Honig-Tankstelle Marktrodach: Wo Milch und Honig fließen

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Hobbyimker Torsten Jung an seiner Honig-Tankstelle in Marktrodach. Fotos: Franziska Rieger
Hobbyimker Torsten Jung an seiner Honig-Tankstelle in Marktrodach. Fotos: Franziska Rieger
 
 

Torsten Jung betreibt in Marktrodach eine Honig-Tankstelle. Dort bietet er nicht nur seinen eigenen Honig, sondern auch regionale Produkte an.

Manchmal fällt einem zum ungünstigsten Zeitpunkt ein, dass man gerade auf ein bestimmtes Lebensmittel so richtig Lust hätte. Zum Beispiel am Sonntag, wenn alle Geschäfte geschlossen haben. Gerade auf dem Land sind die Möglichkeiten dann begrenzt. Entweder müssen Nachbarn oder eine Tankstelle aushelfen. Oder man wird an der Honig-Tankstelle in Marktrodach fündig - der wahrscheinlich einzigen in Deutschland.

"Die umsatzstärksten Tage sind am Wochenende, ab Freitag. Und an den Feiertagen", sagt Torsten Jung. Der 36-Jährige betreibt seit einem halben Jahr in Marktrodach die Honig-Tankstelle. In einem Holzhäuschen stehen zwei große Verkaufsautomaten, die auf zehn Etagen Honig und andere Produkte kühlen. Sonst verkauft Jung seinen Honig in Bäckereien und auf Märkten. Die Preise seien überall die gleichen.

Bedienen können sich die Kunden selbst, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie müssen nur die richtige Nummer am Automaten wählen, Geld einwerfen und die Schiebetür öffnen.

Produkte aus der Region

Honig soll das Hauptgeschäft der Tankstelle sein. Daneben bietet Jung seinen Kunden in einem zweiten Automaten regionale Produkte, wie Milch vom Bauernhof Rennesberg oder Eier vom Geflügelhof Münch oder den eigenen Hühnern an.

"Was saisonal gerade eben für Produkte passen", sagt Christina Blinzler, die Lebensgefährtin von Jung. Im Moment gibt es deshalb Flaschen mit Apfelsaft und fruchtige Marmeladen. "Die Produkte kommen alle aus der Gegend", versichert Jung. Gerne würde er Nudeln mit ins Sortiment nehmen, doch noch sucht er dafür nach einem regionalen Hersteller.

Rund 5000 Euro hat der nebenberufliche Imker für die Honig-Tankstelle ausgegeben. Vom Häuschen bis zu den Automaten hat er alles neu angeschafft. Dafür ist die Hütte auch ordentlich abgesichert.

Angst vor Einbrechern

Kameras zeichnen die Automaten auf, um Randalierer abzuschrecken. "Das war mir sehr wichtig. Vor einem Einbruch hatte ich erst Angst", sagt Jung. Gerade weil in das Fastfood-Restaurant einige hundert Meter weiter in den vergangenen Jahren immer wieder eingebrochen worden sei. Das Grundstück, auf dem das Verkaufshäuschen steht, hat Jung von der Gemeinde gepachtet.

Meist werden die Automaten jeden zweiten Tag aufgefüllt, erzählt Christina Blinzler. Das sei meist ihre Aufgabe. "Am zeitintensivsten ist aber das Herstellen der Produkte", sagt sie.

Jung kümmert sich um 18 Bienenvölker, mit drei hat er angefangen. Dafür hat er vor drei Jahren beim Imkerverein Kronach eine Schulung absolviert.

Bienen sind für Jung eine Herzensangelegenheit. Das möchte er so weitergeben: "Wir müssen unseren Kindern beibringen, dass Bienen nicht nur stechen, sondern sehr wichtig für uns sind." Der Schritt zum Imker lag für Jung deshalb nahe. Vier Imker habe es früher im Ort gegeben, irgendwann hätten alle aufgehört. "Die Bienen haben mich schon immer fasziniert."

Mehr Imker - weniger Bienen

An vielen Tieren ist die Hitzewelle des Sommers nicht spurlos vorbei gegangen. "Die Bienen waren schon sehr erschöpft", sagt Jung. Er rechne deshalb mit weniger Ertrag.

Positivere Töne hört man vom Kronacher Imkerverein "Im Bezug auf den Sommer gab es keine weitere Verschlechterung", sagt Stefan Roth, Vorsitzender des Ortsverband Kronach. Je nach Region habe der ein oder andere Imker bestimmt etwas weniger Honig geimkert. Aber so sei eben die Natur. "Wichtig war, dass im Frühjahr die Obstbäume da waren", sagt er. Problematischer als die Hitze seien die Monokulturen auf den Feldern, meint Roth.

Hälfte weniger an Bienenvölkern

Außerdem macht ihm die schwindende Anzahl der Bienenvölker Sorgen: 500 Völker zählt man momentan beim Imkerverein. Vor 15 Jahren seien es noch 1000 Völker gewesen. Generell nehme die Anzahl der Imker zwar zu, die Anfängerkurse beim Imkerverein Kronach seien gut besucht.

Das Problem dabei: "Der heutige Imker hat weniger Bienenvölker als früher", sagt Roth. Früher habe sich ein Imker um rund 20 Völker gekümmert. Heute seien es pro Imker drei bis fünf Völker. "Wir brauchen mehr Leute, die sich bereit erklären, das aufzufangen, was die Imker vor einigen Jahren gemacht haben."