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Ihr Traum: Ärztin im Frankenwald


Autor: Veronika Schadeck

Pressig, Freitag, 14. April 2017

Seit einem Semester studiert Sophia Schirmer aus Pressig Medizin an München. Nach ihrem Abschluss will sie zurück in die Heimat. Als Landärztin.
Das Anatomie-Lehrbuch ist für Sophia Schirmer aus Pressig auch in den Semesterferien ein treuer Begleiter. Sie freut sich aber darüber, dass an der Ludwig-Maximilians-Universität in München schon in den ersten beiden Semestern der Schwerpunkt darauf liegt. Foto: Veronika Schadeck


Zurzeit hat sie Semesterferien - und die genießt Sophia Schirmer ausgiebig in ihrem Heimatort Pressig. Sie liest, erfreut sich an der blühenden Natur, joggt durch den Wald und beschäftigt sich intensiv mit Anatomie. Ihren Alltag verbringt die 18-Jährige derzeit in München. Dort studiert sie im zweiten Semester Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Sobald sie Ärztin ist, will die junge Frau wieder in den Frankenwald zurück. "Da geht es ruhiger zu", sagt sie.

Schirmer gefällt ihr Studienplatz an der medizinischen Fakultät an der LMU München. Sie schwärmt vom historischen Lehrgebäude am Sendlinger Tor und dem Campus in Großhadern. Als großartig empfindet sie es, dass an dieser Fakultät bereits in den ersten beiden Semestern der Schwerpunkt auf die Anatomie, also auf den Aufbau des Körpers, gelegt wird. Bei anderen Universitäten stehen anfangs eher Biologie und Chemie im Vordergrund, erklärt sie.


Abwechslungsreiche Arbeit

Im vergangenen Jahr hat Schirmer am Kaspar-Zeuß-Gymnasium ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,1 bestanden. Somit war der Weg frei für die Verwirklichung ihres Kindheitstraums: Ärztin. Sie erhielt sofort einen Studienplatz. Seitdem sie mit ihrer Mutter beim Kinderarzt war, habe sie diesen Wunsch: "Ich will Ärztin werden und anderen helfen." Und warum zieht es nun eine junge Frau, der sämtliche Türen offen stehen, in den Frankenwald zurück? Die 18-Jährige überlegt nicht lange. Sie spricht von der Liebe zur Heimat, von der Nähe zu ihrer Familie, von der waldreichen Umgebung und auch vom Ansehen, das ein Mediziner im Frankenwald genießt.

Als Landärztin lernt sie auch ihre Patienten und deren Umfeld näher kennen. Bei einer Tätigkeit an einer Klinik sei das schwerer. So werde sie Patienten über Jahre begleiten können und die Arbeit stets abwechslungsreich sein. Denn als Landärztin wird sie mit Husten ebenso wie mit Krebserkrankungen konfrontiert sein. Alle Generationen werden als Patienten vertreten sein. Sie wird auch mit den unterschiedlichen Bildungs- und Erfahrungshorizonten zu tun haben und sie wird überlegen müssen, was sie ihrem Gegenüber an Wissen zumuten kann.

Da ihr vorschwebt, auch Notarztdienst zu fahren, wird sie mit plötzlichen Gefahrensituationen öfter konfrontiert werden. Dieser Herausforderung stelle sie sich aber gerne, sagt sie, weiß aber auch: "Vor Nähe darf man sich nicht fürchten." Anders gehe es nicht im Frankenwald. Auch ohne Kittel ist der Arzt in der Umgebung bekannt.
Sophia Schirmer ist zuversichtlich, dass sie sich jederzeit im Landkreis Kronach eine Existenz aufbauen kann. Sei es mit einer eigenen Praxis oder in Kooperation mit einem Kollegen - zumal es eine Überalterung der Ärzte gibt. Den Menschen droht die medizinische Unterversorgung.


Heimatverbunden

Die junge Studentin hat mitbekommen, dass die Kommunen in der Region dankbar sind über jeden Mediziner, der sich entschließt, in den Frankenwald zu gehen. Mittlerweile wird auch versucht, den Einstieg durch verschiedene Anreize zu erleichtern. Durchaus kann sich Schirmer vorstellen, sich im fortgeschrittenen Semester um ein Lucas-Cranach-Stipendium an der Helios-Frankenwaldklinik zu bewerben.

Dort geht es darum, dass Medizinstudenten während ihrer Ausbildung ein Stipendium erhalten und sich nach Abschluss des Studiums verpflichten, für eine Zeit von mindestens drei Jahren eine Facharztweiterbildung in der Frankenwaldklinik in Kronach aufzunehmen. "Ich muss mich aber erst über die Details informieren", sagt Schrimer.

Befürchtungen, dass sie im Laufe des Studiums ihre Meinung ändern und berufsmäßig ein Ballungsgebiet vorziehen könnte, hat sie nicht: "Dafür bin ich viel zu sehr heimatverbunden." Sie räumt zwar auch ein, dass sie derzeit die bayerische Landeshauptstadt und den Flair einer Großstadt genießt, "aber alles hat seine Zeit".
Und überhaupt: Vorrang hat in München das Studium. Denn es gibt viel zu lernen. Über die Anatomie, über die verschiedenen Krankheiten oder über den Aufbau der Körperzellen. Die Liste ist lang. Zudem müssen auch praktische Erfahrungen gesammelt werden. Eine hat Schirmer mit dem Krankenpflegepraktikum schon hinter sich. Absolviert in der Frankenwaldklinik. Angesprochen auf den Ärztemangel auf dem Land, hat sie eine klare Haltung. Es wäre besser, die Einstiegshürden zu senken, ist Schirmer überzeugt. "Um ein guter Arzt zu werden, ist nicht allein die Abiturnote ausschlaggebend." Es komme vielmehr auf das Engagement, die sozialen Einstellungen und die Gabe an, sich in andere Menschen hineinfühlen zu können.