Druckartikel: Hinreißender Dialog zum Jahreskehraus

Hinreißender Dialog zum Jahreskehraus


Autor: Heike Schülein

Kronach, Freitag, 01. Januar 2016

Eine klangschöne Sopranistin und ein virtuoser Organist - Julia Klein und Marius Popp entzündeten bei der traditionellen Silvester-Gala ein vorgezogenes musikalisches "Feuerwerk".
Die Sopranistin Julia Klein (rechts) und Organist Marius Popp sorgten für Standing Ovations in der Kronacher Christuskirche.  Foto: hs


Ein schwebender Sopran und als Fundament die Königin der Instrumente - welch einzigartiger musikalischer Glanz! Festlicher lässt sich die Zeit zwischen den Jahren musikalisch sicherlich nicht umrahmen - wie in der Christuskirche, in der am letzten Tag im alten Jahr der strahlend-leuchtende Sopran von Julia Klein in schönster Harmonie mit Dekanatskantor Marius Popp an der Kirchenorgel erklang.

Die Beiden hatten ein vielseitiges, stimmungsvolles Programm voller zauberhafter Überraschungen zusammengestellt, das sie - ihrem Publikum ganz nah - von der Empore aus in das Kirchenschiff "schweben" ließen. Absolute Höhepunkte waren die von ihnen gemeinsam, im vollendeten Zusammenklang dargebotenen Werke - ob aus Barock, der Opern- und Operettenwelt oder des Musicals: Beim gemeinsamen Tun taten sich den Gästen einzigartige Erlebnismöglichkeiten der herrlichen Symbiose von Gesang und Orgel in der prachtvollen Akustik der Christuskirche auf.




Wellen der Begeisterung

Die Sopranistin am Landestheater Coburg vermochte es, von Popp feinfühlig nuanciert begleitet, Wellen der Begeisterung durchs Publikum strömen zu lassen. Gesegnet mit einer glockenhellen Stimme, brachte sie mit Charme und Anmut jedes einzelne Stück - so unterschiedlich diese auch waren - spürbar zum Ausdruck. Zum Träumen und traumhaft schön: Das "Panis Angelicus" von Cesar Franck in Kombination von Sopran und Orgel - einzigartig, sondergleichen, phänomenal! Sie sang es mit so viel Liebe, Hingabe und Seele, das den Gästen die Tränen in die Augen stiegen. Ihr Sopran jubilierte bei Giordanis "Caro mio ben" wie auch bei der Arie der Musetta "Quando men vo" aus Puccinis "La Bohème - einer der schönsten und tragischsten Liebesgeschichten der Oper überhaupt: herzergreifend schön! Kokett, spritzig, witzig und frech gab sie die Christel von der Post aus der Operette "Der Vogelhändler". Hinreißend auch ihre Interpretation vom Lied des Blumenmädchens Eliza Doolittle "I could have danced all night" - und Julia Klein war eine ganz zauberhafte Eliza! Es war wirklich beeindruckend, wie man nur mit Gesang und einer den Part der Sängerin veredelten Orgel das Gefühl hatte, gerade wirklich im Musical "My Fair Lady" zu sitzen. Die Freude am Gesang war ihr bei allen ihren hinreißenden Darbietungen deutlich anzumerken.

Auch der Dekanatskantor war spürbar mit ganzem Herzen dabei. Sein Abschlusskonzert eines wieder einmal sehr erfolgreichen - nunmehr bereits achten - Internationalen Orgelzyklus' widmete Popp verschiedenen Geburtstags-Komponisten des Jahres. Gerne ließen sich die Zuhörer verzaubern von seinem glänzend beherrschten Spiel, das seinen grandiosen Anfang mit Bachs Präludium und Fuge c-Moll fand. Zutiefst berührend war das großartige "Pange lingua" von Naji Hakim. Das Auftragswerk der Stadt Ingolstadt basiert auf einer Hymne des heiligen Abendmahls "Pange lingua" mit dem Text von Thomas von Aquin - eine einzige Freude, ihm zuzuhören! Popp verfügt zweifelsohne über eine brillante Technik.


Musikalisches Ratespiel

Makellose Technik ist das Eine, aber diese Musik war noch viel mehr: Sie fesselte mit Kraft und Hingabe und sie hinterließ Spuren im Gemüt der Menschen. Dies gilt auch für "Thais" von Jules Massenet, das Popp als musikalisches Ratespiel erklingen ließ.

Und auch der Dekanatskantor gehörte zu den "Geburtstags-Musikern" dieses Jahr, feierte er doch im November seinen 60. Geburtstag. Seine Meditation zu "Es ist ein Ros entsprungen" wurde zum Erlebnis. Über welch gewaltiges Potenzial die romantische Steinmeyer-Orgel verfügt, wurde deutlich bei "Asturias" von Isaac Albéniz aus der "Suite Espagnole", dem - durchaus wörtlich zu verstehenden - "Komödianten-Galopp" von Dimitri Kabalewski aus der "Komödianten-Suite op 26" sowie Melodien aus dem Musical "Hello Dolly" - allesamt Stücke, die man nicht unbedingt dem ersten Anschein nach mit Orgel in Verbindung bringen würde, aber anhand derer die immense musikalische Variationsbreite der "Königin der Instrumente" einen einzigartigen musikalischen Glanz erhielt.

Julia Klein und Marius Popp präsentierten ihren stimmig ausgewählten Streifzug so lebendig und frisch, dass man ihnen noch stundenlang hätte zuhören können. Glücklicherweise wurde der minutenlange Beifall und Standing Ovation mit der innigen Zugabe "Summertime" belohnt, den die liebenswerte Sängerin mit der herzerwärmenden Stimme im Altarbereich zum Besten ab - zugleich auch das Finale eines Jahres herrlicher Kirchenmusik an der Kronacher Christuskirche.


Zur Person: Julia Klein

Ausbildung Die Sopranistin wurde in Köln geboren und studierte an der dortigen Musikhochschule im Aufbaustudiengang "Konzertexamen" bei Prof. Klesie Kelly-Moog. Meisterkurse bei renommierten Sängerpersönlichkeiten runden ihre Ausbildung ab.

Gastspiele Neben mehreren Hochschulproduktionen gastierte sie an den Theatern Solingen, Remscheid, der Kölner Oper, den Städtischen Bühnen Münster, den Wernigeröder Schlossfestspielen in "Hänsel und Gretel" in der Rolle der Gretel und bei der Sommer Oper Bamberg in "La Boheme" als Musetta. Mehrere Gastengagements führten sie an verschiedene Bühnen. Seit 2012 ist sie am Landestheater Coburg in mehreren Gastrollen auf der Bühne zu erleben.

Auszeichnungen Sie ist Stipendiatin des Richard Wagner Verbandes, der Kölnischen Rückversicherung, des Bergheimer Sängerpreises und Preisträgerin der Kammeroper Schloss Rheinsberg 2011.