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Hutzl: "Wir brauchen aktive Frauen"


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Freitag, 28. April 2017

Die scheidende Kreisvorsitzende der Frauen-Union, Mathilde Hutzl, blickt auf ihre Amtszeit zurück - und nach vorne.
Mathilde Hutzl führte seit 2001 die Frauen-Union im Kreis Kronach. Foto: Veronika Schadeck


Seit 2001 führt Mathilde Hutzl den Kreisverband der Frauen-Union (FU). Nun will sie aus Altersgründen ihren Vorsitz Anfang Juni bei der Mitgliederversammlung abgeben. Sie stellt sich in einem Interview zum Thema Frauen und Politik. Dabei strahlt die 70-Jährige Zufriedenheit und Lebensfreude aus.

FT: Wie kamen Sie zur Politik?
Schon von Kindheit an lag mir Kronach und seine Mitbürger am Herzen. Kronach ist meine Heimat, hier ging ich zur Schule, hier hab ich meine Ausbildung gemacht, hier leben meine Freunde und Bekannten. Mir war es ein Anliegen, einen Beitrag für die Entwicklung meiner Stadt zu leisten.

Ja, das wollen viele Bürger. Diese engagierten sich dann in Vereinen oder in der Kirche...
... ja das mache ich ja auch, beispielsweise bei der KAB oder im Pfarrgemeinderat. Die Entscheidung, mich kommunalpolitisch zu engagieren, kam schließlich durch meine Tätigkeit im CSU-Büro zustande. Ich begann dort im Jahre 1974 meine Tätigkeit. 32 Jahre sollte ich von da an die rechte Hand der Landtagsabgeordneten und Kreisvorsitzenden der Frankenwald-CSU sein. Während dieser Zeit lernte ich nicht nur die Wesen meiner "Chefs" kennen, sondern auch viele Bürger, die mit ihren Sorgen und Nöten zu den heimischen Mandatsträgern kamen. Da wuchs in mir der Wunsch, "mitzumischen" und für den Stadtrat zu kandidieren.

Blickt man auf ihre politische aktive Zeit zurück, da agierten Sie eher im Hintergrund. Haben Sie nie eine höhere Position angestrebt?
Nein. Ich war in den Jahren von 1990 bis 2014 Stadträtin. Ich habe mich immer klar zu den verschiedenen Themen geäußert, allerdings überwiegend bei den Fraktionssitzungen, denn dort werden die entscheidenden Vorarbeiten geleistet. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man als Stadträtin vieles lernen und bewegen kann. Voraussetzung, man setzt sich mit den verschiedenen Inhalten und Gegebenheiten auseinander, ist interessiert und informiert sich über die entsprechenden Sachverhalte. Mir hat die Arbeit in diesem Gremien sehr viel Freude bereitet.

Wo lagen ihre Schwerpunkte?
Für mich waren die Zusammenarbeit mit und das Engagement für Frauen das Wichtigste, egal ob in der Jugendarbeit, in der KAB und natürlich in der Frauen Union. Durch mein Engagement in der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) war ich am Puls der Zeit. Ich erlebte Frauen, die Mobbing ausgesetzt waren, die der Familie zuliebe nur stundenweise und das ohne Sozialversicherung arbeiteten. Die Folge ist oftmals die Altersarmut. Ich bekam auch mit, wie schwierig es sein kann, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Die Frauen sind es, die in der Regel die Familie zusammenhalten. Sie brechen mitunter Strukturen auf, sie machen Jobs, die viel Arbeit und wenig Aussicht auf Erfolg verheißen. Alle prekären Arbeitsverhältnisse treffen überwiegend Frauen. Auch heute verdienen Frauen noch immer weniger als Männer mit der gleichen Ausbildung und der gleichen Tätigkeit.

Gut, aber für die Anliegen der Frauen kann man ja in der KAB oder in der einer Partei kämpfen. Braucht es dafür eine Frauen-Union? Ist es nicht so, dass die Tätigkeit der Frauen sich darauf beschränkt, bei CSU-Veranstaltungen Kaffee zu kochen.
Also, das mit dem Kaffeekochen habe ich ausgeräumt.(lacht)
Die Frauen-Union hat ihre Berechtigung, denn die Frauen sind auch heute noch in vielen Bereichen - vor allem in der Politik - unterrepräsentiert. Zwar haben wir mittlerweile eine Bundeskanzlerin, Ministerpräsidentinnen, Abgeordnete, aber auf kommunaler Ebene sind einfach noch zu wenig Frauen aktiv. Das sieht man beispielsweise in den Gemeindegremien in Marktrodach oder Tschirn, wo keine Frau im Gemeinderat ist oder andere Gemeinden, wo nur eine Frau mitarbeitet. Für Frauen besitzt die Partei nur eine relativ geringe Attraktivität. Das merkt man gerade vor den Kommunalwahlen.

Der FU und mir geht es darum, Frauen zum Mitmachen in der Politik zu animieren. Wir brauchen in der CSU und in der FU qualifizierte und aktive Frauen, die ihre Fähigkeiten, ihre Erfahrungen und ihre Ideen einbringen. Ich habe festgestellt, dass sich Frauen in Frauengruppen wesentlich eher öffnen und bereit sind, ihre Meinungen zu äußern. In einer Frauenrunde ist es meist leichter verschiedene Themen anzusprechen und zu diskutieren. Ich habe auch den Eindruck, dass so manche Frau nicht der Partei beitritt, weil diese eben überwiegend von Männern geführt wird. Beispielsweise beträgt der Anteil der Frauen im CSU-Ortsverband Kronach nur 36 Prozent, beim CSU-Kreisverband nur 20 Prozent.

Wie wäre es da mit der Einführung der Frauen-Quote in der CSU?
Die Quote gibt es bereits in der CSU. Aber ich war immer gegen die Quote, im Gegensatz zu vielen meiner Kolleginnen in der FU. Ich will und wollte nie eine Quoten-Frau sein. Ich will Frauen, die von sich aus bereit sind, sich zu engagieren und die sich aufgrund ihrer Qualifikation und ihrer Persönlichkeit einbringen und anerkannt werden. Nur so kann man auch etwas bewegen.

Sie haben nun mit vielen politischen Prominenten zusammengearbeitet. Was fällt Ihnen ein zu Rudi Daum?
Ich hatte zu Beginn meiner Tätigkeit im CSU-Büro etwas Probleme mit seiner etwas ruppigen Umgangsweise. Aber ich habe schnell sein richtiges Wesen kennengelernt. Er war ein bodenständiger Politiker, der Menschen ernstnahm. Der seinen Stimmkreis und dessen Bewohner sehr gut kannte - und heute noch kennt -, sich für alle Bereiche einsetzte - für die Wirtschaft ebenso wie für Vereine und Hilfesuchende.

... zu dem ehemaligen Landrat und CSU-Frankenwaldvorsitzenden Werner Schnappauf?
Die Umstellung von Rudi Daum auf Werner Schnappauf war nicht ganz leicht. Er hatte viele gute und neue Ideen, die es galt umzusetzen. Dabei konnten wir uns im Büro hervorragend einbringen. Er erwartete aber auch gute Erfolge bzw. Ergebnisse.

Was fällt Ihnen zum MdL a.D. Heinz Hausmann ein?
Das ist ein durch und durch hervorragender Sozialpolitiker. Er hat vielen Leuten geholfen, die vom Schicksal benachteiligt wurden und das überwiegend im Hintergrund. Und er tut das auch noch heute noch.

... zum ehemaligen CSU-Kreisvorsitzenden Joachim Doppel?
Er hatte ein brillantes Wissen und war sehr redegewandt, was aber trotzdem oft bei den Bürgern nicht rüberkam.

... und zum einstigen CSU-Frankenwaldvorsitzenden, Horst Pfadenhauer?
Er hat sich im Landkreis vor allem für die Schulpolitik eingesetzt. Der Ausbau der CSU-Ortsverbände im Landkreis war ihm ein großes Anliegen. Er war auf Konsens bedacht.

Und was sagen Sie zum jetzigen MdL, Jürgen Baumgärtner?
Er hat ein streitbares Wesen, aber er hat schon einiges auf den Weg gebracht.

Wenn Sie nun als Kreisvorsitzende der Frauen-Union Resümee ziehen. Was fällt Ihnen ein?
Es war eine bewegte Zeit. Ich bin dankbar dafür, dass ich viele Menschen kennenlernen, Freundschaften schließen und mit vielen engagierten Frauen zusammenarbeiten durfte. Auch wenn mit einigen FU-Ortsverbänden nicht alles so gelaufen ist, wie ich es mir gewünscht hätte. Aber insgesamt haben wir in den vergangenen 16 Jahren gemeinsam mit tollen Vorstandschaften eine sehr gute Arbeit geleistet. Wir hatten großartige Veranstaltungen mit namhaften Referenten, Politikerinnen und Politikern , z.B. zu den Themen Windenergie, Schulsituation, Klimawandel, Integration, Pflege und Betreuung, die Drogensituation in Oberfranken, Gewalt gegen Frauen sowie eine Wertediskussion mit der Regionalbischöfin Dorothea Greiner etc.

Was wünschen Sie sich für ihre FU?
Dass wir nun mit dem Generationswechsel einen guten Übergang schaffen, dass wir mehr junge Frauen für unsere Frauen-Union und dann auch für die Partei und für die Politik gewinnen können. Frauen, die mitten im Leben stehen, sollen ihre Ideen mit einbringen. Nur wer mitmacht, kann Entscheidungen beeinflussen und Politik gestalten. Aufgrund der künftigen Herausforderungen, wie Überalterung der Gesellschaft, Digitalisierung, etc. ist es wichtig, dass auch in der Politik - und hier vor allem auch in der Kommunalpolitik - die Frauen ein Wort mitzureden haben.

Und wer wird ab Juni den Kreisverband der Frauen-Union führen?
Hier bitte ich um Verständnis. Das entscheiden die Delegierten der FU-Kreisversammlung.

Das Interview führte
Veronika Schadeck