Druckartikel: Hightech arbeitet in Nordhalben im Geheimen

Hightech arbeitet in Nordhalben im Geheimen


Autor: Marco Meißner

Nordhalben, Donnerstag, 20. Oktober 2016

Ein kleiner Betrieb in Nordhalben hat sich in der Industrie einen Namen gemacht. Doch was steckt hinter MTA-Prototyping?
Anita Michel aktiviert einen hochmodernen 3-D-Drucker, der mit Pulverschichten arbeitet.  Foto: Marco Meißner


Das Gebäude nahe der Nordwaldhalle wirkt unscheinbar. An der Tür sieht es aus wie vor jedem anderen, größeren Wohnhaus. Doch schnell zeigt sich, innen steckt viel mehr drin; Schilder weisen eindringlich darauf hin: Fotografieren und Filmen sind hier ein Tabu. Die ersten Schritte in die Räumlichkeiten offenbaren bereits den Grund dafür. Überall ist Hightech im Einsatz, die ganz spezielle Produkte herstellt - Prototypen.

Wer jetzt auf eine Art James Bond als Geschäftsführer wartet, ist allerdings schief gewickelt. Mit einem strahlenden Lächeln kommt Anita Michel unserem Reporter entgegen. Die junge Frau hat aus reiner Neugierde mit dem 3-D-Druck im Keller begonnen. Heute arbeitet sie mit sieben Angestellten für die großen Namen, unter anderem aus der Automobil- und Medizinbranche, ebenso wie für regionale Unternehmen. Welche das konkret sind? Das darf sie leider nicht publik machen.

Geheimhaltung! Das ist die oberste Devise, wenn Prototypen angefertigt werden.

Ganz offen kann sie hingegen über ihre Arbeitsgeräte sprechen: 3-D-Drucker in unterschiedlichsten Ausführungen. Sie arbeiten beispielsweise mit Harzen, Kunststoffen und Pulver. Es fallen Fachbegriffe wie Stereolithografie, Lasersintern oder Polylithografie. Teuer sind diese Gerätschaften allesamt. Einen guten 3-D-Drucker für den privaten Bereich siedelt Anita Michel bei einem Preis ab etwa 2000 bis 2500 Euro an. Für ihre Profivarianten darf man getrost zwei Nullen anhängen.


Die Industrie ist der Kunde

"So etwas hat mich schon immer interessiert, Technik hat mich schon immer begeistert", erzählt die Unternehmerin, die seit 2012 Geschäftsführerin von MTA-Prototyping ist. Ursprünglich hieß die Firma MTA-Modellbau. Doch das hat verwirrt, weil so mancher Eisenbahnmodelle und Ähnliches damit assoziiert hat. "Aber wir machen keine kleinen Modelle und arbeiten nicht für Heimwerker. Die Industrie ist unser Kunde. Wir haben daher auch keine Endkunden", erklärt Anita Michel.

Ihren Kundenkreis gewinnt die Firma vorwiegend über Mundpropaganda. "Unternehmen, die mit uns zufrieden sind, empfehlen uns weiter", erzählt sie. Auf Fachmessen tritt man ebenfalls in Erscheinung. Darüber hinaus wird es schwierig mit der Außendarstellung, denn wir kommen wieder zum Punkt: "Wir können nicht viel zeigen, weil wir unter Geheimhaltung stehen."


Jedes Stück ein Unikat

Was die Firma herstellt, kann bereits in der nächsten Autogeneration auftauchen. Nur wird man es nicht MTA zuordnen, denn bei den Prototypen wechseln mit der Erledigung des Auftrags auch die Rechte an einem solchen Teil zum Kunden. Aber zwei Mitarbeiter der Firma weisen darauf hin, dass ein Funktionsmodell sogar schon eine hohe Auszeichnung erhalten hat. Gefreut hat sich der Kunde, das junge Team bei MTA im Hintergrund allerdings auch.

Stolz ist man bei MTA auf die eigenen Produkte und die Teamleistung. Jedes Stück ist schließlich ein Unikat. Vom 3-D-Druck über den Schliff bis hin zu Fräsarbeiten und der Verwendung von Licht und Apps wird alles unter einem Dach geplant und umgesetzt. "Jeder Prototyp ist anders, da hat man kein Rezept", heißt es bei den Mitarbeitern, die sich neben der Produktion auch der Entwicklung widmen. Doch stellt sich nach langem Entwickeln endlich die ideale Lösung ein, ist das ein riesiges Erfolgserlebnis.

Auch im Markt Nordhalben dürfte die erfolgreiche Firma ein Erfolgsgefühl auslösen. Dort werden schließlich qualifizierte Arbeitsplätze geboten, die junge Leute - nur ein Mitarbeiter ist nicht ortsansässig - in der Region halten. Eine Erweiterung des Betriebs schließt Anita Michel nicht aus. Sie will mit MTA allerdings auch in diesem Fall unbedingt in Nordhalben bleiben und zählt dabei weiterhin auf die gute Unterstützung von Bürgermeister Michael Pöhnlein (FW). MTA erhofft sich die schnelle Realisierung des Projekts "Nordhalben Village", um neue Arbeitsplätze im Bereich Konstruktion und Entwicklung schaffen zu können.


In neues Gebäude gezogen

Dann würde das Team des Prototypen-Herstellers das nächste Kapitel der Unternehmensgeschichte aufschlagen - und das in einem rasanten Tempo. Schließlich war MTA 2012 noch im Keller angesiedelt, hat 2014 erst seine Erweiterung geplant und ist erst vergangenes Jahr mit seinen neuen Hightech-Geräten ins neue Gebäude eingezogen. Eine ganz besondere Erfolgsgeschichte, die da beinahe unbemerkt hinter verschlossenen Türen von Anita Michel und ihrem Team geschrieben wird.