Im Leerstand schlummert Potenzial
Autor: Susanne Deuerling
Steinwiesen, Mittwoch, 29. Januar 2020
Attraktiver Wohnraum und qualitativ hochwertige Ferienwohnungen sollen das Kapital im Oberen Rodachtal werden.
Gastfreundlich in die Zukunft - sanieren, investieren, Gastgeber werden. Wie das geschehen kann und welche Unterstützungen und Förderungen es gibt, konnte man beim Infoabend in Wagners Hotel erfahren. Ein volles Haus zeugte vom Interesse der Bevölkerung.
Es gibt ein großes Potenzial an ungenutztem Wohnraum im Oberen Rodachtal, wie Leerstände ganzer Häuser zeigen. Zugleich fehlen kleine und mittelgroße hochwertige Mietwohnungen oder auch attraktive Ferienwohnungen in der Gegend. "Der Trend geht zu kleineren Wohnungen, die bezahlbar sind, aber dennoch einen gewissen Standard bieten. Gerade für Rückkehrer in die Region oder Studenten sind die Wohnungen bis 50 Quadratmetern besonders geeignet", betonte Moderator Alexander Eberl von der DSK Stadtentwicklung.
Sabine Stöhr aus Pressig hat sich auf solche Wohnungen spezialisiert. Zwei Mietshäuser hat sie erworben und innerhalb von sieben Jahren komplett modernisiert. Zwölf Wohnungen mit je etwa 65 Quadratmetern sind entstanden. In dieser Zeit waren alle Wohnungen vermietet, renoviert wurde dann, wenn eine frei wurde. So waren auch die Einnahmen gewährleistet, die wieder investiert werden konnten. Eine neue Küche, ein qualitativ hochwertiges Bad und eine gute Elektrik sind ein Muss, aber der Charakter der Altbauwohnungen soll bewahrt werden.
Rainer Kober verwirklicht gerade in Steinwiesen ein ähnliches Projekt im Gerberhaus. Auch hier entstehen neun kleinere Wohneinheiten, die durch einen Aufzug barrierefrei werden, und ein Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss.
In einer kleinen Talkrunde diskutierten Sabine Stöhr, Bernd Hüttner von Hüttnerarchitekten Lichtenberg, Carsten Böhm von der Sparkasse Kulmbach-Kronach und Maximilian Stöhr vom Stadtumbaumanagement (SUM) unter der Moderation von Alexander Eberl die Möglichkeiten und Voraussetzungen für neuen attraktiven und bezahlbaren Wohnraum. Die Nachfrage ist in den Städten Kulmbach und Kronach natürlich höher, je weiter weg man anbietet, desto schwächer wird die Nachfrage. Aber den Trend zu kleineren Appartements kann man nutzen und selbst etwas schaffen. Dafür gibt es auch Förderprogramme der Regierung, kommunale Förderprogramme und Steuervorteile, das führte Maximilian Stöhr vom SUM aus. Für viele ist die Hemmschwelle jedoch hoch, sich hier Informationen und Hilfe zu holen. Doch hier ist Eigeninitiative gefragt. Es ist möglich, auch in Altbauten die Qualität von Neubauten herzustellen. "Aber man muss sich im Klaren sein, dass man mit den bisherigen Billigmieten und Quadratmeterpreisen in Zukunft nicht mehr agieren kann", sagte Bernd Hüttner. Qualität hat ihren Preis, und die Leute wollten dies ja, wie Studien zeigten.
"Nicht unter Wert vermieten"
Die Besucher interessierten vor allem die Größe der Wohnungen und der Preis pro Quadratmeter Wohnfläche. Die Höhe der Miete hänge von mehreren Faktoren ab. "Doch niemand sollte seine Wohnung unter Wert vermieten, besonders wenn sie gut saniert worden ist", betonte Bernd Hüttner. Das Argument, wer solle schon hier wohnen wollen, wo es nicht mal eine vernünftige Anbindung zur Autobahn gibt, ließ Maximilian Stöhr nicht gelten. Viele Leute arbeiten im Landkreis und sie alle brauchen Wohnungen und diese werden auch nachgefragt. "Es wäre schade, wenn diese Leute wegen Wohnungsmangel wieder abwandern würden", sagte er.
Aber nicht jeder möchte Wohnungen dauerhaft vermieten. In der zweiten Talkrunde unter der Leitung von Margarita Volk-Lovrinovic vom Kommunalmarketing kamen vor allem Sabine Stöhr, Christoph Wagner und Sandra Heinz zu Wort. Ein Trend geht seit Jahren hin zur Ferienwohnung, weg von privaten Zimmern. Christoph Wagner, Besitzer von Wagners Hotel und Restaurant, wird nach der Sanierung eines erworbenen Hauses auch Ferienwohnungen anbieten, auch hat er die neuen Ferienwohnungen im Forsthaus in Nordhalben in sein Konzept eingebunden. "Wir bekommen im Hotel immer wieder Anfragen nach Ferienwohnungen", erläuterte der Hotelier.