich noch gut daran erinnern, als zum ersten Mal im Tanzsaal des Gasthauses Wich ein katholischer Gottesdienst gefeiert wurde. "Für uns als Kinder war das ein großes Ereignis." Fast 200 Gläubige waren im Saal. Vorher, so erzählt er, mussten die Höfleser nach Kronach in die Stadtpfarrkirche laufen, um einen katholischen Gottesdienst miterleben zu können.
Während er durch die Chronik blättert, erzählt Schubert von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Durch die Vertriebenen hatte Höfles einen Einwohnerzuwachs. Und mit ihnen kamen auch in die eher evangelisch geprägte Gemeinde die Katholiken. Der Anteil betrug rund 50 Prozent.
Prälat Georg Werthmann und Friseurmeister Heinrich Schubert, der im Krieg seinen gesamten Besitz in Dresden verloren hatte, erkannten die Situation. Schubert unterbreitete dem Prälaten den Vorschlag, in Höfles als zentralen Ort der umliegenden Gemeinden Vogtendorf, Fischbach, Wötzelsdorf und Unterrodach regelmäßig Gottesdienste abzuhalten, weil es für die älteren Gläubigen zu beschwerlich sei, sonntags nach Kronach zu laufen.
Eine Kirche gab es damals nicht, und so wurde mit dem Gastwirt Simon Wich ein Abkommen abgeschlossen, dass man dessen Tanzsaal für Gottesdienste nutzen könne. Von da an fanden 14-tägig Gottesdienste statt. In der Zeit von April bis Juli 1949 wurde der Tanzsaal umgebaut. Während dieser Wochen fanden die Gottesdienste im Mühlhof Förtsch oder bei schlechtem Wetter in der Scheunenhalle Schubert statt.
"Die Finanzlage war damals sehr schlecht", erinnert sich Manfred Schubert. Lediglich ein Drittel der Einnahmen aus der Kollekte durfte die junge Kirchengemeinde behalten. Der Rest ging nach Kronach. "Die Spendenbereitschaft der Höfleser war enorm", so Schubert. Beispielsweise fertigte Heinrich Brünn den ersten Altar und die Kommunionbank. Die Bretter dazu kamen von Anton Förtsch. Der Kronacher Gesellenverein stellte leihweise das Harmonium zur Verfügung. Die Gewänder und die Altarwäsche kamen von Pfarrer Martin aus Kirchenehrenbach, der aus Höfles stammte.
Der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus wuchs, erzählt Manfred Schubert weiter. Deshalb gründeten engagierte Höfleser im Februar 1949 auch den Kirchenbauverein. Groß war schließlich die Freude, als bereits drei Jahre später die Höfleser ihre eigene Kirche hatten. Somit waren die Gottesdienste im Tanzsaal Wich und in der evangelischen Kirche in Fischbach Geschichte. Und was bedeutet nun das Jubiläum für Manfred Schubert? Die Marienkirche habe das Leben in Höfles bereichert, stellt er fest. Eine Kirche sei nicht nur ein aus Steinen gebautes Gotteshaus. "Eine Kirche besteht aus Bausteinen - und das sind wir alle." Denn, der Rentner wirkt für einen kurzen Moment nachdenklich, "was nützt eine Kirche ein Haus, wenn dieses nicht mit Leben erfüllt ist?".
Er ist deshalb dankbar, dass über die Jahrzehnte hinweg viele Pfarrer und Kapläne, Bürger und Vereine das Leben in der Kirchengemeinde mitgestaltet haben. Aber auch er merkt, dass die Zahl der Gottesdienstbesucher weniger werden. Manfred Schubert ist aber überzeugt, dass die Kirche auch weiterhin mit Leben erfüllt wird - auch in Höfles.
Der Festgottesdienst findet am Sonntag um 9 Uhr in der Marienkirche in Höfles statt. Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber wird diesen in Konzelebration leiten. Der Musikverein Höfles-Vogtendorf wird den Gottesdienst musikalisch umrahmen.